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„Zeit für dich – Gottesdienst“ für Frauen

„Gelebter Glaube: Frauen der Reformation – Was glauben wir heute?“ Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Frauengottesdienstes, den Andrea Vogel, die Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch in der Buchforster Auferstehungskirche leitete.

Das Zeit-für-Dich-Team mit Anja Glinka, Ulrike Plath, Christine Winterhoff, Dorothee Gorn und Anja Mehren hatte den Gottesdienst vorbereitet, in dem das Leben der Wibrandis Rosenblatt stellvertretend für die starken Frauen der Reformationszeit in den Blick genommen wurde.

Eine Frau, die die Reformation auf ihre Weise unterstütze
Superintendentin Vogel bezog den Bibelvers „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ (1.Petrus 3,15) auf das Wirken der Wibrandis Rosenblatt. Sie war nach einer kurzen Ehe mit einem Gelehrten, nacheinander mit den drei Reformatoren Johannes Oekolampad, Wolfgang Capito und Martin Bucer verheiratet.
Oekolampad schwärmte ein Jahr nach der Heirat in einem Brief an Capito, sie sei eine Frau, wie er sie sich immer gewünscht habe: „Sie ist weder streitsüchtig noch geschwätzig und treibt sich nicht herum, sondern kümmert sich um den Haushalt“, so übersetzte die Autorin Irina Bossart die Zeilen aus dem Lateinischen. „Das ist zwar nicht das Bild einer gleichberechtigten Partnerin, aber man muss heute bedenken, dass Frauen im 16. Jahrhundert kaum eine andere Wahl hatten, als Ehen einzugehen und Mutter zu werden, um versorgt zu sein“, verdeutlichte Andrea Vogel. Auch wenn Frauen wie Wibrandis Rosenblatt in dem „Beruf“ der Pfarrersfrau nicht wahrgenommen worden sind, weil es ihn noch nicht gab, so scheint sie doch glücklich gewesen zu sein. Das entnimmt die Superintendentin dem Buch „Frauen der Reformation: Gelehrt, mutig und glaubensfest“ von Sonja Domröse.

Rechenschaft geben über die eigene Hoffnung
Was es bedeutet, evangelisch zu sein und aus dem Glauben zu wirken, sieht Andrea Vogel in der Lebensführung von Wibrandis Rosenblatt erfüllt. Sie folgte den Lehren Martin Luthers nicht, weil sie ihn als Persönlichkeit verehrte, sondern wegen seiner reformatorischen Gedanken. Allen Gefahren in ihrer Lebenszeit von 1504 bis 1564 zum Trotz blieb sie standhaft. Die Pest wütete in Europa, Reformatoren wurden verfolgt und um ihre materielle Existenz gebracht. „Wibrandis Rosenblatt aber sorgte noch für alle in ihrem Umfeld – weil sie Gott in ihr Herz aufgenommen hatte“, erklärte Andrea Vogel und fügte hinzu: „Das war die Rede und Antwort, die sie gestanden hat für die Hoffnung, die sie erfüllte.“

Glaube als Quell der Freude
In der Gleichgültigkeit gegenüber dem Glauben sieht die Superintendentin heute eine Gefahr. „Denn nur, was in mir ist und anfängt zu wirken, kann auch nach außen wirken“, verdeutlichte Andrea Vogel. „Wir wollen jeden Tag so vieles klären und erledigen. Wenn wir es mit Hoffnung aus dem Geist Gottes heraus tun, dann können wir erleben, dass wir mehr Ursache haben, uns tagtäglich zu freuen, statt traurig zu sein“, sagte sie und wiederholte den Petrus-Vers „Seid stets bereit“.

Lieder der Gemeinschaft und Gottnähe
Die Pianistin Ellen Spiegel begleitete die Lieder, die das Zeit-für-Dich-Team in einem Heft zu dem regionalen Frauengottesdienst zusammengestellt hatte, auf dem Klavier. Der mündlich überliefert Kanon „Lasst uns miteinander singen, spielen, loben den Herrn“ machte den Auftakt zu einer Reihe von Liedern, die das Streben nach Gemeinschaft und Gottnähe ausdrücken. In die Fürbitten schlossen die Frauen den Wunsch nach achtsamem Umgang miteinander im täglichen Leben, Bewahrung der Demokratie und Frieden auf der Welt ein.

Text: Ulrike Weinert
Foto(s): Ulrike Weinert