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Christlicher Geist herrscht auch in der ASG

„Wir sind heute zusammengekommen, um in einem kleinen Rahmen das Jubiläum der Antoniter Siedlungsgesellschaft, kurz: der ASG, zu feiern. Dazu haben wir den Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, die vier Kölner Kirchenkreise und die Kirchengemeinden eingeladen. Herzlich begrüßt seien alle, die heute entsandt wurden und gekommen sind! Wir freuen uns sehr über das große Interesse – auch aus den Kirchengemeinden“. Mit diesen Worten eröffnete Gudio Stephan, kaufmännischer Geschäftsführer der Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, den Empfang zum 60-jährigen Bestehen der ASG.

Hinter der Sonnenbume: Der eine ASG-Geschäftsführer: Guido Stephan.....


... und hier der zweite ASG-Geschäftsführer: Wolfgang Stenzel

„So sin mer all he hinjekumme“
Zuvor feierten die ASG und die Geburtstagsgäste einen Gottesdienst unter dem Thema „Menschen finden eine Herberge“ in der Kölner Kartäuserkirche. Die Kirche war voll besetzt, 202 Menschen hatten sich zu Gottesdienst und Empfang angemeldet. Eingeladen waren neben den Kirchengemeinden aus dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, langjährige Mieter, Kollegen aus der Kölner Wohnungswirtschaft, Vertreter aus dem „Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen“ und aus dem Evangelischen Siedlungswerk in Deutschland und von der Stadt Köln. Die Zahl 60 war dann auch Bestandteil des Gottesdienstes. Stadtsuperintendent Rolf Domning bat beim Psalm 100 darum, dass die unter 60-Jährigen die eingerückten Verse lesen, die Älteren die nicht-eingerückten. Zur Melodie des kölschen Liedguts „So sin mer all he hinjekumme“ gab es Orgelimprovisationen und Erzählungen über das Heimat-Suchen und -Finden.

„Christlicher Geist herrscht auch hier in der ASG“
„Unser Haus ist multikulturell. Und das finde ich sehr schön. Wenn es zwischen uns nicht so gut klappen würde, wären wir sicher schon ausgezogen. Wir freuen uns über dieses Stück Heimat im Kölner Norden. Wir hoffen, dass wir noch lange gesund dort leben können“, erklärte das Ehepaar Jarzombek, seit über 50 Jahren Mieter bei der ASG. „Ich gehe wie die meisten Menschen nicht aus Spaß arbeiten, sondern um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten“, erzählte Hausmeister Olaf Berkowicz, der in der ASG seine berufliche Heimat gefunden hat. Berkowicz: „Wir geben Wohnraum für ältere und sozial schwache Menschen und dieser christliche Geist herrscht auch hier in der ASG“.

Appell für sozialen Wohnungsbau
„Ja, jetzt sind wir also 60 Jahre alt. Wenn man ’60‘ wird, bereitet man sich eigentlich so langsam auf den Ruhestand vor oder man hat zumindest die Absicht, allmählich in den Ruhestand zu gleiten, zum Beispiel in Form von Altersteilzeit“, sinnierte Stephan beim Empfang. Für die ASG solle das natürlich nicht gelten. Denn Immobilien seien ein langfristiges Wirtschaftsgut. „Da sind 60 Jahre ja wirklich noch kein Alter!“ Stephan zitierte die Gesamtsynode der Evangelischen Kirche in Deutschland aus dem Jahr 1950 und appellierte an die Kirchengemeinden sich am sozialen Wohnungsbau zu beteiligen: „Wichtiger als neue Glocken ist der soziale Wohnungsbau. Darum sollten Kirchengemeinden, die zu diesen Anschaffungen in der Lage sind, sich verpflichtet fühlen, einen dem Anschaffungswert angemessenen Betrag – 10 bis 20 Prozent – für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen“.

