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„Leinen los!“ Pfarrer Michael Miehe spricht über den gelben Raben Jakob zu Kathinka Brunotte (im Boot) bei ihrer Verabschiedung

Zugewandt, empathisch, mit offenem Ohr: Kathinka Brunotte wurde in Rodenkirchen verabschiedet

Die Jüngsten saßen vorn auf den Mini-Gottesdienst-Kissen, ganz nah dran. Geige und Flöte umrahmtem den feierlichen Gottesdienst in der Erlöserkirche. Als Kathinka Brunotte nach sieben Jahren aus der Evangelischen Kirchengemeinde Rodenkirchen verabschiedet wurde, lagen ihr nicht zuletzt die Allerkleinsten am Herzen, denn einer ihrer Schwerpunkte war die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Ein Aushängeschild ihrer siebenjährigen Tätigkeit ist der von ihr initiierte Mini-Gottesdienst.

Jung und Alt waren ein Team
Sehr gut besucht war die Rodenkirchener Erlöserkirche bei diesem Familiengottesdienst zur Verabschiedung von Kathinka Brunotte. „Die Liedzettel haben nicht gereicht“, erzählt sie und schmunzelt: „Wir haben noch Zettel nachgedruckt und die Glocken dann ein bisschen länger läuten gelassen.“ Bei ihrer stimmungsvollen Verabschiedung haben Jung und Alt als Team zusammengearbeitet – sowohl bei der Vorbereitung als auch im Gottesdienst. Eine große Freude für Brunotte, entsprach dieser Gottesdienst doch genau ihren eigenen Vorstellungen von einer lebendigen und gut funktionierenden Gemeinde.

Pfarrersein gleicht dem Zehnkampf
„Leinen los: ablegen und neu anfangen“, unter diesem Motto wurde zur Verabschiedung eine kleine Szene mit einem Schlauchboot in der Erlöserkirche aufgeführt. Michael Miehe, seit 30 Jahren Pfarrer in Köln-Rodenkirchen, gab der scheidenden Pfarrerin aus seinem großen Erfahrungsschatz Worte für ihren weiteren Dienst mit auf den Weg: „Ein Pfarramt ist mehr Marathon als Sprint. Es kommt nicht auf die eine punktuelle Höchstleistung an, sondern auf den langen Atem, der reichen muss. Oder, um noch ein Bild aus dem Sport zu bemühen: Pfarrersein gleicht dem Zehnkampf. Zehnkämpfer bringen in keiner Disziplin die Spitzenleistungen wie die, die nur diese Sportart ausüben. Aber sie bringen Leistungen in vielen Feldern.“

Berührt von den Worten der Jugendlichen
Eigens für den Tag der Verabschiedung hatten die Kantorei Rodenkirchen und der Chor „Voices of Joy“ eine gemeinsame Chorgruppe gebildet. Jugendliche lasen Texte, die vom Abschied und Neubeginn handelten und Ehrenamtliche hatten dazu Fürbitten formuliert. „Ich war sehr berührt von den Worten der Jugendlichen, in denen deutlich zu hören war, dass ich mich verabschiede, und dass es der Gemeinde nicht leicht fällt“, sagt Brunotte, die sich über die vielen Zeichen der Zuwendung sehr gefreut hat. Dann gab es noch eine weitere Überraschung: Am Tag ihrer Verabschiedung wurde das „Café am Turm“ offiziell eröffnet. Sie selbst hat das Café ins Leben gerufen, bei dem einmal wöchentlich Gespräche über den Glauben stattfinden – draußen vor der Kirche.

Vorfreude und Wehmut: Kathinka Brunotte verlässt Rodenkirchen und geht nach Viersen

Arbeit „mit viel Herzblut“ 
Christiane Reich, Stellvertretende Presbyteriumsvorsitzende, bedankte sich bei Brunotte für ihre Arbeit, die sie „mit viel Herzblut“ geleistet habe. Im Namen des Presbyteriums sagte sie: „Von Anfang an bist Du – und so habe ich persönlich Dich auch kennengelernt – auf alle Menschen zugegangen, warst zugewandt und empathisch, hattest immer ein offenes Ohr für die Fragen und Sorgen der Menschen. Es gelang Dir, die verschiedenen Altersgruppen in der Gemeinde anzusprechen, von den kleinen Kindern bis zu den Konfirmanden, von den jungen Erwachsenen über die Familien bis zu den Senioren. Auch die kirchenferneren Menschen.“ Zum Schluss verlieh Reich noch einer Hoffnung des Presbyteriums Ausdruck: „Wir wünschen uns sehr, dass wir einen Teil Deiner Spuren bewahren können, zum Beispiel die Mini-Gottesdienste und die Gesprächsabende, vielleicht punktuell auch andere Formate“.

Dank auch für den „Pfarrhelfer im Ehrenamt“
Bedankt hat sich die Gemeinde nicht nur bei Kathinka Brunotte, sondern auch bei der ganzen Familie. Bei ihrem Mann, dem „Pfarrhelfer im Ehrenamt“, wie ihn Miehe nannte, und bei den Kindern. „Wir haben in der Zeit zwei Kinder bekommen, die von allen ‚Kirchenkinder‘ genannt werden“, erklärt Brunotte. Sieben Jahre hat sie als Vikarin und später als Pfarrerin im Probedienst mit einer halben Stelle in Rodenkirchen gearbeitet – parallel dazu dreieinhalb Jahre in der Evangelischen Kirchengemeinde Sürth-Weiß. In der Auferstehungskirche Sürth wurde sie bereits Anfang April verabschiedet. Das Rodenkirchener Presbyterium hat ihr einen Spaten und einen Rosenstock geschenkt. Beides nimmt sie mit nach Viersen in ihre erste eigene Pfarrstelle am Niederrhein.

„Kirche kann für Jugendliche eine Heimat werden“
Die 35-Jährige ist auf Umwegen zum Studium der Evangelischen Theologie gekommen. Zunächst machte die gebürtige Düsseldorferin eine Ausbildung als Erzieherin, anschließend studierte sie auf Lehramt, bevor sie schließlich Evangelische Theologie studierte. „Kirche kann für die Jugendlichen eine Heimat werden, wenn sie das zu ihrem Ding machen“, weiß Brunotte, denn das habe sie selbst während ihrer Jugendzeit erlebt. Und das wird sie sicher auch in Viersen so weitergeben. Alles Gute!

Text: Angelika Knapic
Foto(s): Dr. Elke Glatzer