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Neue Gemeindenamen, verbindendes Singen, Aufbruchsstimmung und Feier des Jahrestages:

Im Kirchenkreis Köln-Nord ist zum Jahresbeginn eine nicht alltägliche Veränderung vonstatten gegangen: Eine Kirchengemeinde, die 1948 gegründete „Evangelische Kirchengemeinde Weiden“, wurde aufgelöst, an ihrer Stelle entstanden gleich vier neue Gemeinden. In Zeiten, in denen allerorten über Gemeindezusammenlegungen diskutiert wird, sicher eine ungewohnte Nachricht.

Der Grund für diesen Schritt lag in der Größe der Gemeinde Weiden. Nachdem sie sich im Jahre 1948 als Tochtergemeinde von der Gemeinde Frechen gelöst hatte, stiegen die Bevölkerungszahlen auf ihrem Gebiet rasch an. In den 80er Jahren hatte die Evangelische Kirchengemeinde Weiden rund 15.000 Gemeindeglieder, sie verteilten sich auf die drei Kommunen Köln, Frechen und Pulheim, und das Presbyterium wuchs auf über 40 Mitglieder an. Um die Verwaltung des Riesengebildes in den Griff zu kriegen, gab sich die Gemeinde 2001 eine neue Satzung, die es den sechs Gemeindebezirken erlaubte, eigene Presbyterien mit großzügigen Selbstverwaltungsrechten zu wählen. Aber auch das große „Dach“-Presbyterium hatte weiterhin Bestand.

Neue Lösung für Verteilung der Pfarrstellen
Doch die Bevölkerungsentwicklung verlief im neuen Jahrtausend in den einzelnen Gemeindebezirken recht unterschiedlich, für die Verteilung der Pfarrstellen etwa musste eine neue Lösung gefunden werden. So wurde die Auflösung der Großgemeinde zum 31. Dezember 2014 und die Neugründung von vier Gemeinden zum 1. Januar 2015 beschlossen. Bis zur kommenden Presbyteriumswahl im Februar 2016 werden sie von einem Übergangsgremium, dem sogenannten „Bevollmächtigten-Ausschuss“, geleitet. Die Ausschüsse wurden vom Kreissynodalvorstand berufen.

Neue Formen der Zusammenarbeit
Eine Vorreiterrolle übernahm dabei die neue „Evangelische Kirchengemeinde Ichthys“ mit ihren rund 3.000 Seelen, zu der die ehemaligen Bezirke Widdersdorf sowie Geyen, Sinthern und Manstedten bereits zu Beginn des vergangenen Jahres fusionierten. Unter der Leitung von Pfarrerin Liane Scholz feiert man seither größere Gottesdienste und Feste gemeinsam, zudem werden neue Formen der Zusammenarbeit in der Konfirmanden- oder Erwachsenenarbeit ausprobiert. Und es muss nach geeigneten Wegen gesucht werden, die Gemeindeglieder der unterschiedlichen Wohngebiete und Kirchenstandorte bei gemeinsamen Anlässen auch verkehrstechnisch zusammenzuführen.

Starkes Ortskirchenbewusstsein war entstanden
Entscheidend ist eine gelungene „Zusammenführung“ natürlich vor allem bei inhaltlichen Fragen, denn im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte ist „um die verschiedenen Kirchtürme herum auch zunehmend ein eigenes starkes Ortskirchenbewusstsein entstanden (…), während gleichzeitig die Identifikation mit der Muttergemeinde schwand“, schrieb Pfarrer Wolfram Behmenburg von der nunmehr neuen „Evangelische(n) Gemeinde Weiden/Lövenich“ zur Vorbereitung auf die anstehenden Veränderungen. Weiden/Lövenich ist allerdings insofern nicht allzu hart von Veränderungen betroffen, da die neue Gemeinde sowohl vom Gebiet her als auch von der Zahl der knapp 4.600 Gemeindeglieder und der beiden Pfarrstellen dem früheren Gemeindebezirk entspricht.

Neustart im Frühjahr 2016
Über die Schwerpunktsetzung in der Gemeindearbeit möchte die Vorsitzende des Bevollmächtigtenausschusses, Karola Mischak-Struckmann, dennoch nicht spekulieren: Darüber werde das nächste Presbyterium entscheiden, Aufgabe des Ausschusses sei lediglich die „Wahrnehmung der laufenden Gemeindeangelegenheiten“ – und eben die Vorbereitung der Presbyteriumswahl. Immerhin sei da eine aktuelle Schwerpunktsetzung zu erkennen: die Gewinnung und Vernetzung neuer Ehrenamtler, unter anderem durch einen Glaubenskurs im Frühjahr: „Wir verstehen das auch als Grundlagenarbeit für den angestrebten Neustart im Frühjahr 2016“, so Mischak-Struckmann. Die vielgestaltige Gemeindearbeit, die Aufgabenbereiche wie Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit sowie die Ökumene umfasse, werde unter Führung des Ausschusses aber wie gewohnt weiterlaufen. Und es sei zumindest nicht unwahrscheinlich, dass die Gemeinde auch nach der nächsten Presbyteriumswahl so breit aufgestellt bleibt wie bisher.

