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Prot’s-Sitzung 2016: Schärfer, bissiger, politischer…

Ein Jahr vor dem Jubiläum "500 Jahre Reformation" leiten Präses Pfarrer Alfons Bökelmann (Detlev Prößdorf), Schatzmeister Dr. Bernwald Geldner (Heribert Rösner) und die Ehrenamtliche Esther Schmitz (Dorothee Schaper) die Synode. Das Ergebnis gleich vorweg: Am Ende wird der Reformator mit dem höchstmöglichen protestantischen Orden ausgezeichnet: Er ist ab sofort Prot's-Löffel-Träger ehrenhalber.

Kölsch trinken für den guten Zweck
Zu Beginn der Synode macht Esther Schmitz darauf aufmerksam, dass die ganze Sache gut protestantisch einem guten Zweck dient: "Je mehr Sie trinken, umso rosiger wird Ihr Gesicht und auch die Zukunft der evangelischen Jugend und der Arbeit des Flüchtlingsrates. Die bekommen den Erlös der Synode." Zu hundert Prozent gehen die Einnahmen an ev-angel-isch und an den Kölner Flüchtlingsrat.

"In Köln ist schon so vieles versackt"
Aufällig im Programm sind die vielen gelungenen und bisweilen sehr bissigen Seitenhiebe auf Politik und Verwaltung der Stadt und des Bundes. Da ist die Sanierung der Kölner Oper, deren Dauer die des Dombaus übertritt und 3016 eröffnet wird. Oder der Hubschrauber-Landeplatz auf dem Kalk-Berg, der langsam zerbröselt, aber: "In Köln ist schon so vieles versackt."

Leitung der Synode (v.l.): Schatzmeister (Heribert Rösner), Präses (Detlev Prößdorf) und Ehrenamtliche (Dorothee Schaper)


Flucht vor dem 500. Geburtstag
Ein Flüchtling im eigenen Land ist die "Ecclesia semper reformanda", die vor ihrem 500. Geburtstag von Wittenberg nach Köln geflohen ist. Denn wie das so ist, wenn sich das Alter nullt: Es kommen auch die entfernten Verwandten, und man befürchtet Streit. Der immer zu reformierenden Kirche graut es vor dem orthodoxen Großonkel, "der immer was zu meckern hat", und vor der anglikanischen "Cousine, die sich immer für was Besseres hält". "Ach", seufzt die Jubilarin, "und die freien Evangelischen kommen nicht, wenn die evangelischen Freien kommen. Und umgekehrt." Da feiert sie ihr Jubiläum doch lieber in Köln.

Vom Aussterben bedrohte Population
Die Voraussetzungen für ein gelungenes Fest könnten nicht besser sein. Schließlich übernimmt ein Funkenmariechen die Vorbereitungen. Und die schafft es mit viel Schwung, das leicht vergreiste Geburtstagskind schon ein Jahr vorher zum Tanz aus dem Rollstuhl zu bewegen. Auf einen Höhepunkt wird die Jubilarin allerdings verzichten müssen. Die Beffchen-Funken werden fehlen. Das war eine Gruppe von Pfarrerinnen und Pfarrern, die auf vergangenen Prot's-Sitzungen mit Beffchen und Funkenkostüm schwungvoll-jecke Tänze zum Besten gegeben haben.

Die immer zu reformierende Kirche wird von einem Funkenmariechen wiederbelebt

"Sorgt für Nachwuchs!"
Die Population der Beffchen-Funken ist vom Aussterben bedroht, wie Professor Bernhard Grzimek, manchem bekannt als Pfarrer an der Kölner Kartäuserkirche, mit Bedauern kundtut. Er hat die Beffchen-Funken auf die Rote Liste der bedrohten Arten gesetzt. Ein Exemplar hat er im Dschungel von Bocklemünd entdeckt und das "possierliche Tierchen" in die Prot's-Sitzung mitgebracht, das dort allerlei Schabernack treibt. Von der Sitzung geht der Grzimeksche Ruf in die Gemeinden: "Sorgt für Nachwuchs!"

Irgendwann fällt die Kathedrale um
Und der Wildpinkler am Dom, den die Erleichterung 200 Euro kosten soll. "Wenn das alle machen, fällt irgendwann die Kathedrale um", sagt die unfreundliche Dame vom Ordnungsamt. "Wie", entgegnet der Mann, nachdem er das Tatwerkzeug hinter dem Reißverschluss verborgen hat: "Sie glauben ernsthaft, ich könnte den Dom umpissen?"
Und da ist dann noch der Kaspar aus dem gleichnamigen Theater, der die AFD-Hexe Petry und das Krokodil Pegida zu einem unfreiwilligen sozialen Jahr an den Hindukusch schicken möchte.Unmöglich, an dieser Stelle alle gelungenen Nummern zu erzählen. Die personelle Neuaufstellung des Ensembles hat der Prot's-Sitzung ohne Zweifel gut getan.

Text: EKiR
Foto(s): EKiR