You are currently viewing Weihnachtsgeschenke „in Größe XXL“ für Kinder in der Kölner Südstadt

Weihnachtsgeschenke „in Größe XXL“ für Kinder in der Kölner Südstadt

Weihnachten ist Charity-Zeit. Große Unternehmen beschenken Bedürftige. Mit Vorliebe werden Kinder ins Rampenlicht gerückt. „Da darf sich dann jeder was für 20 oder 30 Euro aussuchen. Das sind Almosen, und die Kinder haben überhaupt keinen Einfluss auf das, was ihnen angeboten wird“, sagt Pfarrer Hans Mörtter. Almosen an Weihnachten sind des Südstadtpfarrers Sache nicht. In der evangelischen Lutherkirche wird an Weihnachten in Größe XXL geschenkt. Kinder aus der Nachbarschaft, von denen Mörtter und seine Mitstreiter wissen, dass das Geld ihrer Eltern für die Erfüllung größerer Wünsche nicht reicht, erhalten kleine und vor allem größere Geschenke. Ausgesucht wurden sie von ihren Lehren aus der Grundschule Loreleystraße gegenüber der Lutherkirche. Aber auch sonst hat die Gemeinde „die Leute im Blick“, bei denen es finanziell immer gerade so reicht.

„Irgendwelche Schrotträder“? Kommt ja gar nicht in die Tüte!
„Bei uns gibt es zum Beispiel in diesem Jahr fünf neue Fahrräder. Unser Sponsor ,Stadtrad‘ gibt uns 70 Prozent Rabatt. Und das sind nicht irgendwelche Schrotträder von irgendwo her. Das sind Qualitäts-Räder, die ein paar Jahre halten. Und wenn das Kind zu groß ist für das Pucky-Rad, hat das auch auf dem Gebraucht-Fahrradmarkt noch seinen Wert. Bezahlt wurden die neuen Räder mit Spenden, die wir gesammelt haben“, so Mörtter.

Spenden aus dem Veedel
Spender sind Leute aus dem Veedel. Die Prominenz ist unter anderem mit Frank Schätzing oder Frank Plasberg vertreten. „Sie alle unterstützen die Aktion, weil wir die Kinder aus der Nachbarschaft einladen“, sagt Mörtter. Die Wünsche der Kinder sind vielfältig. „Wir schenken zum Beispiel eine Barbie-Puppe mit Barbie-Pferd und Kutsche. Es gibt aber auch MP3-Player, Videokameras für Kinder und den Playmobil-Zoo. Gutscheine für Peek & Cloppenburg gibt es für ältere Mädchen. Und den Wunsch nach einem Adidas-Trainingsanzug erfüllen wir auch. Da kann der Junge endlich so cool wie alle anderen zum Fußball-Training gehen“, freut sich Mörtter über das Engagement der Nachbarschaft. Beteiligt sind auch Metzgereien und Bächereien vor Ort, die den Weihnachtsbraten oder Christstollen stiften.

Auch Reisen nach Sizilien werden ermöglicht
Einer vierköpfigen Familie mit zwei Kindern wird eine Reise zu den Großeltern nach Sizilien ermöglicht. Die Enkel haben Oma und Opa noch nie gesehen. Das kostet natürlich, „aber das Geld ist ja da. Man muss es nur abholen wollen“, sagt der Südstadtpfarrer.

Qualität ist oberstes Gebot
Wenn die Eltern zwei Tage vor Heiligabend die Geschenke in der Lutherkirche abholen, spielen sich oft rührende Szenen ab. „Die Mutter einer vierjährigen Tochter kam, um ein Pucky-Fahrrad abzuholen. Als sie das Rad sah, fing sie an zu weinen. Ich habe das erst nicht verstanden. Sie sagte, dass ihr Kind bisher nur gebrauchte Kleidung und gebrauchtes Spielzeug erhalten habe. Das Fahrrad sei das erste komplett neue Ding in ihrem Leben.“
Mörtter legt Wert auf Qualität: „Wir verschenken Markenartikel, ohne dass das an Konsumterror grenzt.“ Und auch die Eltern bekämen neue Kraft und Energie, weil sie wüssten, dass an ihre Familien gedacht wird.

Was ein Pfarrer für das Weihnachtsglück von Kindern so alles tut….
Und für das Glück der Kinder springt der Köln-Fan Mörtter über seinen in diesem Fall ganz langen Schatten: „Unter dem Baum liegt sogar ein Trikot von Bayer Leverkusen.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann