Es ist (leider) nichts Neues: Den Gemeinden fehlt das Geld. Doch zum Glück gibt es immer wieder Menschen, Gemeinden und Vereine, die auf diese Situation nicht mit Jammern reagieren, sondern mit Tatkraft und guten Ideen gar nicht erst anfangen zu resignieren, sondern sich sofort dran machen, ihre Wünsche, ihre Ziele zu realisieren. Die nicht kapitulieren, sondern weiterhin ihrer Vision, ihrem Traum verpflichtet bleiben. Für die eine Gemeinde ist dies der Ausbau des Kita-Außengeländes, für eine andere die Renovierung ihres Gemeindezentrums, für die dritte ist das Ziel: Eine neue Orgel für unsere Kirche. Wir stellen diese Aktionen immer gerne vor: Sie sollen Mut machen, Anregungen geben – und vielleicht in Variationen – zur Nachahmung anregen. Diesmal geht es um eine Orgel für die evangelische Lukaskirche in Brüggen: Mit dem Slogan „5 Euro für unsere Orgel – Machen Sie mehr daraus!“ hat der im November 2004 gegründete „Kirchbauverein Evangelische Lukaskirche Brüggen/Erft e. V.“ am Erntedankfest diesen Jahres seine erste Aktion gestartet, um Geld für die notwendigen Sanierungsmaßnahmen der Lukaskirche zu beschaffen, in deren Mittelpunkt die Orgel steht.

„Wir brauchen rund 150.000 Euro“
„Wir schätzen den Mittelbedarf auf rund 150.000 Euro“, so Pfarrer Sebastian Walde, der zugleich Schatzmeister im Vorstand des Kirchbauvereins ist. „Aufgrund der immer knapper werdenden finanziellen Spielräume der Kirchen, sind wir gezwungen neue Formen der Einnahmen zu generieren, um unseren Auftrag als Kirche weiterhin zu erfüllen“.
Damit stellt sich der Kirchbauverein erstmals einer breiten Öffentlichkeit vor. „Wir wollten erst in die Öffentlichkeit treten, wenn die rechtlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Vereinsarbeit wie die Eintragung in das Vereinsregister sowie die Anerkennung der Gemeinnützigkeit geschaffen sind“, so der Vorsitzende Dietmar Reimann. Trotzdem zählt der Verein heute bereits 100 Mitglieder, darunter 29 Gründungsmitglieder.

Brüggener Tradition
Der Kirchbauverein steht in der Tradition des im Juni 1935 gegründeten und 1957 aufgelösten Kirchbauvereins, der 1937 die Lukaskirche gebaut und damit erst evangelisches Gemeindeleben in den Ortsteilen Brüggen, Balkhausen und Türnich ermöglicht hat, was 1949 letztendlich zur Gründung der Kirchengemeinde Brüggen führte. Die Präambel der Satzung des heutigen Kirchbauvereins nimmt darauf ausdrücklich Bezug.
„Wir haben uns bewusst in diese Tradition gestellt. Schließlich haben unsere Vorgänger aus dem Nichts, nur auf der Basis von Mitgliedsbeiträgen und Spenden, die Lukaskirche gebaut. Diesen Geist brauchen wir heute wieder für die Erhaltung und Neugestaltung der Lukaskirche, um unser Gemeindeleben aktiv weiterzuführen und weiterzuentwickeln,“ führt Dietmar Reimann weiter aus.

Im Kuratorium sind alle willkommen
Eine Besonderheit der Vereinsstruktur stellt das Kuratorium dar. „Hier wollen wir Menschen aus dem öffentlichen und wirtschaftlichen Leben über die Konfessionsgrenzen hinweg gewinnen“, so Martin Reimer, der stellvertretende Vorsitzende, zugleich katholischer Christ und Vorsitzender des „Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer-Verein Kerpen und Umgebung e. V.“. „Schließlich möchten wir den Verein, seine Ziele und dessen Arbeit im ökumenischen Sinne in die Gesellschaft im weiteren Umfeld der Lukaskirche verankern.“

Hohes Potenzial an Kreativität, Ideenreichtum und Engagement
Der Slogan „5 Euro für unsere Orgel – Machen Sie mehr daraus!“ stammt von Dagmar Nikolin, der Kirchenmusikerin der Lukaskirche, und basiert auf dem Gleichnis „Von den anvertrauten Zentnern“, erzählt im Matthäusevangelium, Kapitel 25: Ein Herr geht auf Reisen und vertraut seinen Knechten sein Vermögen an mit dem Wunsch, nicht nur gut darauf aufzupassen, sondern das Beste daraus zu machen. „Können wir das nicht auch?“, so Nikolins Frage und schon war die Spielidee geboren: Jeder der mitmachen möchte, erhält von dem Kirchbauverein 5 Euro ausbezahlt, die er während der Aktionszeit vom Erntedankfest 2005 bis zum Erntedankfest 2006 durch Eigeninitiative im Freundeskreis, in der Familie, Gemeinde, in Vereinen oder woanders vermehrt und den so erwirtschafteten Betrag dem Kirchbauverein übergibt.
„Wir sind sicher, dass in unserer Gemeinde, aber auch darüber hinaus bei allen interessierten Christen, ein hohes Potenzial an Kreativität, Ideenreichtum und Engagement für christliches Leben steckt, und hoffen auf viele, nicht nur evangelische Teilnehmer,“ wünscht sich Pfarrer Sebastian Walde.

Mit 5 Euro fängt es immer an – 100 Euro sind locker drin
Der Anfang nach dem Gottesdienst am Erntedankfest war ermutigend, obwohl es nicht immer einfach war, den Gottesdienstbesuchern den Kern der Spielidee rüberzubringen: Nicht Geben stand aus deren Sicht im Vordergrund, sondern Nehmen – auch wenn nur auf Zeit. Einige Gottesdienstbesucher wollten geben, also spenden, und hatten ihren 5-Euro-Schein in der Hand. „Wie, wir bekommen Geld?“ „Was sollen wir damit machen?“ Und schon fing die Diskussion untereinander an. So haben sich dann am Erntedankfest 17 Spielteilnehmer „eingeschrieben“, zwei von ihnen haben am gleichen Morgen ihre 5 Euro spontan und sehr deutlich verzinst, hier einige Beispiele: Dagmar Nikolin verkaufte  mehrer Komplettsätze ‚Euromünzen Finnland‘, der Erlös: 100 Euro. Norbert Müter gründete spontan die „Stiftung Glocke“ für eine „Minikirche“ und sammelte damit 92 Euro.

Machen Sie mit! Erntedank 2006 ist der Stichtag
Ein Mitmachen ist bis zum Erntedankfest 2006 jederzeit möglich – auch mehrmaliges Mitmachen. Während der Aktionszeit begleiten die Ansprechpartner Dietmar Reimann, Dagmar Nikolin und Sebastian Walde die Spielteilnehmer. Sie helfen gern bei Planung und Durchführung, informieren über interessante Aktionen, anstehende Termine und vieles mehr. Natürlich auch über das aktuelle Aufkommen der erwirtschafteten Beträge.
„Wir sind sicherlich auf das finanzielle Ergebnis sehr gespannt, aber genauso auch auf die Ideen, die dazu geführt haben“, resümiert Dagmar Nikolin den Start.

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