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Die Krippe im Haus der Evangelischen Kirche: „Jesus, Licht der Welt“

Eine Marionette ohne Puppenspieler und Zuschauer ist nichts als eine leblose Gliederpuppe. Eine Weihnachtskrippe, bestehend aus einer riesigen goldenen Scheibe, zwei kaum zwanzig Zentimeter dicken Tierfiguren – Ochs und Esel – und einer Wiege mit Stroh und dem neu geborenen Jesuskind, scheint auf den ersten Blick – vor allem dann, wenn der Betrachter so nah davor steht, dass er oder sie alle Einzelheiten erkennen kann – auch nicht allzu viel herzumachen.

Licht
Doch tritt der Betrachter ein paar Schritte zurück, und dann noch ein paar, und noch ein paar….. fängt die Krippeninstallation plötzlich an zu leben. Sie wird dreidimensional, Ochs und Esel werden lebendig, plastisch, die goldene Scheibe entpuppt sich als leuchtendes Etwas. Mindestens ein Stern. Oder unsere Sonne, leuchtend. Glänzend, Licht eben. Wie bei der Marionette geschieht hier etwas Magisches: Scheinbar Lebloses beginnt zu leben.

Mittendrin
Und plötzlich stellt der Betrachter verblüfft fest: „Ich bin ja mittendrin, in dieser Installation!“ Und dann staunt er oder sie vielleicht ein bisschen über diese merkwürdige Raum-Wirkung einer Installation, die scheinbar so harmlos daher kam. Wenn er oder sie sich dann auch noch ein bisschen mit der Weihnachtsgeschichte auskennt, wird ihm oder ihr vielleicht mit einem Mal klar: „Hier fehlt doch was!“ Wo sind denn die Eltern des neugeborenen Kindes? Wo sind Maria und Josef?“

Staunen
Wie mögen Maria und Josef dieses wundersame, von Gott angekündigte und versprochene Kind wohl angesehen haben? Mit welchen Gefühlen haben sie ihr Kind betrachtet? Wie alle Eltern wohl mit großem Staunen. Ungläubig vielleicht: So ungünstige Bedingungen bei der Geburt! Und dann liegt dieses Kind da. Und strahlt. Leuchtet. Da kann man ja nur noch erstaunt sein.
Und genauso geht es uns beim Betrachten dieser Krippe: Wir werden zu Maria oder Josef. Wir staunen. Bewegen uns ein wenig unsicher zu dieser Krippe hin. Und wieder weg…. Die ganze Installation ist immerhin bis zu drei Metern breit, beziehungsweise hoch.

Raum
Das braucht Platz. Freien Raum. Und den gibt es zum Glück im Foyer des Hauses der Evangelischen Kirche, in der Kartäusergasse 9-11. Genau darum steht diese Krippe von Willi Windau dort auch: Seit Jahren schon nimmt der Evangelische Kirchenverband Köln und Region am Krippenweg teil, immer beraten vom Krippenfreunde Region Köln e.V., jedes Jahr mit einer anderen Krippe. Aber selten bisher mit einer so großen. Dabei ist der Raum geradezu prädestiniert für diese Krippe! Sie kann ihre Magie nur entfalten, wenn sie genügend freien Raum hat. Und den hat sie in dem ehemaligen Kartäuserkloster, in dem seit 1964 der Evangelische Kirchenverband Köln und Region seinen Sitz hat.

Willi Windau
Geschaffen wurde dieses perspektivische Wunderwerk von Willi Windau. Und der kennt sich aus mit der Kunst, scheinbare tote Materie zum Leben zu erwecken: Bevor er anfing, sich mit Krippen zu beschäftigen, hat er hauptsächlich geschnitzt, auch Marionetten. Der 1928 in Münster geborene Künstler ist gelernter Zimmermann und hat lange Jahre in seiner Heimatstadt – in der er auch noch lebt – als Theatermeister gearbeitet. Seine Krippendarstellung hat den Titel: „Jesus, Licht der Welt“.

Die Krippe
Ja, das Jesuskind in der Krippe ist ganz eindeutig die Hauptfigur dieser Installation. Es ist „echt“, sprich: dreidimensional, das Stroh ist wirklich Stroh und das Kind in der Krippe ist liebevoll, lebensgroß und lebensecht aus weiß gebranntem Ton modelliert, während die Tiere aus Pappmaché und mit Stirnfransen aus Garn bestehen. Das Kind scheint zu strampeln, streckt dem Betrachter einen Arm und einen Fuß entgegen – und es hat sowohl eine Windel wie einen kupfern glänzenden Strahlenkranz um den Kopf. Dieses Kind ist das Einzige, was in dieser Krippe wirklich lebt. Das ganze restliche Leben, die Lebendigkeit von Ochs und Esel, die betrachtenden Menschen wie Maria und Josef, all das müssen sich Betrachter sozusagen selbst „erarbeiten“.

Das Licht in der Welt
Doch das ist nicht schwierig. Denn mit dem Licht, mit dieser goldenen Scheibe, ist eine Folie geschaffen, vor der das Kunststück, Figuren und Raum lebendig zu machen, ganz leicht gelingt: Mit Jesus ist das Licht in die Welt gekommen. Und in diesem Licht werden wir lebendig.

In diesem Sinne: Ihnen allen eine gesegnete Vorweihnachts- und Weihnachtszeit!

Text: AL
Foto(s): Celia Körber-Leupold