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Neue Broschüre „Sexualität – stärken – begleiten – informieren“

„Sexualität ist eine gute Gabe Gottes. Wir treten an, um Tabus zu beseitigen“, sagte Pfarrer Markus Zimmermann, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord, bei der Vorstellung der Broschüre „Sexualität – stärken – begleiten – informieren“ im Haus der Evangelischen Kirche. Der Kirchenkreis ist Herausgeber der Handreichung.

Sexualpädagogik als Aufgabe der Jugendarbeit
„Als vor einigen Jahren der Missbrauch in den Kirchen bekannt wurde, herrschte in unseren Gemeinden eine große Betroffenheit. Wir haben dann auf einer Synode und in den Gemeinden beschlossen, präventiv zu arbeiten. Jeder, der bei uns mit Jugendlichen zu tun hat, muss ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen“, erläuterte der Superintendent. Die neue Broschüre soll Jugendliche wie Erwachsene sprachfähig machen beim Thema Sexualität. Und sie soll dazu dienen, Sexualpädagogik als Thema und Aufgabe in der gemeindlichen Jugendarbeit zu verankern.

Vizepräses Bosse-Huber lobte die Handreichung
Pfarrerin Petra Bosse-Huber, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, lobte die Initiative aus dem Kölner Norden: „Zu einem veränderten Umgang mit den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung in der Gesellschaft und in den Kirchen gehört natürlich auch ein veränderter Umgang mit dem Thema Sexualität. Ich bin mir sicher, dass die nun vorliegende Handreichung des Kirchenkreises Köln-Nord dazu beitragen kann.“ Dabei sei es wichtig, dass der Umgang mit Sexualität in der kirchlichen Diskussion nicht nur von der Schwere und Tragik von Missbrauchsfällen geprägt werde. „Sexualität bringt Leichtigkeit und ein großes Glück in unser Leben. Ich freue mich deshalb auch über den lustigen Teil der Broschüre. Der setzt dem Schweren eben die Leichtigkeit und das Glück entgegen.“

Kinder unterstüzen „sexuell sprach- und handlungsfähig zu werden“
2011 beauftragte der Kirchenkreis Köln-Nord eine Arbeitsgruppe, der unter anderem Pfarrerin Sylvia Wacker, Vorsitzende des Synodalen Jugendausschusses im Kirchenkreis Köln-Nord, Susanne Hermanns, Jugendreferentin des Kirchenkreises Köln Nord und Anja Franke, Sexualpädagogin und Leiterin des Bereichs „Bildung“ der evangelischen Jugendbildungsstätte Hackhauser Hof, angehörten. Der Broschüre, die hochprofessionell gestaltet wurde, liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Unterschrift unter eine Selbstverpflichtung nicht ausreicht, um sexuellen Missbrauch zu verhindern. „Wir wollen Kinder und Jugendliche darin bestärken, Sexualität als wichtigen Teil ihres Lebens, als Geschenk Gottes und als Gottgewolltes zu erfahren. Unser Ziel ist es, Kinder und Jugendliche freundlich zu begleiten und sie dabei zu unterstützen, sexuell sprach- und handlungsfähig zu werden – im positiven Sinne, wenn es darum geht, Wünsche, Fragen und Erlebnisse zu äußern und auszutauschen, wie im negativen Sinn, um zum Beispiel Grenzüberschreitungen zu benennen und sich Hilfe zu holen“, fasste Susanne Hermanns zusammen.

Gedankenaustausch zur „ersten Liebe“
„Die Broschüre baut nicht auf Angst auf, sondern auf Ressourcen“, ergänzte Anja Franke: „Kinder haben ein Recht auf Bildung – auch auf sexuelle. 83 Prozent der Jugendlichen fühlen sich gut aufgeklärt, hat eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Jahr 2010 ergeben. Sie kennen die Fakten, die emotionalen Prozesse werden kaum besprochen. Dort setzt die Broschüre Schwerpunkte.“ Sylvia Wacker verwies darauf, dass in ihrer Gemeinde in Köln-Pesch die Sexualität seit Jahren auf Jugendfreizeiten zum Thema gemacht werde. „Die Eltern sind begeistert. Sie haben nämlich wenig Einfluss auf den Freundeskreis, in dem sich ihre Kinder bewegen und über Sexualität sprechen. Bei unseren Freizeiten sprechen 15-Jährige mit 20-jährigen Teamern über das Thema im geschützten Raum der Jugendgruppe.“ In Pesch geht man aber noch einen Schritt weiter: Vor kurzem hat sich der Seniorenkreis mit der Gemeindejugend getroffen. Thema des Gedankenaustauschs: Erste Liebe.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann