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Unterstützung für Flüchtlinge durch den Aufruf zur Diakoniespende

Die Fehler, die wir jetzt machen, werden uns in spätestens zehn oder 15 Jahren einholen, meint Kabarettist Wilfried Schmickler. Aber eben auch die positiven Entwicklungen, die wir heute anstoßen. Deshalb sei die Unterstützung für Flüchtlinge so wichtig. Denn nur wenn deren Integration in unsere Gesellschaft über den Erwerb der deutschen Sprache und eine anständige Ausbildung gelinge, sei der soziale Frieden gesichert, dürfe man sogar auf positive Auswirkungen hoffen: „Es geht um die Zukunft unseres Gemeinwesens“, sagte Schmickler bei einem Pressegespräch über den aktuellen Aufruf zur Diakoniespende des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region.

Es fand im Flüchtlingszentrum „FliehKraft“ in der Nippeser Turmstraße statt, denn die Diakoniespende wird diesmal an den Kölner Flüchtlingsrat e. V. gehen, den Träger der Einrichtung. Wilfried Schmickler wirbt für die Aktion – neben dem Schriftsteller Navid Kermani – auf dem Faltblatt, das derzeit zur Unterstützung des Aufrufs in den Gemeinden ausliegt. Er hatte auch kürzlich auf dem Jahresempfang des Kirchenverbands gesprochen und dann unverzüglich seine Gage dem Flüchtlingsrat gespendet: „Der Clou ist für mich ist ja, dass der Kirchenverband denselben Betrag noch einmal aus eigenen Mitteln zuschießt. Wer also zehn Euro gibt, gibt in Wirklichkeit 20. Wenn das keine Motivation ist!“

Effizienz der Hilfe
Rolf Domning bestätigte die Effizienz der Hilfe: „Diese Beträge kommen Eins zu Eins dem Flüchtlingsrat zugute, nichts wird für den Verwaltungsaufwand abgezogen.“ Der Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region unterstrich noch einmal die Bedeutung des Flüchtlingsrats, der seit seiner Gründung vor 31 Jahren im Haus der Evangelischen Kirche in der Kartäusergasse ansässig ist, und lobte dessen „kompetente Beratungsarbeit“ für Menschen in Not.

Eine prophetische Entscheidung
Dass die Leitung des Kirchenverbands zu Ende des letzten Jahres entschieden hatte, der Flüchtlingsrat solle in den Genuss der Diakoniespende kommen, nannte Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Vereins, eine „geradezu prophetische Entscheidung“: Es sei seinerzeit ja noch keineswegs absehbar gewesen, welche Dimensionen der Zustrom im Laufe des Jahres annehmen würde. Inzwischen habe Köln rund 10.000 Flüchtlinge aufgenommen. „Unsere fünf Beratungsstellen, eine davon ist in Bonn, sind völlig überlastet, auf juristische oder psychosoziale Beratung müssen die Betroffenen manchmal drei Monate warten. Auch im Flüchtlingszentrum „FliehKraft“ hat sich die Situation merklich zugespitzt. Hier gibt es Deutschkurse für Flüchtlinge, Gesprächskreise, Kunstangebote, hier werden unbegleitete Minderjährige und traumatisierte Frauen betreut, in der Turmstraße treffen sich aber auch Angehörige unterschiedlicher Kulturkreise zum gemeinsamen Kochen oder einfach nur zum Tee und zum Reden. „Die Nachfrage ist unheimlich gestiegen, wir könnten viel mehr anbieten“, beschrieb Nahid Fallahi, Leiterin des Zentrums, die Lage.

Anstellung weiterer Mitarbeiter
Einig waren sich die Anwesenden, dass die notwendige Arbeit nicht allein von den ansonsten sehr willkommenen Ehrenamtlern gleistet werden kann – etwa wenn es um juristische Beratung oder um die Versorgung traumatisierter Menschen gehe, seien Fachleute gefragt. Aber auch Materialien für Deutschkurse etwa kosteten nun mal Geld. Außerdem: „Auch wenn sich genug Ehrenamtler melden, muss jemand für deren Schulung und die Koordination der Arbeit da sein“, sagte Prölß. Wenn die Diakoniespende genug einbringe, könne man ernsthaft über die Anstellung weiterer Mitarbeiter nachdenken.

Kleinere Opfer reichen
Bis zum 31. Juli 2016 läuft die Spendenaktion für den Flüchtlingsrat noch. Aber nun, vor Weihnachten, sei die Spendenbereitschaft größer als sonst. Dem Einwand, dass auch die „Konkurrenz“ immer größer werde, dass von vielen Stellen um Unterstützung von Flüchtlingen gebeten wird, begegnete Schmickler mit dem Vorschlag, man solle das Eine tun und das Andere nicht lassen. Kleinere Opfer reichten da schon: „Wenn man, sagen wir, 250 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben will, sagt man sich eben: Diesmal kaufe ich drei Paar Socken weniger, die gesparten 25 Euro gehen an Flüchtlinge. 10 Euro für die Diakoniespende, 15 Euro für die Flüchtlingsarbeit einer Willkommensinitiative zum Beispiel“, sagte der Kabarettist. Und fügte gewohnt bissig an: „Das wäre nur eine neue Form des Kirchen-Zehnten. Für Reiche sollte es natürlich der Fünfte sein.“

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Hans-Willi Hermans