Überschuss im Haushaltsjahr 2006
Eine gute Nachricht hatte Finanzkirchmeisterin Barbara Ruhland für die Synodalen des evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch. „Wir haben im Jahr 2006 einen Haushaltsüberschuss von 124.873 Euro erzielt“, verkündete sie den 121 anwesenden Mitgliedern während der Herbstsynode des Kirchenkreises am Samstag im Haus der Evangelischen Kirche. Möglich wurde dieser Überschuss dadurch, dass mehr Kirchensteuern eingenommen wurden als vorausgeschätzt. Allerdings, so die weniger erfreuliche Mitteilung der Finanzkirchmeisterin, wurden auch rund 20.000 Euro den Rücklagen entnommen. „Wenn wir so weiter machen, lässt sich jetzt schon das Jahr bestimmen, in dem unsere Rücklagen aufgebraucht sind“, gab Ruhland zu bedenken. Die Synode beschloss daher einstimmig, den Großteil des Überschusses wieder in die Rücklagen einzustellen: 53.000 Euro für besondere Aufgaben im Kirchenkreis, 40.000 Euro für die Jugendarbeit. Für das Jahr 2008 beschlossen die Synodalen einen Haushalt mit einem Volumen von 998.300 Euro, gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um knapp zwei Prozent. Erstmals seit sechs Jahren soll dann wieder weniger als die Hälfte des Haushaltsvolumens für Personalkosten aufgewendet werden. Auch die Sachkosten sinken auf 165.000 Euro.
Die Kraft des Wortes als Zukunft für die Kirche und Europa
Kurt Röhrig, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, erinnerte in seinem Jahresbericht an die zentrale Reformationsfeier des Verbandes wenige Tage zuvor in der Trinitatiskirche und an die Kraft des Wortes, das aus evangelischer Sicht für die Zukunft Europas prägend sein könne. Die protestantische Kirche sei immer schon auf das Wort und die Kommunikation ausgerichtet gewesen, nicht auf die Konfrontation von Institutionen und Mächtigen. Dieser so genannte konziliare Prozess habe starke Impulse für die europäische Entwicklung gebracht und sei auch von der jüngsten Europäischen Ökumenischen Versammlung im rumänischen Sibiu im September 2007 aufgegriffen worden. „Europa und der Protestantismus“, das war auch das Thema bei der diesjährigen zentralen Reformationsfeier des Verbandes. „Diese Entwicklung ist eine Herausforderung für alle Kirchen“, zitierte Röhrig eine der „9.5 protestantischen Thesen zu Europa„, die von der Melanchthon-Akademie eigens im Nachhall auf die Reformationsfeier 2007 für diese und folgende Kreissynoden formuliert wurden. Röhrig ergänzte: „Ich wünsche mir, dass diese Thesen gelebt werden – im internen Gespräch wie in Gesprächen mit Außenstehenden.“
Der Superintendent erinnerte auch an den Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln. „Viele haben auf diese Tage hin gearbeitet, geplant und geschuftet.“ Außerdem lobte er die „ökumenische Gastfreundschaft“ in Köln. Neben dem Eventcharakter müsse aber auch eine Nachhaltigkeit folgen, die er in einigen Bereichen schon erreicht sah. Als Beispiele nannte er die Arbeit der Evangelischen Jugend und neu entstandene Kooperationen in einigen Gemeinden. Ein weiterer Baustein für die Zukunft sei die sozialraum-orientierte Gemeinwesenarbeit. Die sei in unterschiedlichen Gestaltungsformen im Kirchenkreis auf dem Weg. Als eines von vielen Beispielen nannte der Superintendent die Nostra-Verbundwerkstatt in Köln-Porz, wo sich die Zahl der Mitarbeitenden aufgrund der Zusammenarbeit mit den Johannes Seniorendiensten im vergangenen Jahr von 150 auf 450 erhöht habe. Auch die Entwicklung vieler Kindertagesstätten zu Familienzentren sei ein weiteres Indiz für das breite gesellschaftliche Engagement der Gemeinden.
Herausforderungen der Globalisierung
Der Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch unterhält seit Jahren Partnerschaften mit Gemeinden in Brasilien, der Republik Kongo und in Taiwan. In zahlreichen Begegnungen wurden so praktische Erfahrungen und Erkenntnisse zum Thema Globalisierung gesammelt. „Wirtschaftliche Globalisierung und ihre Herausforderungen für die Kirchen“ hieß das Hauptthema der Synode, das für Diskussionen sorgte.
Zum Einstieg hielt Pfarrer Jürgen Reichel vom Evangelischen Entwicklungsdienst eed, Bonn, ein Referat. Globalisierung, so seine These, habe es schon im Alten Testament gegeben. Sie sei nicht verwerflich, habe aber immer auch mit Macht zu tun, die die Interessen der Schwächeren missachte: „Die Kluft zwischen Arm und Reich nimmt immer mehr zu.“ Außerdem zerstöre der rasante Verbrauch natürlicher Ressourcen die Lebensgrundlagen und könne in absehbarer Zeit Konflikte immensen Ausmaßes hervorrufen.
