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ACK-Vertreter haben die Charta Oecumenica für Köln unterzeichnet – jetzt beginnen die Ökumenemonate bis zum Kirchentag 2007

2001 ratifizierten in Straßburg Vertreter der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und des Rates der Europäischen Bischofskonferenz (CCEE) die Charta Oecumenica. Die Charta Oecumenica, deren Basis Gottes Gabe und das gemeinsame Bekenntnis zu dem einen Glauben, die Gestaltung der sichtbaren Gemeinschaft der Kirche und die gemeinsame Verantwortung der Christen in Europa ist, will mehr als ein Appell zu ökumenischer Freundlichkeit sein. Es geht um die Gestaltung der ökumenischen Gemeinschaft auch auf lokaler Ebene, dadurch, dass das Evangelium gemeinsam verkündigt wird, aufeinander zugegangen und gehandelt wird, miteinander gebetet und die Dialoge fortgesetzt werden. Innerhalb eines sehr gut besuchten ökumenischen Festgottesdienstes in der evangelischen Antoniterkirche wurde diese Charta Ende Januar 2006 von Vertretern der 15 Mitgliedskirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln (ACK) für die Stadt und Umgebung unterschrieben. Für den Evangelischen Kirchenverband Köln und Region zeichnete Stadtsuperintendent Ernst Fey, für die katholische Kirche Stadtdechant Johannes Bastgen. Mit den Repräsentanten der orthodoxen, lutherischen, freikirchlichen, altkatholischen und anderen ACK-Kirchen dokumentierten sie die gemeinsame Berufung zur Einheit im Glauben. Sie verpflichteten sich, die in der Charta formulierten Leitlinien lokal umzusetzen und die ökumenische Kultur auf allen Ebenen kirchlichen Lebens zu fördern.


Zeit des Weitergehens
„´Alles hat seine Zeit´, dieses Wort gilt auch für die Ökumene. Eine Zeit des Suchens und Findens.“ Jetzt sei eine Zeit des Weitergehens, begrüßte ACK-Köln-Vorstandsmitglied Dr. Martin Bock, Ökumenepfarrer im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, „zu diesem besonderen ökumenischen Gottesdienst“. Er wies hin auf die ökumenische Tradition dieses Ortes. Unter anderem fänden in der Antoniterkirche seit einiger Zeit regelmäßig, am letzten Sonntag im Monat, ökumenische Abendgebete statt.
Auch Dechant Monsignore Rainer Fischer, Vorsitzender der Kölner Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK), freute sich über die große Besucherzahl. „Was mich noch mehr freut, ist, dass hier die Vertreter der Mitgliedskirchen zusammen kommen. Sie verpflichten sich, nicht nur Worte zu machen, sondern das umzusetzen, was sie ratifizieren. Das macht mich ganz besonders froh für die Stadt Köln.“ Die Unterzeichnung sei keine Endstation, sondern ein Anfang.
„Es ist noch Platz für die Kirchen, die im Moment noch nicht bereit sind für die Unterzeichnung“, sagte Pfarrerin Susanne Beuth nach der feierlichen Ratifizierung der Vereinbarung durch die Kölner Mitgliedskirchen. Tatsächlich gebe es eine Reihe anderer Kirchen, die sich für den Text interessieren würden, so Fischer. Aber bei ihnen bedürfe es noch einer Klärung mit den jeweiligen Leitungsgremien. „Die Unterschriften, die heute geleistet wurden, sind Gold wert für Köln. Wenn Sie nach zwei Jahren immer noch nichts gemerkt haben von Fortschritten, dann mahnen sie uns an diesen Text“, bat Fischer die Zuhörer.

„Wir sind noch nicht fertig“
In seiner Predigt bezog Stadtsuperintendent Ernst Fey sich auf den Text aus Matthäus 18, 19-22. So sagt Jesus in Vers 19: „Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.“ Gott sei es letztlich, der das Einswerden schenke, betonte Fey. „Und die zwei ist nicht die numerische Anzahl der zu Beteiligenden. Und eins sind wir heute nicht! Wir sind noch nicht fertig. Das steht nicht nur in den Texten! Das wissen wir auch so.“ Gemessen an den Erfahrungen von Trennungen und Spaltungen noch vor fünfzig Jahren sei man aber wirklich auf einem anderen Weg. „Wir sind mit dem Text der Charta auf einem erweiterten Weg in unserer ökumenischen Bewegung“, sprach Fey. „Es ist eine große Erweiterung und Ermutigung für unser gemeinsames Christ sein hier vor Ort.“ Unser gemeinsames Christ sein werde daran gemessen, „wo wir Gott mit seinem Wort und seinem Geist in unseren Kirchen wirklich Raum geben und wo wir der Gefahr widerstehen, die Räume zu eng zu gestalten“.