Kräfte auf die eigene Arbeit konzentrieren
Auf große Veränderungen oder Emotionen stellt sich auch Regina Doffing von der „Evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Junkersdorf“ nicht ein: „Gemeindegliedern, die nicht unmittelbar in die Gemeindearbeit einbezogen sind, beispielsweise als Presbyter, war häufig gar nicht bewusst, dass wir zu einer Großgemeinde gehören“, sagt die Pfarrerin. Auch die Junkersdorfer Gemeinde entspricht in ihrem Zuschnitt dem ehemaligen Gemeindebezirk, und die Selbstständigkeit hat für Regina Doffing Vorteile: „Wir haben jahrelang Finanz- und Kirchenbaumeister ins Presbyterium der Großgemeinde abgesandt, diese Kräfte können wir nun ganz auf unsere eigene Arbeit konzentrieren.“

Neubaugebiete lässt Junkersdorf wachsen
Die Schwerpunkte der Junkersdorfer Gemeinde werden auch weiterhin auf dem Feld der Kirchenmusik und vor allem der Familien- und Jugendarbeit liegen, denn aufgrund von Neubaugebieten wachse die Gemeinde an: „Ich warte jeden Tag darauf, dass das dreitausendste Gemeindeglied zur Taufe angemeldet wird“, erzählt die Pfarrerin fröhlich. „Derzeit sind wir aber auch sehr mit den Veranstaltungen zum Jahrestag der Einweihung unserer Kirche vor 50 Jahren beschäftigt.“

Pfarrerin trat im letzten Jahr ihren Dienst an
Mit einer besonders ehrgeizigen Aufgabenstellung hat es Wiebke Waltersdorf zu tun. Die Pfarrerin trat erst im vergangenen Jahr ihren Dienst an und hat seitdem bereits die beiden ehemaligen Gemeindebezirke Königsdorf und Brauweiler zur "Evangelischen Christusgemeinde Brauweiler-Köngisdorf" zusammengeführt. „Ich glaube, vielen ist erst voll bewusst geworden, was da passiert, als sie das neue Layout des ersten gemeinsamen Gemeindebriefs im Januar gesehen haben“, meint sie.

Eine Gemeinde in zwei Kommunen
Nun gelte es, unterschiedliche Traditionen und Inhalte miteinander in Einklang zu bringen, auch möglicherweise bestehende Konflikte aus dem Weg zu räumen, um daraus etwas Neues entstehen zu lassen: eine mittelgroße Gemeinde mit rund 4.300 Gemeindegliedern und anderthalb Pfarrstellen, von denen momentan aber nur ihre Vollzeitstelle besetzt ist. Zwar betrage die Entfernung „von Kirchturm zu Kirchturm“ gerade einmal drei Kilometer, aber das könne auch in einem durchaus konkreten Sinne eine recht große Distanz sein: „Die Busverbindungen hier sind eher ‚ländlich’“, sagt die Pfarrerin. Schließlich gehörten die beiden Teile der neuen Gemeinde auch zu verschiedenen Kommunen: Königsdorf zu Frechen, Brauweiler zu Pulheim.

Freude am Christsein
Als letzte der vier Gemeinden feierte nun die Evangelische Christusgemeinde Brauweiler-Königsdorf am 25. Januar offiziell ihre Fusion. Der Gottesdienst und die anschließende Feier, bei der das Gemeindehaus fast aus allen Nähten platzte, zeugten von der Aufbruchsstimmung in der Gemeinde. So wurden die Besucherinnen und Besucher zunächst von den bunten Farben eines Frühlingsblumenmandalas der gemeindeeigenen Kindertagesstätte begrüßt. Die Predigt im Gottesdienst hielt Vizepräses Christoph Pistorius, der der Gemeinde Mut machte, neue Wege zu gehen. Ein erstes lautstarkes Zeichen gelungener Fusion war das gemeinsame Singen der Brauweiler und Königsdorfer Chöre. Zu deren Gesang tanzte die Gemeinde am Ende des Gottesdienstes zu dem Lied „Jubilate everybody“. Die Freude am Christsein, die Wiebke Waltersdorf besonders am Herzen liegt, zu der auch Veränderung gehört, drückt auch die neue Webseite der Gemeinde aus.

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Schmücker