Einstimmig beschloss die Synode einen Antrag, der sich mit den negativen Folgen der Globalisierung beschäftigt. Damit verpflichten sich der Kirchenkreis und seine Gemeinden, zu tun, was allen Menschen das zum Leben Notwendige gibt: Teilhabe an den Schätzen der Erde und gerechtes Wirtschaften, das dem Leben dient – in der Würde, die allen Menschen zukommt. Konkret soll das erreicht werden durch Gespräche der Gemeinden mit den Partnerkirchen des Südens, durch Prüfung, in wieweit Finanzmittel und Rücklagen nach ethischen Kriterien angelegt werden können, und die Verwendung fair gehandelter Produkte bei Gemeindeveranstaltungen. Auch soll bei den Gemeindegliedern das Bewusstsein für ethische Geldanlagen und fairen Handel sowie für den eigenen Verbrauch von Ressourcen geschaffen werden. An der kritischen Auseinandersetzung mit den Entwicklungen in Politik und Gesellschaft sollen sich Kirche und Gemeindeglieder aktiv vor Ort und auf landeskirchlicher Ebene beteiligen.
Neues Gemeindezentrum in Lindlar geplant
Die Einführung neuer Strukturen ist ein Prozess, dem sich zurzeit viele Gemeinden stellen müssen. Vor allem knapper werdende Finanzmittel zwingen zum Umdenken. So beispielsweise in der Gemeinde Lindlar, deren Pfarrer Friedemann Knizia exemplarisch die Entwicklung in seiner Gemeinde schilderte. Dort hatte sich in den vergangenen Jahren ein jährliches Haushaltsdefizit von 80.000 Euro aufgebaut. Der finanzielle Druck zwang zu Veränderungen. Ein Ausgangspunkt war die Einsicht, dass nicht mehr in allen Gemeindebezirken alle Angebote vorgehalten werden müssen. Mit der Aufgabe der Rogate-Kirche im Bezirk Frielingsdorf, einem neuen Gruppenkonzept für die dortige Kindertagesstätte, der Aufgabe der eingruppigen Kita im Lindlarer Zentrum und der Aufgabe der Stelle einer Gemeindehelferin konnten die fehlenden 80.000 Euro eingespart werden. „Unsere Raum- und Angebotsstrukturen sind damit zwar auf das Niveau der 50er Jahre zurückgefallen“, konstatierte Knizia. Dafür wurden aber die in den jeweiligen Bezirken notwendigen Angebote vor Ort konzentriert. Gleichzeitig eröffneten die finanzielle Konsolidierung sowie die genaue Betrachtung gemeindeeigener Immobilien und Grundstücke neue Möglichkeiten: Ein neues Gemeindezentrum an der Jubilate-Kirche, Auf dem Korb 21, soll ab Sommer 2008 gebaut werden. Geplant ist ein barrierefreies, kommunikatives und ökologisch ausgerichtetes „Mehrgenerationenhaus“ für die Begegnung zwischen Jung und Alt, mit Dienstleistungsbereich und einer Wohnbebauung von etwa 30 Wohnungen. Das Projekt ist mit Interesse aufgenommen worden: Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region etwa hat zugesagt, den Bau des wegweisenden Projekts Schritt für Schritt zu begleiten.
Kreiskantorenstelle verlängert
Einstimmig hat die Synode den Erhalt der Kreiskantorenstelle um ein weiteres Jahr bis Ende 2008 beschlossen. Die Stelle umfasst zehn Wochenstunden und wird zwischen den beiden Kreiskantoren Thomas Wegst und Andreas Meisner aufgeteilt. Deren Erfahrungsberichte zeigten ein positives Ergebnis, allerdings konnten originäre Kreiskantorentätigkeit wie Mitwirkung bei der Stellenbesetzung, Abnahme von Befähigungsnachweisen oder Beratung von Presbyterien kaum wahrgenommen werden. Als dringend notwendig wird in diesem Zusammenhang die Ausbildung des kirchenmusikalischen Nachwuchses angesehen. Superintendent Röhrig betonte, dass wegen der hohen Kosten in diesem Jahr keine entsprechende Prüfung stattfinden konnte. Von Seiten der Landeskirche werden jetzt 50.000 Euro bereitgestellt, um den finanziellen Aufwand abzumildern.
Frauenarbeit wird fortgesetzt
Zur weiteren Koordination und Vernetzung der Frauenarbeit im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch wurde der Kooperationsvertrag mit der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland bis zum 31. Juli 2010 verlängert. Hauptaufgabe von Sabine Richarz, Frauenbeauftragte des Kirchenkreises, deren Stelle damit ebenfalls um diesen Zeitraum verlängert worden ist, wird das Projekt „Frauen 40+“ sein, das in möglichst vielen Gemeinden im Kirchenkreis etabliert werden soll. Zielgruppe sind Frauen um das 40. Lebensjahr, die für eine ehrenamtliche Mitarbeit in den Gemeinden gewonnen werden sollen. Damit sollen das vorhandene ehrenamtliche Mitarbeiterteam gestärkt und die Arbeit der Pfarrerinnen und Pfarrer vor Ort entlastet werden.
Personalien
Hans-Jochen Schaefer, Presbyter aus Neubrück, ist dritter Abgeordneter des Kirchenkreises zur Landessynode.
Christian Parow-Souchon, der Archivar des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, wurde auch zum kreiskirchlichen Synodalbeauftragten für das Archivwesen gewählt.
Helmut Ernst, Leiter der Superintendentur des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, ist nun auch Synodalbeauftragter für das Neue Kirchliche Finanzwesen (NKF), die Umstellung der Kameralistik auf die kaufmännische Buchführung.
Karl Schick, Pfarrer im Ruhestand und früherer Superintendent des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, ist neues Mitglied im Fachausschuss Mission und Ökumene.
Neuwahlen: Nächste Synode im Juni
Die nächste Synode des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch ist zugleich auch eine Wahlsynode. Sie findet am Samstag, 7. Juni 2008, statt. Superintendent Kurt Röhrig stellt sich dann nicht mehr zur Wiederwahl. Er geht im kommenden Jahr in Ruhestand.
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