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Pfarrer Johenneken: „Ökumene ist kein Hobby Einzelner, sondern Teil des Christseins“

„Eigentlich bin ich heute gar nicht da, eigentlich bin ich in Heidelberg“, begrüßte Pfarrer Gerhard Johenneken die Gottesdienstbesucher, die der feierlichen Unterzeichnung der Ökumenischen Partnerschaftsvereinbarung in Köln-Zollstock beiwohnten.

In dieselbe Richtung schauen
Johenneken erklärte, er sei zurzeit von dienstlichen Verpflichtungen freigestellt für ein Studiensemester in Heidelberg, aber diese Vereinbarung sei eben mehr als eine Verpflichtung. „Es ist mir ein Anliegen“, betonte der Zollstocker Pfarrer und machte klar: „Ökumene ist kein Hobby Einzelner, sondern Teil des Christseins und der Gemeindearbeit." Arbeitskreise und Vereinbarungen, generell die Strukturen, reichten allein jedoch nicht aus, die Partnerschaftsvereinbarung müsse vielmehr mit Leben gefüllt werden. „Und dazu braucht es dann doch wieder Menschen!“, so Johenneken, der vor zwei Jahren sein Silbernes Dienstjubiläum in der Gemeinde feierte. „Wir können noch mehr, als uns nett in die Augen schauen“, appellierte er an die Gottesdienstbesucher. „Wir können in dieselbe Richtung schauen, auf Christus hin, auf seine Wahrheit, und auf die Menschen, die er uns zeigt, und an deren Seite er uns stellt“.

Ökumene seit 30 Jahren
Unter dem Motto „Gemeinsam auf dem Weg“ haben am Pfingstmontag die katholischen Pfarrgemeinden St. Pius und Zum Heiligen Geist und die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Zollstock in einem ökumenischen Gottesdienst ihre Partnerschaftsvereinbarung feierlich unterzeichnet. Damit beurkunden sie das, was bereits seit 30 Jahren in Zollstock erlebbar ist. Seit 2002 bildet der Ökumenische Arbeitskreis die Basis der gemeinsamen Arbeit, die sich durch viele Veranstaltungen bezeugen lässt: Schulgottesdienste, Kirchenkino, Gesprächsabende, thematische Projektreihen und das seit 1995 bestehende Konveniat. Für die Liturgie des Gottesdienstes waren Hans Stieler, leitender Priester im Pfarrverbund am Südkreuz, und Pfarrer Gehard Johenneken verantwortlich. Unter der Leitung von Stieler sind bereits drei Partnerschaftsvereinbarungen unterzeichnet worden. „Wir tun, was wir können, was uns gemeinsam verbindet. Wir sind Stück für Stück auf dem Weg“, so Pastor Stieler.


Dr. Martin Bock

Meinungsumfrage durch Jesus
Das Leitwort „Mit Christus Brücken bauen“ des Katholikentages in Regensburg könne auch in Köln-Zollstock das „Ziel und die geistliche Messlatte für die ökumenische Gemeindepartnerschaft sein“, erklärte Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie und Beauftragter für die Ökumene im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, zu Beginn seiner Predigt. Christus sei das „tief Verbindende“ zwischen Kirchen und Gemeinden, so Bock. „Das entdecken wir gerade in diesen Jahren vor dem Reformationsjubiläum wieder.“ Der Akademieleiter fragte die Gemeinde: „Wozu sind wir ökumenisch herausgefordert, wenn es um Christus geht?“ und meinte, dass – so wie die Menschen heute – auch Jesus eine „Meinungsumfrage gestartet“ habe. Mit der konkreten Frage an seine Jünger „Für wen halten die Menschen mich?“ sei durch ihn bereits eine erste Brücke gebaut worden.

Zollstockruf in den 70er Jahren
Die Gemeindepartnerschaft gehe mit diesem „Jesus der Meinungsumfrage“ ein großes Stück gemeinsamen Weges. Bock erinnerte an den „Zollstockruf in den 70er Jahren“, an die Unterstützung der Roma, an gemeinsame Jugendfreizeiten, Arbeitskreise und Gemeindefeste. Verlässliche Ökumene heute und morgen funktioniere folgendermaßen: Nicht zwei große Organisationen wie die evangelische und die katholische Kirche schlössen sich zusammen, um noch mehr Menschen zu erreichen und zu binden, „sondern zwei Gemeinden bauen glaubwürdige Brücken auf Christus hin, der selbst nach der Meinung der Leute gefragt hat“. Die Vereinbarung sei ein Bekenntnis dazu, dass sich die Gemeinden nicht auseinander dividieren ließen. „Mit Ihrer Gemeindepartnerschaft, der zehnten in Köln und Umkreis – jede einzelne von Erzbischof und Landeskirche begrüßt – haben Sie den abgrenzenden Sinn der Konfession schon hinter sich gelassen“.
Hier die Predigt zur ökumenischen Partnerschaftsvereinbarung im Wortlaut.

Der Ökumenische Projektchor hatte seinen ersten Auftritt
Loyal und nicht zum eigenen Vorteil
Mit der Partnerschaftsvereinbarung wollen die drei Gemeinden „den Glauben und die Frömmigkeit von Menschen der jeweils anderen Konfession respektieren“, sich in kirchlichen Krisenzeiten verpflichten „loyale Partner zu sein“ und „nicht zum eigenen Vorteil agieren“. Schwerpunktmäßig solle das gottesdienstliche Feiern gepflegt werden, das ökumenische Lernen vorangebracht und gemeinsame diakonische und karitative Aufträge übernommen werden. Sowohl der Ökumenische Arbeitskreis als auch die Leitungsgremien sollen sich „wenigstens einmal alle drei Jahre“ austauschen und weitere Schritte zu „wachsender Verbundenheit und Zusammenarbeit suchen“. Unterzeichnet wurde die Vereinbarung nicht nur von den beiden Geistlichen, sondern auch von der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates der Pfarrgemeinden Köln am Südkreuz, Elisabeth Kalb, und von Olaf Theis für das Presbyterium. Zu diesem besonderen Ereignis sangen die beiden Chöre erstmalig gemeinsam und gaben sich spontan den Namen "Ökumenischer Projektchor".
Hier die ökumenische Partnerschaftsvereinbarung im Wortlaut.

Vision des Superintendenten
Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd, äußerte vor dem Gottesdienst in einem Pressegespräch eine Vision: „Wir wollen den ökumenischen Schwung nutzen, der durch das bevorstehende Reformationsjubiläum 2017 und auch durch den neuen Papst entstanden ist, um möglichst viele weitere ökumenische Partnerschaften zu schließen." Bis 2017 hofft er auf ökumenische Vereinbarungen für die Hälfte aller evangelischen Gemeinden im Bereich des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Damit würde sich die Zahl von derzeit zehn auf 30 Gemeinden verdreifachen. Er erzählte, dass eine weitere bereits in den Startlöchern stehe: Am Sonntag, 29. Juni, 18 Uhr, setzen die Evangelische Philippus-Kirchengemeinde Köln-Raderthal und die Katholische Pfarrgemeinde St. Mariä Empfängnis ein Zeichen der Ökumene in einem ersten ökumenischen Gottesdienst und unterzeichnen ihre neue Partnerschaftsvereinbarung.

Text: Angelika Knapic
Foto(s): Angelika Knapic