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Wenn Nachwuchs-Bänker auf Wohnungslose treffen – Sparkassen-Azubis hospitierten in Haus Segenborn der Diakonie Michaelshoven

Kompetenz über die Ausbildung hinaus zu entwickeln, den eigenen Horizont durch das Kennenlernen anderer Lebenssituationen zu erweitern, dies sind die wesentlichen Gründe, warum Mitte Oktober 2006 zwei Auszubildende der Kölner Kreissparkasse eine Woche lang jeden Morgen um 8 Uhr die Einrichtung für Wohnungslose „Haus Segenborn“ der Diakonie Michaelshoven als Praktikanten aufsuchten. Haus Segenborn ist eine Einrichtung für Wohnungslose der Diakonie Michaelshoven. Auf dessen Biobauernhof leben und arbeiten über sechzig Menschen, zumeist Männer, die früher wohnungslos waren. Die Bewohner und Bewohnerinnen haben die Möglichkeit, in der zur Institution gehörenden Hauswirtschaft, Haustechnik und Landwirtschaft zu arbeiten und zu lernen.


Die Lebenswelten wohnungsloser Menschen
Sven Ruck (23) und Kollege Tobias Keller (21), beide Auszubildende im zweiten Lehrjahr der Kreissparkasse Köln, arbeiten in Filialen der Bank im Oberbergischen Kreis. Im Rahmen eines jährlich angebotenen Projektes hatten sie sich für die Arbeit in Segenborn entschieden. Dort führten die angehenden Bänker unter anderem Interviews mit den Bewohnern. „Auf diese Weise erhielten wir einen guten Einblick in die vielfältigen Lebenswelten wohnungsloser Menschen. Und wir haben auch Vorbehalte abgebaut“, verrieten die Azubis. „Nach dem Praktikum können wir die Nöte einzelner Menschen, die zu uns in die Bank kommen viel besser einschätzen“, freute sich Tobias Keller über die bisher geführten interessanten Gespräche und Sven Ruck ergänzte: „Wir erfahren hier ganz viel über die Biographie der Menschen.“

Neue Erkenntnis: Kaum Geld zu haben, ist nicht so schlimm
Besonders beeindruckt hat Ruck die Geschichte eines Bewohners, der folgendes erzählte: „Als er auf der Straße lebte sei er seelisch arm dran gewesen, so der Mann. Heute sei er nur noch finanziell arm, das wäre aber vergleichsweise gar nicht schlimm.“ Susanne Hahmann, Leiterin von Haus Segenborn, nennt einen wichtigen Grund, warum das Praktikum auch der Arbeit der Einrichtung zugute kommt: „Für unsere Bewohner ist es wichtig, über das Erlebte und Erlittene zu sprechen. Der Austausch mit den beiden
Auszubildenden trägt also mit ein Stück dazu bei, dass sich unsere Leute besser fühlen.“ Und sie ergänzt, dass natürlich auch nicht alle Bewohner frei von Vorurteilen gegenüber den beiden Bankmitarbeitern wären. „Umso schöner, wenn wir Ihnen zeigen können, dass auch Menschen, die sie ansonsten allein hinter Schreibtischen und Schaltern vermuten, richtig mit anpacken können!“.

Jeder Mensch kann in eine Situation kommen, in der er auf Hilfe angewiesen ist
Gesagt, getan, Jackett und Krawatte tauschten Sven und Tobias direkt am ersten Arbeitstag gegen praktische Arbeitskleidung für den Einsatz in der Landwirtschaft.
„Wir möchten den Azubis die Gelegenheit geben, mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch zu kommen! Das geht am einfachsten in einer Arbeitssituation. Es würde uns freuen, wenn sie in der Woche lernten, dass jeder Mensch in eine Situation kommen kann, in der er auf Hilfe angewiesen ist. Und auch, dass es für solche Fälle passende Angebote gibt und wie diese funktionieren“, sagt Susanne Hahmann, die sich über das Interesse der Kreissparkasse an der Arbeit der Wohnungslosenhilfe sehr freut. Und sie fügt direkt hinzu, „weitere Interessenten sind herzlich willkommen!“

Text: Diakonie Michaelshoven
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