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Berufliche Perspektive für Langzeitarbeitslose und „Schnäppchen“ für Menschen mit geringem Einkommen: Im neuen „Kaufhaus Kalk“ des Diakonie Michaelshoven e.V.

An der Kalker Hauptstraße 177 eröffnete der Fachbereich Integrationshilfen der Diakonie Michaelshoven e.V. ein Kaufhaus, in dem Langzeitarbeitslose eine berufliche Perspektive finden und Menschen mit geringem Einkommen günstig einkaufen könen.

Gedränge am Eröffnungstag
Eine lange Schlange vor der Kasse – und dann versagt die Technik ihren Dienst. „Die Kassen sind ausgefallen, wir müssen von Hand rechnen“, sagte Marktleiter Ruben Wend entschuldigend zu den Kunden. Die nahmen die Panne am Eröffnungstag relativ gelassen hin. „Im Schlangestehen habe ich ja Erfahrung“, erwiderte ein Mann im abgetragenen Jogginganzug sarkastisch. Er meinte damit die Wartezeiten bei der Arge, und wie er gehören die meisten Kunden im neuen „Kaufhaus Kalk“ zu der Gruppe Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit relativ wenig Geld bestreiten müssen. Nun ist das neue Geschäft an der Kalker Hauptstraße 177 kein neuer Billig-Discounter oder Ein-Euro-Schnäppchenmarkt, sondern ein soziales Projekt: Betrieben wird das Stadtteilkaufhaus von dem Diakonie Michaelshoven e.V..

Kleidung, Haushatsartikel und Saisonware
Deren Fachbereich Integrationshilfen hatte die Idee, angelehnt an ein ähnliches Projekt in Düsseldorf. Zwei Ziele werden damit verfolgt. „Zum einen wollen wir Langzeitarbeitslosen wieder eine Rückkehr in den Beruf ermöglichen, zum anderen wollen wir Menschen mit geringem Einkommen eine Möglichkeit zur günstigen Nahversorgung bieten“, erläuterte Monika Vog von der Unternehmenskommunikation der Diakonie Michaelshoven. Obwohl die ihren Sitz im Kölner Süden hat, ist der Fachbereich Integrationshilfen stark im rechtsrheinischen Köln engagiert. Neben dem Kaufhaus als jüngstem Objekt werden noch die Frauenberatungs- und Kriseninterventionsstelle in Kalk, eine Notschlafstelle in Porz und eine Beratungsstelle in Finkenberg.

Rabattkarte für Menschen mit geringem Einkommen
Auf 450 Quadratmetern Verkaufsfläche auf zwei Etagen bietet das „Kaufhaus Kalk“ Textilien für Kinder und Erwachsene, Babynahrung, Windeln, Spielzeug, Bürobedarf und Haushaltsartikel. „Es ist auch geplant, Saisonware, beispielsweise für Karneval oder Weihnachten, ins Sortiment aufzunehmen“, sagt Vog. Bei den Artikeln handelt es sich um Secondhand- und so genannte 1b-Ware, alles in guter Qualität und günstig. Versorgt wird das „Kaufhaus Kalk“ zurzeit noch aus den Lagern der Firma „Renatec“ in Düsseldorf, die dort mehrere solcher Kaufhäuser betreibt und als Kooperationspartner bei der Entwicklung des Konzepts für Kalk mithalf. Von „Renatec“ wurde auch die „faircard“ übernommen. Die Rabattkarte räumt allen Kunden einen Preisnachlass von drei Prozent ein, Menschen mit niedrigem Einkommen und entsprechendem Nachweis erhalten sogar 30 Prozent. „Durch die neutrale Karte wird niemand bloß gestellt, der von Hartz IV oder zu kleiner Rente leben muss“, begründet Vog das Konzept.

Beschäftigung für neun Langzeitarbeitslose
Gerade in Kalk ist die Konkurrenz von Billigläden sehr groß. Ruben Wend zeigt sich davon allerdings nicht beeindruckt. „Wir verkaufen günstige Sachen, die auch tatsächlich benötigt werden“, ist er vom Erfolg des „Kaufhauses Kalk“ überzeugt. Ein Jahr lang führt der 37-Jährige das Kaufhaus, bis das Projekt sich etabliert hat. Zurzeit hat er fünf Mitarbeiter, Ende Mai sollen es dann neun in Voll- und Teilzeit sein. Alles Langzeitarbeitslose, die durch eine Schulung auf den Einsatz im Einzelhandel vorbereitet worden sind. „Wir müssen die Miete und einen Großteil der Gehälter selbst erwirtschaften“, betont Vog, dass es sich bei dem Projekt um keine „Spielerei“ handelt. Erfahrungen in der realen Arbeitswelt können die Mitarbeiter sammeln, und dazu gehören eben auch lange Schlangen vor einer defekten Kasse.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Fleischer