Die Peter-Orgel in der Antoniterkirche zählt sicher zu den bekanntesten Orgeln in evangelischen Kirchen in Köln. Zusammen mit den beiden Orgeln in der Kartäuserkirche und der Trinitatiskirche auch zu größten, die das protestantische Köln zu bieten hat. Die drei klangvollen Instrumente locken regelmäßig Orgelinteressierte in die zahlreichen Konzerte und Orgelvespern, die die Evangelische Kirche im Kölner Zentrum anbietet.
Der Weg in die Antoniterkirche verspricht künftig einen noch größeren Hörgenuss, denn die Orgel hat in den letzten Wochen ein neues Glockenregister erhalten. Anders als die üblichen Orgeltöne erklingt es nicht durch Luftdruck, vielmehr werden unterschiedlich lange Messingröhren angeschlagen und klingen ähnlich einem Glockenspiel, wie man dies beispielsweise vom Kölner Rathausturm kennt. Für Kirchenmusikdirektor Johannes Quack ist dies ein großer Glücksfall. Er ist seit 1990 als Kantor an der Antoniterkirche angestellt und hat sein Instrument aus dem Jahr 1969 während seiner Dienstzeit bereits zweimal überarbeiten lassen. Eine größere klangliche und technische Überarbeitung erfolgt im Jahr 1995. Bei einem zweiten Umbau 2012 wurde die Orgel um einige Register erweitert und mit einem neuen Orgelspieltisch ausgestattet.
Die neuen klanglichen Möglichkeiten sind eindrucksvoll und auch für musikalische Laien unüberhörbar. Denn das Glockenspiel hat nicht nur einen besonders charakteristischen Klang, der sich vom bekannten Orgelton deutlich abhebt, es ist auch äußerst selten. Glockenspiele, auf englisch „Chimes“, gibt es sonst vorwiegend im anglo-amerikanischen Raum und sind in Deutschland fast nicht zu finden. So mussten Quack und die Orgelbauwerkstatt Peter auch bis ins hessische Lich fahren, um die Chimes bei der Spezialwerkstatt Otto Heuss bauen zu lassen.
Interessante Echoeffekte
Die Kosten für die fünfundzwanzig neuen Glockentöne sind auf den ersten Blick erheblich: Rund 20.000 Euro haben das Register und der Einbau gekostet. Johannes Quack ist zusammen mit Pfarrer Markus Herzberg sehr stolz darauf, dass der gesamte Betrag ausschließlich aus Spenden aufgebracht werden konnte. „Kirchensteuermittel,“ das betont Quack, „wurden dafür keine ausgegeben.“ Beeindruckend ist auch, dass der „Förderverein Kirchenmusik an der Antoniterkirche“ die Spendensumme in einer Rekordzeit von wenigen Monaten sammeln konnte.
Um die neuen Messingtöne anzuschauen, muss man über ein kompliziertes Leitersystem bis in die vierte Etage der Orgel klettern. Ganz oben, nahe dem Gewölbe, findet man sie innerhalb eines sogenannten Schwellkastens. Die bedeutet, dass man den Klang während des Spiels sogar noch in der Lautstärke differenzieren kann. Hieraus werden sich interessante Echoeffekte zaubern lassen.
Erstmals öffentlich zu hören sein werden die Chimes am Freitag, 10. November, in einem abendlichen Konzert, das um 18.15 Uhr beginnt. Die Mitwirkenden sind dann das Orchester der Antoniterkirche unter Leitung von Johannes Quack, an der Orgel spielt der frühere Kölner Orgelprofessor Johannes Geffert, der als zweiten Solisten den Trompeter Peter Scheerer zu Seite hat. Auf dem Programm des festlichen Konzertes stehen das Orgelkonzert d-Moll von Georg Friedrich Händel, das Orgelkonzert F-Dur von Josef Gabriel Rheinberger, ein Trompetenkonzert von Leopold Mozart und – als Überraschung – ein spezielles Orgelstück, bei dem die Glockentöne eine zentrale Rolle spielen werden. In diesem Konzert werden nicht nur die neuen Chimes eingeweiht, zugleich feiert der Förderverein an diesem Tag auch sein 20-jähriges Bestehen.
Foto(s): Wolf-Rüdiger Spieler