„Glaubwürdigkeit unserer Worte und unseres Handelns“
Fey fragte, wie das Gebet Christi „Alle sollen eins sein…“ (Joh. 17,21) letztlich realisiert werden könne. In der Frage nach der Vergebung in den Versen 20 und 21 bei Matthäus sei ein Schritt vorgezeichnet. „Wenn Christus unter uns ist, wenn sein Geist uns in den Worten der Heiligen Schrift begegnet, dann können wir Sorge tragen für den anderen Menschen und für seine Ebenbildlichkeit Gottes.“ Kirchen hätten zur Versöhnung der Völker und Kulturen beizutragen. „Das beginnt da, wo auf lokaler Ebene das Evangelium gemeinsam verkündigt wird, wo wir mehr noch aufeinander zugehen und vor allem in dem Ziel der Sichtbarmachung der Einheit weiter auf dem Weg bleiben.“
Dabei komme es allein an auf die „Glaubwürdigkeit unserer Worte und unseres Handelns. Da ist für mich der Weg auch nicht das Ziel, sondern die bewusste Erinnerung, dass wir in Christus eins werden sollen.“ Das könne nur im Dialog geschehen, der offen fortgesetzt werden müsse, und im gemeinsamen Gebet. Aus der uns von Gott zugesagten Gemeinschaft folgerte Fey, „dass wir gemeinsam handeln um der Menschen willen“. Da öffne sich die Charta zu den Juden, denen wir besonders verbunden und aus unserer Geschichte verantwortlich seien. Da erfordere sie „auch von uns Gesprächsbereitschaft, um die Wertschätzung gegenüber den Muslimen“ zu verdeutlichen.  „Für diesen Weg und die genannten Ziele brauchen wir weiterhin einen langen Atem“, prognostizierte Fey. Jemand habe es schön formuliert: „Durch die Charta wird das Netz enger geknüpft.“ Damit „keiner so schnell hindurchfällt und sich immer mehr getragen weiß“.

Position beziehen „gegen das Geschwätz in der Welt“
Die Unterzeichnung der Charta Oecumneica für Köln gilt auch gleichzeitig als der Beginn der Ökumenemonate in den christlichen Gemeinden von Köln und Region – und damit als Beginn der ökumenischen Veranstaltungen im Vorfeld des Deutschen Evangelischen Kirchentags (DEKT) 2007 in Köln. „Wenn wir uns so gemeinsam auf den Weg zum evangelischen Kirchentag 2007 hier in Köln machen, (…) dann können wir ökumenische Akzente setzen, die unsere Glaubwürdigkeit stärken.“  Im Strom der Zeit könnten wir uns an Gottes Wort festmachen. „Es ist lebendig und nicht tot wie viele immer wieder meinen.“ Es sei kräftig, ermutigend, tröstend. „Es ist schärfer, weil wir als versöhnte Menschen durch Gott klar Position beziehen müssen gegen das Geschwätz in der Welt, klar für die Würde und Gerechtigkeit jedes Menschen einzutreten“, spielte der Stadtsuperintendent auf die Losung des  DEKT 2007 an. Dafür seien die Worte der Charta ein klares Signal, ein Weg mit konkreten Verpflichtungen. „Kirche im vollen Sinne können wir nur sein mit den anderen!“, zitierte Fey. „Dann ist Ökumene ein Segen für Köln.“

Beginn der Ökumenemonate  im Vorfeld des DEKT
Gleichzeitig mit der Ratifizierung wurden die Ökumenemonate eröffnet: Bis zum DEKT 2007 sind auf lokaler Ebene benachbarte Gemeinden verschiedener Konfession eingeladen, sich für jeweils einen Monat zusammen zu tun, erläuterte Dechant Rainer Will. Ziele seien Glaubensvertiefung und geistliche Erneuerung, praktische pastorale Zusammenarbeit vor Ort sowie die Vorbereitung auf den Kirchentag. Um für die Teilnahme an den Ökumenemonaten zu werben, wurden im Gottesdienst Karten mit Informationsflyern verteilt´: „Gehen Sie mit dieser Karte in ihre Gemeinde“, forderte Bock auf. „Wenn ihre Gemeinde sich noch nicht angemeldet hat, fragen Sie ihren Pfarrer, warum machen wir da nicht mit. Es ist ein lebendiges, kräftiges Zeichen.“ Mehr darüber hier.

Tipps: Texte zum Nachlesen
Den kompletten Text der Charta Oecumenica können Sie hier nachlesen.
Die Predigt des Stadtsuperintendenten finden Sie hier.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich