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„Wenn die Jungs reinballern, halte ich die alle!“

Zum 10. Jubiläums-Konfi-Cup des Kirchenkreises Köln-Süd waren Mannschaften aus fünf evangelischen Kirchengemeinden am letzten Samstag im Februar morgens um halb zehn in die Soccer-Halle nach Hürth gekommen: Köln-Bayenthal, Brüggen, Hürth I und II, Raderthal-Rodenkirchen und Wesseling. Gemeldet waren noch mehr Spielerinnen und Spieler, aber Grippewelle und Terminüberschneidungen reduzierten dann die Teilnehmenden auf sechs Teams.

Kreative Lösungen und Mädchenpower
Manchen evangelischen Gemeinden gelingt es nicht, eine eigene Mannschaft für den Konfi-Cup aufzustellen, andere haben hingegen zu viele Interessenten. In solchen Fällen spielen dann kurzerhand zwei Gemeinden in einem Team, so wie in diesem Jahr Raderthal-Rodenkirchen. Oder sie bilden zwei Mannschaften wie Hürth I und Hürth II. Die „Mädchenregel“ der Evangelischen Kirche im Rheinland, nach der in jeder Mannschaft Mädchen vertreten sein müssen, gilt in Köln-Süd nicht automatisch, damit alle Teams – auch die ohne Mädchen – zumindest auf Kirchenkreis-Ebene mitspielen können. In diesem Jahr waren die Mädchen mit rund einem Drittel gut vertreten und spielten an vorderster Front erfolgreich mit. So wie die zierliche 13-jährige Eva aus Bayenthal, die in diesem Turnier ihre besonderen Fähigkeiten als Torhüterin entdeckte und selbstbewusst behauptete: „Wenn die Jungs reinballern, halte ich die alle!“ Sie spielt auch im Verein, genauso wie ihre Mitspielerinnen Johanna und Carlotta. Die wollten mal gucken, wie andere Konfi-Gruppen spielen und wie man außerhalb des Vereins Fußball spielt. Beim Konfi-Cup geht es auch schon mal unkonventionell zu, etwa wenn innerhalb eines Spiels mal eben die Torfrau gewechselt wird, wie beim Team von Hürth II. Der Spaß am Fußballspielen verbindet Jungen und Mädchen.

„Nach vorne, nicht nach hinten!“
Pia Blome-Drees trainiert die Hürther Konfirmandinnen und Konfirmanden seit mehr als fünf Jahren für den Konfi-Cup. Mit den betreffenden Pfarrerinnen und Pfarrern hat sie ausgehandelt, dass sie zumindest an einer Konfirmanden-Einheit von anderthalb Stunden mit den Spielerinnen und Spielern in der Soccer- Halle trainieren darf. Dann schaut sie, welches Potenzial in ihnen steckt und stellt die Mannschaften zusammen. „Dann ist die Frage, wer kommt beim nächsten Mal wieder, und beim Start des Konfi-Cups morgens früh weiß man dann endgültig, was Sache ist und wie viel Leute man noch hat.“ In diesem Jahr hatte die Trainerin sogar zwei FC-Spielerinnen am Start, die allerdings vor dem entscheidenden letzten Spiel schon wieder die Mannschaft verlassen mussten, um bei einem Vereins-Turnier für den Geißbockclub zu spielen. Zum ersten Mal gab es wegen der großen Nachfrage auch zwei Hürther Teams, und Blome-Drees engagierte ihren Sohn Simon als Assistenten, der gut mit den Jugendlichen „fußballerisch umgehen“ kann. Die Trainerin genießt „die ganz andere Dynamik“ in gemischten Teams, es mache einfach Spaß, solchen Spielen zuzuschauen. Deshalb steht Blome-Drees auch immer direkt an der Bande, um ihr Team – und in diesem Jahr sogar zwei – lauthals anzufeuern „Nach vorne, nicht nach hinten! Dranbleiben, weiter, weiter, weiter!“

