„Es wölbt sich zu Häupten unbändiger Himmel, zerrissene Wolken jagen einher, blautrunkene Wälder flammen im Westen, unendliche Wege dehnen sich aus…“ So beginnt Lotte Hörmann-Sillers Gedicht „Chorin“ von 1921. Vermittelt es zunächst die Beobachtung einer bestimmten Landschaft, wird in der Fortsetzung deren Beseeltheit betont: „Unbändiges Herze, du bist in allem, in Sternen und Häusern, in Fernen und Feld. Du pochst in aller Wesen Geschicke…“

Lotte Hörmann-Siller: Die Sicht auf die inneren Dinge
Lotte Hörmann-Siller, 1895 in Barmen geboren, von 1936 bis zur ihrem Tod 1971 in Bergisch Gladbach ansässig, war nicht nur Lyrikerin. Als bildende Künstlerin hat sie auch zahlreiche Zeichnungen, Pastell- und Ölgemälde geschaffen. Insbesondere sind es ausdrucksstarke, symbolistisch geprägte Landschaften, deren Farben und Formen von der „wunderreichen Gestaltenfülle der schöpferischen Kraft“ sprechen. Wie in ihren lyrischen Werken geht es Hörmann-Siller auch in der Malerei um die Hinwendung zum Lebendigen wie Geistigen in der Natur. Um die Sicht auf die inneren, nicht sichtbaren, doch geahnten und gefühlten Welten. Es geht ihr allgemein um Kontemplation und Erkenntnis.

Die Ausstellung „Zwíschen Erde und Himmel“, die am Pfingstmontag im Gemeindesaal der Gnadenkirche in Bergisch Gladbach mit einer Lesung und Klavierstücken eröffnet wurde, macht dokumentarisch mit Hörmann-Sillers Doppelbegabung bekannt. Originale ihrer 172 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen sucht man dabei leider vergeblich, aus Sicherheitsgründen wurde nur zur Vernissage eine kleine Auswahl gezeigt.

Die dokumentarische Ausstellung mit Lyrik und Reproduktionen von Bildern der 1971 verstorbenen Bensbergerin Lotte Hörmann-Siller im Gemeindesaal der Gnadenkirche Bergisch Gladbach, Quirlsberg 3, ist noch bis 15. Juli jeweils montags und mittwochs von 10.30 bis 11.30 Uhr, donnerstags von 18.30 bis 19.30 Uhr sowie sonntags, nach dem Gottesdienst, von 11 bis 12 Uhr geöffnet.


Lotte Hörmann-Siller und Eduard Mörike
„Ihr Gesamtwerk ist durch die Einheit von Text und Bild bestimmt, und sollte auch vor diesem Hintergrund verstanden werden“, betonen die in Bensberg lebenden Organisatoren der Ausstellung, die beiden Künstler Michael Gnade und Dina Savi. „Bei ihr gebiert das eine das andere“, stellt Gnade fest. Er ist Hörmann-Sillers Pflegesohn, und seit ihrem Tode im Besitz des Nachlasses. 2000 hat er begonnen, sich „so richtig damit zu beschäftigen“, und das geistige wie künstlerische Erbe mit Hilfe von Savi der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Unter anderem entstand der Film „Seelen-Lust“, der Hörmann-Sillers Schaffen in Beziehung zur seelenverwandten Dichtung von Eduard Mörike setzt. Im April in der Gnadenkirche uraufgeführt, wird Gnades Film am Samstag, 14. August, 19 Uhr, im Rahmen einer Soirée auf dem Gelände des von Gnade gegründeten Literatur-Forums Bensberg, Bergisch Gladbach, Im Alten Feld 23, sowie voraussichtlich im Oktober in der evangelischen Kirche in Bensberg wiederholt.

Mörikes 200. Geburtstag  in Bergisch Gladbach
Wie diese Aufführungen ist auch die Ausstellung Teil der „bundesweit umfangreichsten“ Veranstaltungsreihe zum 200. Geburtsjahr des Dichters und Pfarrers Eduard Mörike. Initiiert von Gade und Savi, wird sie unter anderem unterstützt von der Evangelischen Kirchengemeinde Bergisch Gladbach, Bezirk Gnadenkirche. Dort findet am Mittwoch, 8. September, 19.30 Uhr, auch der Festakt zum 200. Geburtstag Mörikes statt. Unter anderem wird dabei die Ausstellung „Mörikes Peregrina“ eröffnet, in der Gnades Fotografien, Zeichnungen und Plastiken gezeigt werden, die zu seinem Buch- und Filmprojekt „Peregrina“ entstanden sind.

Am Wochenende 11. und 12. September steigt dann an der Gnadenkirche das Eduard-Mörike-Festival mit Literatur, Kunst, Musik und Feuerwerk. „Dann wird der gesamte Quirlsberg in die Zeit des Biedermeier versetzt“, freut sich Pfarrer Thomas Werner.

Weitere Information zum Mörike-Jubiläumsjahr in Bergisch Gladbach sind hier zu finden, alle Mörike-Veranstaltungen der evangelischen Gnadenkirche hier.

Drucken