You are currently viewing St. Aposteln und Antoniterkirche: Im jährlichen Wechsel finden hier die Gedenkfeiern für Unbedachte statt. Zurzeit liegt das Gedenkbuch in St. Aposteln

St. Aposteln und Antoniterkirche: Im jährlichen Wechsel finden hier die Gedenkfeiern für Unbedachte statt. Zurzeit liegt das Gedenkbuch in St. Aposteln

Mit einer Prozession über die Schildergasse wurde quer durch die Kölner Fußgängerzone jetzt das „Gedenkbuch für Unbedachte“ von der Antoniterkirche zur Kirche St. Aposteln überführt. Stadtsuperintendent Ernst Fey, Stadtdechant Johannes Bastgen und Bürgermeisterin Elfi-Scho-Antwerpes führten die Prozession an und trugen das Buch in die Basilika am Neumarkt.



Pro Monat etwa 60 Menschen
An jedem dritten Dienstag im Monat wurde während der vergangenen zwölf Monate in der evangelischen Antoniterkirche ein Gottesdienst für Verstorbene gefeiert, die ohne Trauerfeier vom Ordnungsamt beerdigt worden waren. Das sind pro Monat im Durchschnitt 60 Menschen, für die nach ihrem Tad keine Angehörigen gefunden wurden. Wenn sie einer christlichen Konfession angehörten, wurden ihre Namen in dem „Gottesdienst für Unbedachte“ verlesen, die Namen jeden Monat vorher in einer Traueranzeige der großen Kölner Tageszeitungen vorher bekannt gegeben.

„Wir wollen an Menschen erinnern, die am Rande der Gesellschaft leben“
Das Buch mit den Namen der Verstorbenen liegt nun in einer Vitrine am Eingang von St. Aposteln. Fey dankte den Initiatoren, Pfarrer Dr. Bertold Höcker, Pfarrer an der Antoniterkirche, Pfarrer Christoph Biskupek von St. Aposteln und Brian Müschenborn vom Bestatterverband Köln. „Ich wurde in den vergangenen Monaten oft auf die Todesanzeigen angesprochen“, sagte der evangelische Stadtsuperintendent. “ Wir wollen an Menschen erinnern, die am Rande der Gesellschaft leben und doch wie alle ihre Würde von Gott haben. Mit dem Verlesen der Namen werden wir auch an Unzulänglichkeiten unserer Gesellschaft erinnert, ob wir wollen oder nicht. In diesem Gottesdienst werden aus Unbedachten Bedachte“, so Fey weiter.

„Niemand darf mehr namenlos sterben!“
Bastgen erklärte, in einem Land, in dem man während der NS-Diktatur Millionen Menschen Nummern statt Namen gegeben habe, dürfe niemand mehr namenlos sterben. Darüber hinaus erzählte der Stadtdechant eine Geschichte, die sich während des Zweiten Weltkrieges in der damaligen Sowjetunion ereignet habe: „Da hat ein deutscher Soldat einen gefallenen russischen Soldaten begraben. Auf die Frage eines Kameraden nach dem Warum hat er geantwortet: ,Er ist doch ein Mensch. Er hat doch auch eine Mutter gehabt.'“

St. Aposteln und Antoniterkirche im jährlichen Wechsel
In den kommenden zwölf Monaten werden die monatlichen Gedenk-Gottesdienste in St. Aposteln gefeiert. Die Gedenkfeiern organisiert Initiativkreis aus Katholiken und Protestanten. Im November des kommenden Jahres kehrt das Gedenkbuch in die Antoniterkirche zurück, wo dann Ende 2008 auch wieder die Gedenkgottesdienste gefeiert werden.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann