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Erleichterung über das Ende der Geiselnahme in der KiTa Chorweiler

Glimpflich ist die Geiselnahme in einer städtischen Kindertagesstätte (KiTa) beendet worden: Sowohl das Opfer, der Leiter der KiTa, als auch der Täter wurden zwar verletzt, doch weder die Kinder noch andere Mitarbeitende der Einrichtung wurden unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen.

„Wir sind erleichtert“
Stadtsuperintendent Rolf Domning und die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Köln und Region, Helga Blümel, erklärten dazu:
„Wir sind erleichtert, dass die Geiselnahme in der städtischen Kindertagesstätte in Köln-Chorweiler einen glimpflichen Ausgang genommen hat und kein größerer Schaden entstanden ist. Der Fall einer Geiselnahme in einer Kindertagesstätte ist sicherlich ein GAU – einer der größten anzunehmenden Unglücksfälle in einer solchen Einrichtung. Unser Mitgefühl gilt den Betroffenen, allen voran dem verletzten Leiter der KiTa, seinen Angehörigen, und auch den Mitarbeitenden, den Kindern und Eltern. Sie alle müssen nun diese Erfahrung verarbeiten. Es ist dabei den Erzieherinnen und ihrem besonnenen Verhalten zu verdanken, dass allen Kindern eine unmittelbare Konfrontation erspart geblieben und niemand von ihnen zu Schaden gekommen ist. Unser Dank gilt den Einsatzkräften der Polizei und den Notfallteams.“

An dieser Stelle veröffentlichen wir die Kurz-Chronik der Ereignisse, wie sie Pfarrer Holger Reiprich, Leiter der Feuerwehr- und Notfallseelsorge des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, am Tag der Geiselnahme notiert hat – gleichsam „unbemerkt“ von den Medien hat er vor Ort folgenden Einsatz geleistet:

„Gegen 10.00 Uhr heute morgen wurde ich als Koordinator vom Dienst der ökumenischen Notfallseelsorge Köln zur Geiselnahme in der KiTa in Köln-Chorweiler alarmiert. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Informationen zur Lage, sondern lediglich den Auftrag, den Bereitstellungsraum auf der Feuerwache Chorweiler anzufahren. Aufgrund der unklaren Lage und der möglicherweise zu erwartenden größeren Zahl von Betroffenen wurde per SMS die Verfügbarkeit der Kölner Teammitglieder abgefragt.

Innerhalb kürzester Zeit haben der „NfSvD“ (Anmerkung der Redaktion: „Notfallseelsorger vom Dienst“) sechs evangelische und katholische Teammitglieder aus Köln und ein Mitarbeiter der NFS RheinBerg ihre Verfügbarkeit auf Abruf zugesagt.

Im Bereitstellungsraum ist zunächst Warten angesagt. Immerhin wird relativ schnell klar, dass keine Kinder in der Gewalt des Täters sind. Unklar bleibt noch, wer und wie viele Betroffene in der KiTa sind. Erst später wird deutlich, dass nur noch der Geiselnehmer und eine Geisel – der Leiter der Einrichtung – in der KiTa waren. Sowohl die Erzieherinnen als auch alle Kinder haben das Gebäude rechtzeitig verlassen können.

Um 11.32 Uhr wird das NFS-Team das erste Mal per SMS über den aktuellen Stand informiert. Kurz darauf verändert sich die Situation. Die acht Erzieherinnen sollen zur Feuerwache Weidenpesch überführt und dort unter anderem durch die Notfallseelsorge begleitet werden. Aus dem Pool der verfügbaren Notfallseelsorger/innen wurde eine Notfallseelsorgerin hinzu alarmiert, die diese Aufgabe zusammen mit mir übernommen hat.

Es wurden erste Entlastungsgespräche durchgeführt – da der Leiter der KiTa noch in der Gewalt des Täters ist, wird sehr schnell klar, dass die Erzieherinnen bis zum Ende vor Ort bleiben würden. Deutlich wird auch, dass die Kinder und deren Eltern nichts mitbekommen haben, so dass hier kein akuter Bedarf entstanden war.

Um 13.00 Uhr und um 15.00 Uhr wird das NFS-Team erneut per SMS über die weiterhin stagnierende Lage und den noch offenen Ausgang informiert. Zu diesem Zeitpunkt wird geklärt, dass die weitere Begleitung der Betroffenen durch das Gesundheitsamt sichergestellt werden wird. Mit uns wird eine Unterstützung bei Bedarf und auf Abruf abgesprochen. Dazu wird erneut eine Abfrage im Team durchgeführt – zur Unterstützung haben sich, abgesehen von mir, drei Notfallseelsorger bereit erklärt.

Gegen 17.00 Uhr wird die seit Mittag im Einsatz befindliche Notfallseelsorgerin abgelöst und ein anderer Kollege übernimmt den Dienst. In der weiterhin stagnierenden Situation werden Präsenz und Nähe, aber auch Gespräche angeboten und durchgeführt.

Zwei Stunden später – gegen 19.00 Uhr – wird die Geiselnahme durch einen polizeilichen Zugriff beendet, die Geisel wird befreit und der Täter festgenommen.

Aufgrund des positiven Ausgangs sind die Erzieherinnen sehr erleichtert. Abschließend wird noch organisiert, dass die Erzieherinnen an ihre Wertsachen und ihre Fahrzeuge kommen. Nachdem auch dies geregelt ist, wir der Einsatz der Notfallseelsorge gegen 20.00 Uhr beendet.“

Text: APK
Foto(s): Jürgen Schulzki