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Rund um die Uhr Hilfe: DieTelefonseelsorge

Telefonseelsorge ist Frauensache – 80 Prozent der ehrenamtlich Mitarbeitenden sind weiblich. Da unterscheidet sich die evangelische Telefonseelsorge wenig von der katholischen. Genauso wie in der Anzahl der je rund 60 Mitarbeitenden.

Der Bedarf steigt
Die Leiterinnen der beiden Telefonseelsorgen, die evangelische Pfarrerin Gabriele Koye und die Diplom-Psychologin und Theologin Annelie Bracke, stellten jüngst die Anrufstatistik für das vergangene Jahr vor. Insgesamt gingen bei beiden Institutionen 37.000 Anrufe ein. Damit ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Auch bei den Anrufenden sind mit zwei Dritteln die Frauen in der Mehrheit. Was das Alter der Anrufenden angeht, sind die „mittleren Jahrgänge“ von 30 bis 60 Jahren mit 56 Prozent dominant. 25 Prozent der Hilfesuchenden sind unter 30 Jahren, 19 Prozent sind älter als 60 Jahre.

„Der Stress im Beruf nimmt zu“
Über die Jahre sind die Themen, um die es in den Telefonaten geht, konstant geblieben. An erster Stelle stehen psychische Krankheiten. Danach folgen Probleme in der Partnerschaft, in der Familie und Verwandtschaft. Auch Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Alltags, Einsamkeit und Sinnsuche sind regelmäßige Themen bei den Beratungsgesprächen. „Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit nimmt der Stress im Beruf zu“, hat Gabriele Koye festgestellt. Das spiegele sich in den Anrufen wider. Aber auch die Einsamkeit in Beziehungen und in den Familien, unter denen viele litten, sei immer wieder Thema. „Sprachlosigkeit führt zu Einsamkeit, auch wenn man mit anderen zusammenlebt“, hat Koye beobachtet. Durchschnittlich dauert ein Anruf zwischen 20 und 30 Minuten. Manchmal kann schneller geholfen werden, manchmal dauert es aber auch eine Stunde oder länger- je nach Anliegen. „In besonderen Fällen begleitet man den Anrufer oder die Anruferin in mehreren Telefonaten aber auch durch die ganze Nacht“, erzählt Koye.

Die Anonymität ist gewährleistet
Dramatisch war ein Anruf im vergangenen Jahr aus Süddeutschland: „Da hat jemand einen Amoklauf an einer Kölner Schule angekündigt. Das mussten wir natürlich an die Polizei weitergeben, die dann alle Schulen überwacht hat.“ Ein Einzelfall, denn Anonymität ist in jedem Fall zugesichert. Die Telekom unterdrückt alle Telefonnummern, von denen aus bei der evangelischen Telefonseelsorge (0800 111 0 111) und der katholischen Telefonseelsorge (0800 111 0 222) angerufen wird. Beide Stellen sind übrigens miteinander verbunden. Die Anrufe werden an die befreundete Institution weitergeleitet, wenn die eigene Nummer besetzt ist. „Wir wissen nie, wer uns anruft“, sagt Gabriele Koye.

Ehrenamtliche machen es möglich
Die evangelische Telefonseelsorge ist immer auf der Suche nach ehrenamtlich Mitarbeitenden. „Ohne Ehrenamt gäbe es diese Institution nicht“, stellt Gabriele Koye unmissverständlich klar. Anfang des kommenden Jahres beginnt ein neuer Ausbildungskurs, bei dem die Interessenten und Interessentinnen intensiv auf ihre verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet werden. Die Anforderungen sind klar definiert: „Der- oder diejenige muss mindestens 25 Jahre alt sein, selbstverantwortlich arbeiten können, Interesse an Menschen haben, belastbar sein und die eigenen Grenzen kennen. Eine Offenheit gegenüber religiösen Fragestellungen erwarten wir auch“, erklärt Gabriele Koye. Nach der Ausbildung werden die Mitarbeitenden 18 Stunden pro Monat inklusive Schulungen bei der Telefonseelsorge tätig sein. Nachts dauert eine „Schicht“ neun Stunden, tagsüber fünf.

Die Mitarbeit macht zufrieden
Die Zufriedenheit der ehrenamtlich Mitarbeitenden in der Telefonseelsorge ist außergewöhnlich hoch. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage unter den Engagierten. 94 Prozent der Ehrenamtlichen sind „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“. Besonders hervorgehoben haben die Befragten, welche Aspekte ihrer Tätigkeit ausschlaggebend für die Zufriedenheit sind: Das Angebot an Fortbildung und Supervision, die Inhalte des Engagements, die Zusammenarbeit mit den hauptamtlich Mitarbeitenden und der Umgang mit der Besetzung der Dienste. Aber es besteht auch ein Zusammenhang zwischen der zeitlichen Beanspruchung und der Zufriedenheit. Bei einem Umfang bis zu 30 Stunden pro Monat steigt die Zufriedenheit, darüber hinaus sinkt sie. Da sind die 18 Stunden, die man in Köln leistet, offensichtlich optimal. Wer sich interessiert:

Evangelische Telefonseelsorge Köln
Leitung: Pfarrerin Gabriele Koye
Postfach 250 104
50517 Köln
Telefon: 0221/317 159
http://www.telefonseelsorge-koeln.de/
www.ev-telefonseelorge-koeln.de

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann