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„Die Jugendlichen sind da, weil sie es wollen“

Der Mai ist die Zeit der Konfirmationen. Rund 20.000 Jugendliche werden jedes Jahr in der Evangelischen Kirche im Rheinland konfirmiert. Mit der Konfirmation bestätigen Jungen und Mädchen ihren Glauben, nachdem sie bereits getauft wurden. Sie bekommen von der Pfarrerin oder dem Pfarrer den Segen zugesprochen, ihr Konfirmationsspruch unterstreicht dies, und sie gelten als mündige Gemeindeglieder, die das aktive Wahlrecht besitzen und Taufpaten werden können. Die Konfirmandenarbeit bereitet die Jugendlichen auf die Konfirmation vor, darüber haben wir mit Pfarrer Andreas Daniels gesprochen. Daniels ist seit 2004 Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Porz an der Markuskirche für den Bezirk Eil.

Pfarrer Daniels, mit welchen Themen erreichen Sie die Konfirmanden am besten?
Mit der Bibel können sie oft wenig anfangen. Spannend sind für die Jugendlichen Themen, bei denen es um Strukturen und Gerechtigkeit geht. Die Jugendlichen sind ja in einem Alter, in dem sie Halt suchen. Wenn man dieses Bedürfnis bedient, kann man die Jugendlichen wirklich gut erreichen. Erstaunlich ist auch immer das große Interesse am Abendmahl. Da sind sie alle voll dabei.

Welche Voraussetzungen müssen die Konfirmanden erfüllen, um zur Konfirmation zugelassen zu werden?
Die Konfirmanden müssen 15 Gottesdienste besucht haben, den 23. Psalm, das Glaubensbekenntnis und das "Vater unser" auswendig kennen und regelmäßig am Unterricht teilgenommen haben.
Bei uns findet der Konfirmandenunterricht mittlerweile monatlich, samstags in einem Block von fünf Stunden, statt. Von diesen Blöcken gibt es in einem Jahr Konfirmandenzeit zehn bis elf. Der Vorteil, den ich darin sehe, ist, dass die Schüler heutzutage in der Schule so belastet sind, dass man sie am Nachmittag nicht mehr motiviert bekommt. An den Samstagen sind sie deutlich konzentrierter.

Wie viele Konfirmanden haben Sie in Ihrer Gemeinde?
Wir haben in der Markuskirche in Eil in diesem Jahr zwei Konfirmationsgottesdienste, da wir 31 Konfirmanden haben. Allerdings haben wir in diesem Jahr den Konfirmandenunterricht zum ersten Mal aus allen Bezirken in Porz zusammengelegt. Das heißt, um die insgesamt 75 Konfirmanden haben sich 20 bis 25 Teamer – also ehemalige Konfirmanden, die uns unterstützen -, vier Pfarrer und der Jugendleiter während der Konfirmandenzeit gekümmert. Dass wir das gemacht haben, liegt auch an dem Rückgang der Konfirmandenzahlen.

Wie stark macht sich der Rückgang bei Ihnen bemerkbar?
Sehr stark. Als ich vor elf Jahren in den Bezirk der Markuskirche gekommen bin, hatten wir ca. jeweils 30 Konfirmanden in den Bezirken Eil und Urbach. Vor fünf Jahren habe ich die beiden Bezirke zusammengelegt. Heute sind es 31 Konfirmanden und im nächsten Jahr habe ich sogar nur knapp 20.

Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Liegt das an den Kirchenaustritten?
Daran natürlich auch. Das ist eine Mischung aus vielen Faktoren. Das liegt zum Beispiel auch an der demographischen Entwicklung in meinem Bezirk. Darüber hinaus sind viele Kinder eben nicht evangelisch oder überhaupt christlich. In Finkenberg gibt es im kommenden Jahr zum Beispiel gar keine Konfirmanden mehr.

Was hat sich aus Ihrer Sicht neben der Anzahl der Konfirmanden noch geändert?
Die Motivation! Am Anfang meiner Zeit als Pfarrer sind die Jugendlichen zur Konfirmation gegangen, weil die Eltern oder Großeltern das so wollten. Heute ist das den Meisten freigestellt. Die Jugendlichen sind also da, weil sie da sein wollen. Das hat insgesamt die Stimmung positiv verändert. Sie sind ansprechbarer, offener, interessierter. Natürlich lockt bei einigen auch das Geld und sie kommen deshalb.

Was ist aus Ihrer Sicht ein gutes Geschenk zu diesem Anlass?
Die Konfirmation ist der Übergang zum Erwachsenenalter, es wäre doch schön, wenn man den Jugendlichen etwas für die Zukunft mitgeben würde. Manche Konfirmanden bekommen beispielsweise einen Kurs geschenkt für etwas, das ihnen besonders viel Spaß macht, zum Beispiel zum Musik machen, backen, malen oder nähen.

Text: Sandra Kaufmann
Foto(s): Sandra Kaufmann