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126 Veranstaltungen in 10 Jahren: Das Lindenthaler Forum Paul-Gerhardt-Kirche feierte

Walter Ludwigs hat wie immer die exakten Zahlen zur Hand. „Bei dem Fest zum zehnjährigen Bestehen des Forums Paul-Gerhardt-Kirche hatten wir 123 Besucher bei der Vernissage, 63 Menschen haben sich tagsüber die Ausstellung angesehen, und 104 Gäste konnten wir am Abend bei unserem Programm begrüßen.“

Eine durchweg positive Bilanz
zieht der Vorstandsvorsssitzende des Forums damit für den Jubiläumstag. Los ging das „ForumsFest“ morgens mit einer Ausstellungseröffnung. Der Maler Maurilio Minuzzi und der Fotograf Ciro Pascale zeigten Werke unter dem Titel „Italienische Reise“. Minuzzi präsentierte imaginäre Impressionen in verfremdeten Farben aus seinem Heimatland, Pascale hat sich intensiv der Architekturfotografie gewidmet. Die Ausstellung ist noch bis zum 18. September zu sehen: Paul-Gerhardt-Kirche, Gleueler Straße/Ecke Lindenthalgürtel, geöffnet montags bis freitags 17 bis 19 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 14 Uhr.

In einem Gesprächskonzert kam Kantorin Ursula Döll seltener als geplant zum Orgel spielen – einfach, weil das, was Philipp Klais – Bonner Orgelbauer in vierter Generation – zu erzählen hatte, so spannend war.

Danach erörterten der Kulturexperte Ludwig Theodor von Rautenstrauch und Manfred Kock, Altpräses der Evangelischen Kirche im Rheinland und ehemals Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), in einem Podiumsgespräch die Bedeutung der Kultur für die Kirche. Kock monierte, dass die Gemeinden die Kultur noch zu wenig nutzten, vor allem, wenn es darum gehe, Jugendliche anzusprechen, die immer stärker die Kultur prägten. ´

Das „Forum“ signalisiert: „Einladende Gemeinde“
Solche Defizite kann man den Initiatoren des Forums Paul-Gerhardt-Kirche nicht nachsagen. 126 Veranstaltungen in den Bereichen Kunst, Musik, Vorträge, Lesungen und Aufführungen haben sie in den vergangenen zehn Jahren organisiert. Schon in den 80er Jahren definierten sich die Lindenthaler Protestanten als „einladende Gemeinde“. Politiker wurden zum Beispiel vor Wahlen eingeladen, um ihre Ziele vorzustellen.

1995 entschloss man sich, den Verein Forum Paul-Gerhardt-Kirche zu gründen. „Die Gründer und Gründerinnen verfolgten zwei Ziele“, erinnert sich Ludwigs: „Zum einen wollten wir den Aus- und Umbau der Paul-Gerhardt-Kirche mitfinanzieren. Zum anderen wollten wir aber kein reiner Kirchbauverein sein.“ Der Dialog zwischen der Kirchengmeinde und den Bürgern wurde bei den zahlreichen Veranstaltungen in Gang gesetzt. Dieser Dialog bewegt sich zwischen der christlichen Botschaft und dem gesellschaftlichen Leben. Angesprochen werden laut Ludwigs zur Hälfte Gemeindeglieder, zur anderen Hälfte Kirchenferne. Oft wurden gesellschaftliche Tabus gebrochen, etwa bei Ausstellungen mit Themenschwerpunkten wie Transsexualität oder spastische Lähmungen. Höhepunkte waren etwa die Ausstellungen mit Zeichnungen von Günter Grass – einmal kam der Künstler tatsächlich zur Eröffnung – oder die künstlerische Verfremdung ausgedienter Gesangbücher. Den Kontakt mit Jugendlichen pflegt das Forum dank einer Kooperation mit drei Schulen. Zwei Ausstellungen mit den Themen „Vergänglichkeit“ und „Wirklichkeit“ – Werke der Schülerinnen und Schüler – waren bereits in der Paul-Gerhardt-Kirche zu sehen. Im kommenden Jahr arbeiten die Jugendlichen zum Thema „Spuren suchen und Spuren legen“.

Große Ereignisse…
… werfen auch in Lindenthal ihre Schatten voraus. 2007 steht das Paul-Gerhardt-Jahr an. Vor 400 Jahren, am 12. März 1607, wurde der protestantische Pfarrer und Liedschreiber in Gräfenhainichen in Sachsen geboren. Für das Jubiläumsjahr planen Ludwigs und das Kuratorium des Forums eine Ausstellung. Künstlerinnen und Künstler werden aufgerufen, Strophen eines Kirchenliedes von Paul Gerhardt in Bildern, Radierungen oder Ähnlichem umzusetzen.

Text: Rahmann
Foto(s): Paul-Gerhardt-Forum