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Pfarrer Karl-Heinz Iffland erhielt in Berlin das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“

Der Ehrenfelder Pfarrer und Diplom-Psychologe Karl-Heinz Iffland ist ein ausgezeichneter Mann. In vielerlei Hinsicht, und jetzt auch hochoffiziell. Denn weil sich die Erfolge Ifflands bis in die Hauptstadt herumgesprochen haben, wurde er nun nach Berlin eingeladen und von Bundesarbeitsminister Olaf Scholz mit dem „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ ausgezeichnet.


Überlebensstation Gulliver akut bedroht
Doch wer glaubte, nach dem Festakt in Berlin sei der Obdachlosenseelsorger des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region aller Sorgen ledig, irrt gewaltig. Denn im Moment ist eines seiner wichtigsten Projekte akut bedroht: Die Überlebensstation „Gulliver“ in dem Bahnbogen der Hohenzollernbrücke an der Trankgasse am Hauptbahnhof. Die Deutsche Bahn hat nämlich durchblicken lassen, dass sie den Mietvertrag mit dem „GULLIVER“ Ende des Jahres auslaufen lassen will. Das war natürlich Hauptgesprächsthema bei einem Empfang mit „Erbsensuppe ohne Speck“, zu dem das Kölner Arbeitslosenzentrum (KALZ) als Träger des „GULLIVER“ in den Bahnbogen eingeladen hatte.

Deutsche Bahn will Vertrag nicht verlängern
Zunächst ging Iffland jedoch auf die Ehrung ein: „Das tut gut, weil man sich bei dieser Arbeit ja nicht immer mit Ruhm bekleckert. Man wird, wenn überhaupt, eher berühmt-berüchtigt“, sagte er und hatte die Lacher auf seiner Seite. Dann stand aber sofort das „GULLIVER“ im Mittelpunkt. „Wir sind seit 1999 Mieter bei der Deutschen Bahn. Wenn keine der beiden Seiten Einwände erhebt, verlängert sich der Mietvertrag automatisch am Jahresende um ein Jahr.“ Nun habe es deutliche Signale von der Bahn gegeben, dass dem dieses Jahr nicht so sein werde: „Wir werden Mitte des Jahres mit der Bahn Verhandlungen aufnehmen“, so Iffland. Er mutmaßte, das „GULLIVER“ passe wohl nicht mehr so recht zu dem Masterplan, der auch eine Neugestaltung des nahe gelegenen Breslauer Platz vorsehe: „Die ,Afterseite‘ des Bahnhofs, wie wir sie mal genannt haben, wird so nicht bleiben.“ Das bereits gehörte Argument der Bahn, das „GULLIVER“ erfülle bestimmte Brandschutzvorschriften nicht, sei vorgeschoben. Dahinter stünden vielmehr handfeste Interessen und die Frage, was künftig opportun sei. Iffland appellierte an die Verantwortlichen: „Wir brauchen ein solches Angebot da, wo die Szene ist. Zerschlagt nicht das, was hier besteht.“ Und wenn das „GULLIVER“ im Bahnbogen letztlich nicht erhalten werden könne, müssten unbedingt andere Räume in Bahnhofsnähe her.

Stadt Köln will „GULLIVER“ helfen
Den Faden nahm Sozialdezernentin Marlis Bredehorst auf: „Das ,GULLIVERist ein sehr wichtiger Faktor in der Wohnungslosenarbeit der Stadt Köln. In Köln ist die Bahnhofs-Situation eine ganz andere als etwa in Frankfurt, Hamburg und Berlin. In Köln fühlten sich Reisende – und das sind immerhin 250.000 am Tag – im Bahnhof nicht durch Obdachlose belästigt, wie das in den genannten Städten die Regel ist. Wir haben hier die meisten sozialen Angebote rund um den Hauptbahnhof deutschlandweit.“ Bredehorst erinnerte an die städtische Unterstützung für das KALZ, nachdem die Landesregierung die finanzielle Unterstützung der Arbeitslosenzentren gestrichen habe. Und so wolle man auch von städtischer Seite dem „GULLIVER“ helfen. „Wir versuchen da, im Hintergrund Strippen zu ziehen. Und da Herr Iffland schon die Bundesregierung eingeschaltet hat, kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen“, sagte die Dezernentin mit einem strahlenden Lachen. Iffland hatte den Festakt in Berlin genutzt, um Minister Scholz von dem Problem mit dem „GULLIVER“ zu erzählen. Der versprach, sich beim Kabinettskollegen Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee, zuständig für die Deutsche Bahn, für den Erhalt des „GULLIVERS“ einzusetzen. Auch Stadtsuperintendent Rolf Domning war gekommen und würdigte den bedingungslosen Einsatz Ifflands für die sozial Benachteiligten. Und auf niemand passe der aktuelle Monatsspruch besser als auf den Kölner Obdachlosenseelsorger: „Wir können ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann