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Ökumenische Predigtreihe zum Hebräerbrief im Rahmen der Ökumenischen Abendgebete in der Antoniterkirche

„Lebendig und kräftig und schärfer“ lautet die Losung des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages vom 6. bis 10. Juni 2007 in Köln. Das Zitat stammt aus dem Hebräerbrief. Zu eben dieser neutestamentlichen Quelle veranstaltet im Vorfeld des Kirchentages die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Köln (ACK) eine sechsteilige ökumenische Predigtreihe. Sie findet statt innerhalb der Ökumenischen Abendgebete, zu denen der Ökumenepfarrer im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region jeweils am letzten Sonntag im Monat, 18 Uhr, in die evangelische Antoniterkirche, Schildergasse 57, einlädt. Start der Reihe ist am Sonntag, 24. September, sie geht noch bis April 2007. Mit Ökumenepfarrer Dr. Martin Bock sprach unser Mitarbeiter Engelbert Broich: Wie „anstößig“ ist das Kirchentagsmotto, was bedeutet es für das evangelische Profil, was im Kontext seines biblischen Ursprungs als Zitat aus dem Hebräerbrief und wie wird es von anderen christlichen Religionsgemeinschaften gesehen? Bock hat die Reihe federführend konzipiert, eingeladen sind Vertreter der in der ACK  zusammengeschlossenen Religionsgemeinschaften – von orthodoxen bis beispielsweise freikirchlichen Gemeinschaften – die jeweils an einem Abend der Reihe in der Antoniterkirche predigen.



„Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.“ Hebräer, 4,12.

„Hintergrund der Predigtreihe ist die ´Anstößigkeit´ des Kirchentag-Leitwortes“, erläutert Bock. Mit der Verkürzung des Zitats, dem Verzicht auf das Satz-Subjekt „Gott“ sei einerseits eine gewollte „Anstößigkeit“ verbunden: Nämlich das Motto offen zu machen für verschiedene Wahrnehmungen, Menschen und Konfessionen. Andererseits lauere darin ein mögliches Missverständnis: Möchte die evangelische Kirche sich etwa profilieren, indem sie dem katholischen Großereignis des Weltjugendtages in Köln an gleicher Stätte ein evangelisches folgen lässt?
„Ziel der ACK ist es, mit der Predigtreihe das Losungswort des Kirchentages in Köln ökumenisch zu umrahmen“, verdeutlicht Bock. „Wir wollen uns diesen schwierigen Brief von verschiedenen Seiten vornehmen.“

Ökumene der Profile – im Dialog
Der kommende Kirchentag werde auch im Zeichen der Ökumene stehen. Und innerhalb der Ökumene gehe es nicht nur darum, dass die Konfessionen ihr an der Bibel geschärftes eigenes Profil erkennen und herausarbeiten. Sondern auch darum, dass sie mit Blick auf die Bibel im Dialog, im gegenseitigen voneinander Lernen ein ökumenische Profil entwickeln. Entsprechend könne die Predigtreihe ebenso gesehen werden als eine Reaktion auf die Aufforderung des EKD-Ratsvorsitzenden Bischof Wolfgang Huber, die jetzige Zeit als eine Zeit der „Ökumene der Profile“ zu verstehen. „Wir finden unser Profil nicht allein, wir brauchen dazu andere“, so Bock. Ein ökumenisches Profil sei immer größer, als das der eigenen Konfession. „Wir sind auf andere angewiesen, die sich darauf beziehen.“ Der Hebräerbrief mache Ökumene wirklich lebendig und kräftig, urteilt Bock, „weil er die Fragen scharf stellt: Was hat Jesus mit dem Vater zu tun, was unser Gottesdienst mit dem alttestamentlichen Kult, was haben uns die Engel zu sagen?“