Regeln und Pokale
Der Konfi-Cup des Kirchenkreises Köln-Süd wird gemäß den offiziellen Regeln des Deutschen Fußballbundes (DFB) nach dem Tabellenmodus ausgetragen. Fünf Feldspieler und ein Torwart spielen 15 Minuten gegeneinander, alle gegen jeden. Am Ende entscheidet die Tordifferenz über die Platzierung. Zum ersten Mal gab es in diesem Jahr gleich drei Pokale für die ersten bis dritten Plätze zu erspielen. Fabian Böhme, kreiskirchlicher Jugendreferent und selbst fußballbegeistert, hat inzwischen die Organisation des Konfi-Cups komplett übernommen. Ihm stehen jedoch ehrenamtliche Helfer zum Beispiel bei der Technik zur Seite. Den notwendigen Sanitätsdienst übernahmen in diesem Jahr Dennis Jakobi und Philipp Regnery vom CVJM Köln-Süd. Zum Glück mussten sie nur ein paar Prellungen behandeln und konnten die Spiele auf den fünf Indoor-Plätzen gut verfolgen. Das taten auch die knapp 100 Spielerinnen und Spieler, Betreuer, Pfarrerinnen und Pfarrer, Eltern und Fans, die die Soccer-Halle während der Spiele bevölkerten und ihre Mannschaften lauthals anfeuerten. Die Stimmung war entspannt und aufgeregt zugleich, und das blieb auch so nach dem reichhaltigen Mittagessen – vom typischen „Suppenkoma“ war somit wenig zu spüren. Kein Wunder, denn nach der Pause wurde es besonders spannend, da nun um die begehrten ersten Plätze gespielt wurde. Musikalisch „professionell“ wurde jeweils das nächste Match eingeleitet durch die bekannten Hymnen von Fußballvereinen wie dem 1.FC. Köln, Borussia Dortmund oder Schalke 04.

Hier die Ergebnisse:
Hürth II gegen Raderthal-Rodenkirchen auf Platz Drei, Bayenthal gegen Wesseling auf Platz Fünf. Am Ende besiegte Hürth I in einem spannenden Spiel Bayenthal und nahm den goldenen Fußball, der von der Landeskirche gestiftet wurde, mit nach Hause. Raderthal-Rodenkirchen wurde dritter, Wesseling vierter, Brüggen fünfter und Hürth II sechster.

Menschen mit Engagement
Vor zehn Jahren rief Superintendent Dr. Bernhard Seiger den ersten Konfi-Cup des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd ins Leben. Der Theologe ist somit von Anfang an dabei und fungiert selbst als Trainer des Konfi-Teams aus Köln-Bayenthal. Seiger glaubt fest daran, dass es den Konfi-Cup im evangelischen Kölner Süden auch noch die nächsten zehn Jahre geben wird – unter einer Voraussetzung: „wenn es weiterhin genug Menschen gibt, die sich dafür engagieren.“

Nach dem Konfi-Cup ist vor dem Konfi-Cup
Schon im Sommer wird der synodale Jugendreferent Fabian Böhme die ersten Briefe an die Pfarrerinnen und Pfarrer für den Konfi-Cup 2016 verschicken. Er schätzt an dieser Veranstaltung neben dem Fußballspielen, dass sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden hier untereinander begegnen und auch Mitarbeiter aus der Jugendarbeit für die Zeit nach der Konfirmation kennenlernen können. Einigen „Konfis“ begegnet Böhme in der Jugendarbeit wieder, zwei ehemalige Spieler haben ihn in diesem Jahr bei der Organisation unterstützt, und das zeige ihm „dass Gemeinschaft lebendig ist, dass sich da etwas bewegt.“

Auf Landeskirchenebene wird weiter gekickt
Doch zunächst heißt es Daumendrücken für die Siegermannschaft aus der Evangelischen Matthäus-Kirchengemeinde Hürth, die den Kirchenkreis Köln-Süd beim Konfi-Cup der Landeskirche am Samstag, 21. März, in Mönchengladbach vertreten wird. Dorthin wird Hürth dann mit einer gemeinsamen Mannschaft fahren, denn, so Trainerin Pia Blome-Drees: „Der Pokal ist gar nicht so wichtig, der Spaß am Fußball und das gemeinsame Erlebnis zählen viel mehr.“

Text: Jutta Hölscher
Foto(s): Jutta Hölscher