„Gott ist unglaublich facettenreich. Ich kann ihn, je nach Situation, immer wieder anders wahrnehmen“, beschreibt Pfarrer Diotim Meyer seine Beziehung zu Gott, von dem er sagt, er sei einerseits der Schöpfer aller Dinge und andererseits „der, der seinen Arm freundschaftlich um mich legt“. Glaube bedeutet für den 32-Jährigen, sich getragen zu wissen, dankbar für diese Sicherheit zu sein. Am Ostermontag wurde der Theologe in der Bickendorfer Epiphaniaskirche von Superintendent Markus Zimmermann ordiniert. Er erhielt Segenswünsche von Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin Antje Hofmann, von Prädikantin Margit Seimel und der Gemeinde, in der er aktuell die Elternzeitvertretung von Pfarrerin Kristina Tsoleridis übernommen hat.
Diotim Meyer, der in Langenfeld als Sohn einer Pfarrerin aufwuchs, erinnert sich lachend, dass er schon als Kind nach den Gottesdiensten die Liedzettel einsammelte, um während der Woche die sonntäglichen Geschehnisse in der Kirche nachzuspielen. Superintendent Markus Zimmermann verriet in seiner Ansprache, dass Pfarrer Meyer bei diesen Spielen auch gerne seine Schwester taufte – mehrfach, wie er zum Vergnügen der Gemeinde berichtete.
Diotim Meyer engagierte sich in seiner Langenfelder Kirchengemeinde in der Jugendarbeit, fuhr als Teamer auf Jugendfreizeiten, leitete eine Kindergruppe für Jungen und hatte ein offenes Ohr für die Jugendlichen. In einem Freiwilligen Sozialen Jahr, organisiert durch die Vereinte Evangelische Mission, ging er nach dem Abitur nach Sumatra. „Dort arbeitete ich in einem Kinderheim und wurde für die Kinder zu einer Art großem Bruder“, blickt er auf die Zeit 2009 zurück. Im Heim lebten Kinder, deren Eltern von der Tsunamikatastrophe 2004 betroffen gewesen waren. Die Eltern hatten ihre Kinder dem Heim anvertraut, weil sie der Meinung waren, nicht mehr angemessen für sie sorgen zu können. „Das war eine unfassbar prägende Zeit für mich. Die Glaubenskraft dieser Kinder hat mich tief beeindruckt.“
„Ich war neugierig auf die Bibel“
Nach den Monaten in Indonesien war klar, dass der Beruf des Pfarrers der richtige Weg sein würde. Das Studium absolvierte Diotim Meyer in Bonn und Münster, Anfang 2019 legte er das erste theologische Examen ab. „Ich war neugierig auf die Bibel, wollte wissen, wie ich gut und richtig mit der Botschaft Gottes umgehe.“ Sechs Monate Vorvikariat führten ihn zurück nach Indonesien, diesmal nach Zentral-Java. Dort erhielt er einen ersten Eindruck von Klinischer Seelsorgeausbildung, wie er berichtet. Wissen, das er seit dem vorigen Jahr vertiefen und anwenden kann, da 50 Prozent seines Dienstes der Seelsorge in der Uniklinik Köln gewidmet sind.
Ab Oktober 2019 war er als Religionslehrer an der Gemeinschaftsgrundschule Annastraße in Köln-Raderberg tätig und wieder beeindruckt davon, wie Kinder an den Glauben herangehen, wie schon Viertklässler theologische Inhalte durchdenken. „Es war toll, die Entwicklung der Kinder wahrzunehmen.“ In der evangelischen Kirchengemeinde in Porz war er nach dem halben Jahr an der Schule bis April 2022 tätig und wurde unmittelbar mit der Coronapandemie konfrontiert. „Das war eine herausfordernde Zeit. Wir mussten vieles neu denken, digitale Angebote schaffen“, sagt er.
Nun ist er seit fast einem Jahr in Bickendorf, teilt seine Zeit zwischen Gemeindedienst und Seelsorge in der Uniklinik und ist den Mitgliedern der Gemeinde auch darum bekannt, weil er gerne Rad fährt. Seine Predigt im Ordinationsgottesdienst passte dazu.
Sie begleitete die Emmausjünger aus Lukas 24, die den wiederauferstandenen Christus treffen, mit ihm sprechen und essen, nur um ihn wieder zu verlieren. „Die Luft ist raus. Die Tage in Jerusalem waren wüst, die Jünger wurden quasi mitgekreuzigt. Es fühlt sich an, wie ein platter Fahrradreifen. Die Kraft entweicht, denn die Zukunft in Jesu Präsenz ist weg.“ Manchmal sei das so, auch heute, erläuterte der Pfarrer, doch: „Das ist normal. Niemand, auch Pfarrpersonen nicht, kann immer gleichermaßen glaubenskräftig sein, sich immer von Energie gefüllt fühlen.“ Im Gegenüber etwas Positives zu sehen, kräftige den Glauben ebenso wie das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein, um die sich Gottes schützender Arm legt, betonte Pfarrer Diotim Meyer, bevor der Gottesdienst mit Gebet, Gesang und Segen endete.
Foto(s): Matthias Pohl