Macherinnen und Macher gesucht
„Wir brauchen niemanden, der uns sagt, was alles und warum etwas nicht geht, sondern wir brauchen Menschen, die uns sagen können, wie es geht“, formulierte der Geschäftsführer bei seinem Blick in die Zukunft. Gebraucht würden in Gremien, Verwaltung, Wirtschaft und Politik „kreative Köpfe, Macherinnen und Macher, die etwas bewegen wollen und verantwortungsbewusste Menschen, die aber auch das kalkulierbare Risiko nicht scheuen“. Ob das nun größere oder bescheidenere Ziele seien, könne er nicht allein beurteilen: „Fest steht, wenn wir es schaffen, alle für die Sache zu begeistern, dann werden wir auch gemeinsam Wege zu attraktiven Zielen finden. Fest steht auch: Wer keine Ziele hat, braucht die Wege erst gar nicht zu suchen.“

Knizia: „Das hat bisher noch keiner gedacht!“
Der Lindlarer Pfarrer Friedemann Knizia, der ein Grußwort sprach, betont, es sei gut, „dass die Evangelische Kirche in Köln und Region die ASG hat“ und die Gemeinden so mit Beratung, Knowhow und konkreten Bauprojekten unterstützt würden. Die Kirchengemeinden erlebten Stärkung in der Mitgestaltung und Verantwortung für den Sozialraum vor Ort. „Das ist die Stärke der Solidargemeinschaft und ihrer fachlichen Differenzierungen“, so Knizia. Das sei keine graue Theorie, sondern mittlerweile Realität im Bergischen: 30 Wohneinheiten, ökologisch, barrierefrei, werden zurzeit gebaut. „Und mittendrin die Kirchengemeinde mit ihrem neuen Gemeindehaus, das JUBILATE FORUM LINDLAR!“ Das bedeute Menschen, Vielfalt und Begegnung, nach dem Konzept eines Mehrgenerationenhauses. Knizia: „Alle, alles unter einem Dach“ und das problemlos erreichbar von der Ortsmitte aus, obwohl es topografisch die Oberstadt ist. Aber heute morgen ist der Aufzugsturm aufgestellt worden. Innovativ, spektakulär, Barrierefreiheit im Bergischen, nicht nur in Köln oder Düsseldorf. Das hat bei uns noch keiner gedacht, geschweige denn gemacht. Aber die Evangelische Kirche. So geht das, wenn man nur will!“ Die vollständige Rede im Wortlaut hier.

Pfarrer Friedemann Knizia aus Lindlar

Über seine Ziele und über die vergangenen 60 Jahre Sprach Guido Stephan in einem Gespräch mit Stefan Rahmann:
Frage: Herr Stephan, die ASG ist ein evangelischer Akteur auf dem Immobilienmarkt. Was ist an dem Unternehmen evangelisch?
Nun, zuerst natürlich, dass wir zu 100 Prozent der Evangelischen Kirche gehören. Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region hält 83 Prozent unseres Stammkapitals, das 6,5 Millionen Euro beträgt. Der Rest ist Eigentum der vier Kölner Kirchenkreise. Im Evangelischen Siedlungswerk Deutschland sind wir Mitglied neben anderen sieben evangelischen Wohnungsbauunternehmen, eine hundertprozentige Kirchentochter sind aber nur wir. Evangelisch sind wir auch deshalb, weil wir uns zu unserer sozialen Verantwortung im Bereich der Wohnungsversorgung bekennen. Wir wollen, dass die Menschen gut, preiswert und sicher wohnen.

Frage: Sind Ihre Mieter alle evangelisch? Nein, die Religion spielt bei der Vermietung keine Rolle. Wer bei uns eine Wohnung mieten möchte, muss einen Fragebogen ausfüllen. Nach der Religionszugehörigkeit wird aber nicht gefragt.

Frage: Kann sich jeder bei Ihnen für eine Wohnung bewerben? Prinzipiell ja. Unsere Wohnungen werden ja auch im Internet auf der Plattform Immobilienscout 24 angeboten. Es gibt aber auch Interessenten, die uns im Telefonbuch gefunden haben oder die in ihren Kirchengemeinden auf uns aufmerksam gemacht werden. Viele Mieter und Mieterinnen, die staatliche Unterstützungsleistungen beziehen, werden von der Stadt an uns verwiesen.

Frage: Welche Leistungen bietet die ASG an? Da ist natürlich in erster Linie die Bereitstellung von Wohnraum zu nennen. Wir vermieten 1.657 Wohnungen, davon 390 Sozialwohnungen, 676 Seniorenwohnungen und 559 frei finanzierte Wohnungen. Mitte der 90er Jahre betrug der Anteil an Sozialwohnungen 90 Prozent. In denen hatte die Stadt ein Belegungsrecht. Deren Anteil ist in den letzten Jahren stark zurück gegangen. Viele der öffentlich geförderten Wohnungen sind aus der Mietpreisbindung gefallen, da die öffentlichen Darlehn zwischenzeitlich getilgt sind. Wir sind aber nicht nur Vermieter. Wir sind auch ein Planungs- und Architektenbüro, seit wir 2002 die Bauabteilung des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region integriert haben.