Ein „noch offenes Gespräch“
Der Brief an die Hebräer sei gegenüber anderen, etwa dem Paulusbrief, viel weniger bekannt. Das hat auch damit zu tun, dass er keinen klaren Adressaten hat“, so Bock. Er gehe nach einer späteren (wohl im 2. Jahrhundert erfolgten) Hinzufügung an die Hebräer. „Kein Mensch weiß aber, wer damit wirklich gemeint ist, wer dahinter steht. Ebenso ist der Verfasser unbekannt“, stellt Bock fest. „Wir können den Hebräerbrief als noch offenes Gespräch verstehen.“
Er sei zugleich der Versuch, Kirche(n) offen, fließend und fragend zu sehen. Der Hebräerbrief thematisiere eine elementare Tiefe. Und er habe in den unterschiedlichen christlichen Traditionen „viel ins Spiel gebracht“, weist Bock beispielsweise auf das spezielle Thema der Überbietung hin: In den Texten werde betont, dass Christus mehr sei als alle Engel, höher als Moses, überlegen den Hohenpriestern. Ebenso sei zu lesen, dass der Neue Bund größer sei als der Alte Bund. „Christus wird im Hebräerbrief, einzigartig, als Hohepriester verstanden. Dies spielt zum Beispiel für die Liturgie, das Selbstverständnis der katholischen Kirche eine große Rolle.“

Im Dialog mit Kölns christlichen Hauptströmungen
„Bei der Zusammenstellung der Prediger habe ich versucht, die in Köln vertretenen christlichen Hauptströmungen, darunter die evangelisch-freikirchliche Vielfalt, die selbständige evangelisch-lutherische Kirche und die griechisch-orthodoxe Tradition zu berücksichtigen“, erklärt Bock. Unter seiner Leitung bereitet eine kleine Arbeitsgruppe auch die jeweilige Liturgie vor. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, den Hebräerbrief in einer mehrteiligen Predigtreihe zu behandeln“, meint Bock. Diese Form biete wesentlich mehr Zeit und intensivere Möglichkeiten zur Auslegung wie zum Gespräch, zu dem jeweils im Anschluss an das Abendgebet geladen wird.

Vorbereitung der ACK auf den Kirchentag
„Die Predigtreihe zum Hebräerbrief innerhalb des Ökumenischen Abendgebetes ist Teil der programmatischen Vorbereitung der ACK auf den Kirchentag“, informiert Bock. Während des Kirchentages richtet die ACK im Domforum ein „Ökumenisches Begegnungszentrum“ ein. Am 8. Juni 2007 veranstaltet sie den nach 1998, 2000 und 2002 4. „Kölner Ökumenischen Brückenweg“. Er soll in einen ökumenischen Gottesdienst im Kölner Dom einmünden.

Termine, Texte und Prediger

24. September 2006, 18 Uhr: Hebräer 1, 1-4
Erzpriester Konstantin Miron, Griechisch-orthodoxe Metropolie Brühl;

29. Oktober 2006, 18 Uhr: Hebräer 4, 1-13
Pfarrer Wolfram Krebs, Evangelisch-freikirchliche Gemeinde Rheinaustraße;

28. Januar 2007, 18 Uhr: Hebräer 4, 14 bis 5, 10
Pastor Michael Höring, Freie Evangelische Gemeinde Köln-Lindenthal;

25. Februar 2007, 18 Uhr: Hebräer 9
Pfarrer Dr. Albrecht Adam, Selbständige evangelisch-lutherische Kirche in Köln;

25. März 2007, 18 Uhr: Hebräer 11
Ökumene-Pfarrer Dr. Martin Bock, Evangelischer Kirchenverband Köln und Region;

29. April 2007, 18 Uhr: Hebräer 13, 10-16
Dechant Pfarrer Rainer Fischer (röm.-katholisch.), Vorsitzender der ACK Köln;

Seminarreihe zum Hebräerbrief
Ausgewählten Stellen im Hebräerbrief widmet sich ebenso die Seminarreihe „Das zweischneidige Schwert im Hebräerbrief“ in der Melanchthon-Akademie in Köln, Kartäuserwall 24b. Veranstaltet in Kooperation mit der Ökumenepfarrstelle im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region lädt auch sie zur theologischen Vorbereitung auf den Kirchentag ein. Im August gestartet, finden die beiden letzten Seminare am 13. und 20. September, jeweils 18-19.30 Uhr, statt. Die Besonderheit ist, dass die Texte im Dreischritt erarbeitet werden. Dabei tritt der Brauweiler Pfarrer Jörg Heimbach als Anwalt der jeweiligen Briefabschnitte auf.  Bock stellt den Kontext, die biblischen Querverbindungen, vor. Akademieleiter Pfarrer Marten Marquardt agiert als Fürsprecher des Subtextes, das heißt der Äußerungen, die wirkungsgeschichtlich mit Text und Kontext zusammenhängen.

Text: Engelbert Broich
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