Frage: Können Sie Beispiele ihrer Tätigkeit nennen? In Lindlar betreuen wir den Bau des Mehrgenerationenhauses der Evangelischen Kirchengemeinde Lindlar. Die Gemeinde wollte ein neues Gemeindezentrum. Doch dann stellte sich heraus, dass die Gemeindeglieder im Schnitt immer älter werden. Also entschied man sich für Mehrgenerationenhaus als Begegnungsstätte. Die Gemeinde hatte allerdings nicht genug Geld, um ihr Vorhaben zu verwirklichen. Die ASG hat ihr für das neben der Jubilate-Kirche liegende 3300 Quadratmeter großes Grundstück abgekauft. Auf dem errichten wir Eigentumswohnungen und eine Demenzwohngruppe errichten. Überhaupt ist, Wohnen im Alter‘ für uns ein großes Thema. Wir haben beispielsweise eine Demenz-Wohngruppe in Köln-Bayenthal an einer Seniorenwohnanlage angebaut, die sich etabliert hat. Darüber hinaus denken wir auch über andere Wohnformen für ältere Menschen nach. Integration von Tagespflege ist da ein Stichwort.

Frage: Engagieren Sie sich in Kirchengemeinden vor Ort? Natürlich. Die Anfragen aus den Gemeinden nehmen spürbar zu. Schließlich verfügen sie über einen großen Immobilienbestand. Wir übernehmen die technische Planung von Umbauten, begutachten kirchliche Gebäude, bereiten Ausschreibungen vor und übernehmen auch die Bauleitung. Im Moment begleiten wir viele Gemeinden beim Umbau ihrer Kindergärten. Mit den Mitteln aus dem Konjunkturprogramm des Bundes sollen dort mehr Plätze für Kinder unter drei Jahren eingerichtet werden. Es gibt auch Gemeinden, die Probleme mit ihren Immobilien haben und sich von ihnen trennen wollen. Wir haben auch schon Pfarrhäuser und Küsterhäuser übernommen und vermietet. Die Diakonie Michaelshoven beispielsweise hat in solchen Häusern Jugend- und Behindertengruppen untergebracht. Allerdings können wir nicht alle Immobilien übernehmen. Bei Pfarrzentren ist es schwierig. Oft ist für die im Bebauungsplan die Nutzung für gemeindliche Belange festgeschrieben. Bei Übernahmen von Immobilien müssen wir 75 Prozent Fremdkapital aufnehmen. Wir dürfen also auch die Wirtschaftlichkeit der Objekte nicht aus dem Blick verlieren. Wir verwalten außerdem auch kirchliche Gebäude, die im Besitz von Gemeinden sind.

Frage: Erwirtschaftet die ASG Gewinne? Ja. Wir sind eine Wohnungsbaugesellschaft des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region, ein Wirtschaftsunternehmen des sozialen Wohnungsbaus. In 2009 haben wir einen Jahresüberschuss von 370.000 Euro erzielt. Wir sind wie jedes andere Unternehmen natürlich bestrebt, schwarze Zahlen zu schreiben. Seit 2004 schütten wir in jedem Jahr eine Dividende von vier Prozent auf das Stammkapital an unsere Gesellschafter, also den Evangelischen Kirchenverband Köln und Region sowie die vier Kirchenkreise aus. Das war 256.000 Euro im Jahr 2009, die den entsprechenden Haushalten zugute kamen.

Frage: Welches ist die nächste große Herausforderung? Das Diakonische Werk Köln und Region wird sein Bürogebäude an der Brandenburger Straße hinter dem Kölner Hauptbahnhof verlassen und mit auf das Gelände des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region ziehen. Dafür wird unter anderem ein komplett barrierefreier Neubau an der Kartäusergasse errichtet. Diesen Bau planen wir gerade. Für den Neubau wird die ehemalige Bibliothek abgerissen. Damit beginnen wir in Kürze. Unsere Planungen sehen vor, dass das neue Gebäude Ende 2012 fertig ist.

Text: ran/knap
Foto(s): richter