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Nachrichten von der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region

"Krieg und Gewalt als ultima ratio, als letzte aller Möglichkeiten, kommen mir in diesen Zeiten zu schnell über die Lippen", erklärte Stadtsuperintendent Rolf Domning auf der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region im Haus der Evangelischen Kirche. In seinem Jahresbericht ging er auf die Anschläge in Paris ein.

Domning interpretierte den Psalm 146 nach einer modernen Übertragung von Arnold Stadler, in der es heißt: „Wohl dem, dessen Sicherheit der Herr ist.“ Dieser Satz gebe manchen Ruhe und Gelassenheit. Anderen sei das nicht genug. Sie würden lieber auf Grundrechte verzichten und der Überwachung mehr Raum geben: „Freiheit versus Sicherheit, das wird uns weiter beschäftigen“, meinte Domning.

„Das kann kein Gott gewollt haben“
Der Stadtsuperintendent fuhr vor den 82 Verbandsvertreterinnen und Verbandsvertreter mit seinem Jahresbericht fort: „Gott lässt sich nicht spotten, Gott lässt sich nicht missbrauchen, ob es die Terroropfer in Paris, Bagdad, Mali oder in der Türkei sind, oder die entdeckten Massengräber von Frauen und Männern und Kindern in Sindschar: Das kann kein Gott gewollt haben, das hat nichts mit Religion zu tun, das sind nichts anderes als schwerste Verbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“ Die historisch-kritischen Interpretationen religiöser Texte sollten weiterhin die friedensethisch wichtigen Aspekte der Religionen herausarbeiten, so Domning. Dies ist eine wissenschaftlich enorm wichtige Arbeit, an der die Theologen aller Religionen weiterarbeiten müssten.

Der Angst begegnen, der Trauer Raum geben:
Domning zitierte aus einem offenen Brief aus dem evangelischen Jugendhaus Treffer in Buchheim, in welchem die Sorgen junger Menschen aufgegriffen werden und zugleich Ermutigung zugesprochen wird: „Geht aufeinander zu, habt Freude am Leben, habt Spaß miteinander, teilt eure Wünsche, seid kreativ und ‚GUT-DRAUF‘, malt und singt, musiziert und tanzt, kocht und näht, rapt und spielt Fußball auf dem Bolzer! Seid gemeinsam kreativ und übernehmt Verantwortung!“

Deutliche Zeichen gegen Rassismus
Der Stadtsuperintendent stellte klar, dass der Evangelische Kirchenverband Köln und Region Teil von „Köln stellt sich quer“ sei und zwar gemeinsam mit vielen anderen gesellschaftlichen Initiativen, aber auch gemeinsam mit den muslimischen und jüdischen Religionsgemeinschaften. Er ist dankbar, „dass wir im zurückliegenden Jahr gemeinsam deutliche Zeichen gegen Rassismus, Ausgrenzung und Gewalt gesetzt haben“.

In unübersichtlichen Zeiten: Räume und Begleitung gewährleisten
Die Leitungsebene des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Umgebung schlägt vor, Kirchen zu öffnen, um Menschen nach Terroranschlägen und Katastrophen Gelegenheit zu geben, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Kirchenräume böten die Möglichkeit, zu schweigen, zu beten, zu klagen und zu hoffen. „Hier kann man vor Gott sein, in gemeinsamen Liturgien, aber auch jeder für sich“, sagte Rolf Domning. Eine Projektgruppe, bestehend aus Mitarbeitenden der Melanchthon-Akademie, der Notfallseelsorge und der Medienarbeit, wird Texte, Materialien und Liturgien entwickeln und sie den Kirchengemeinden zur Verfügung stellen. Räume und Begleitung in unübersichtlichen Zeiten zu gewährleisten, sei „im besten Sinne evangelische Kirche“, versicherte Domning. „Wir sind davon überzeugt, dass es diese Erwartung an uns gibt, im Notfall Kirchen zu öffnen und Angebote zur Angst- und Trauerbewältigung zu machen“, so Domning. Schließlich verfüge man über Rituale, Grenzsituationen zu deuten und Trost zu spenden. Die Gemeinden wurden aufgefordert, weitere Ideen mit einzubringen. Vorgestellt wurde bereits ein zwei Meter großes Roll Up, das in geeigneten und für die Öffnung bereiten Kirchen platziert werden kann.

Tempo in der Ökumene ist „bemerkenswert“
Das Tempo im Hinblick auf ökumenische Veränderungen in Köln und der Region bezeichnete Domning als „bemerkenswert“. Die Teilnahme Kardinal Woelkis an der Reformationsfeier im vergangenen Jahr sei ein „ungewöhnliches Zeichen“ gewesen. Nunmehr sei der Stadtsuperintendent eingeladen zur Teilnahme „an einem ökumenischen Gottesdienst im Dom anlässlich der Proklamation des Dreigestirns“. Er zeigte sich erfreut darüber, dass dies nun mit der mit Beteiligung von uns evangelischen Blauköpp stattfinden könne, und nannte auch schon den Termin: Donnerstag, 7. Januar, 18.30 Uhr.

Baptisterium wird am 3. April 2016 geöffnet
Auf ein weiteres erfreuliches Projekt wies der Stadtsuperintendent ebenfalls hin: die Sanierung des Baptisteriums. Dieses älteste christliche Taufbecken in Köln wird bald wieder geöffnet als „gemeinsamer Tauferinnerungsort aus der Zeit der ungeteilten Christenheit“. Er dankte an dieser Stelle besonders Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, der sich in der „Arbeitsgemeinschaft Baptisterium“ sehr engagiert habe.

Neujahrsgottesdienst zur Eröffnung von ökumenischem Mitmachprojekt
Der Stadtsuperintendent sprach noch eine weitere Einladung aus: Am Sonntag, 24. Januar, 18 Uhr, werde das ökumenische Mitmachprojekt „Mit Psalmen Brücken bauen“ mit einem Neujahrsgottesdienst in der Kölner Kartäuserkirche offiziell eröffnet. Mehr als 20 Projekte quer durch Köln und die Region seien bereits entstanden, teilte Domning den Verbandsvertretern mit.

Lothar Ebert, Mitglied im Vorstand des Kirchenverbandes, stellte den Haushalt 2016 vor und beantwortete dazu Detailfragen

Haushalt 2014
Im Zusammenhang mit der Umstellung auf das Neue Kirchliche Finanzwesen (NKF) lobte der Stadtsuperintendent Finanzkirchmeister Lothar Ebert für seine „Genauigkeit und lösungsorientierte Energie“. Ebert stellte das Haushaltsergebnis für 2014 in Höhe von 6,5 Millionen Euro bei Einnahmen in Höhe von 122 Millionen Euro vor. Dieser „Überschuss“ werde zu einem Fünftel in die Rücklage zum Ausgleich der Personalkostensteigerungen überführt. 80 Prozent des „Überschusses“ werden an die dem Evangelischen Kirchenverband angeschlossenen Gemeinden nach Anzahl der Gemeindeglieder überwiesen.

Haushalt 2016
Für das Haushaltsjahr 2016 rechnet man im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region mit Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 98 Millionen Euro. Nach Abzug aller Umlagen verbleibt im Kirchenverband eine Verteilsumme von 39,15 Millionen Euro für die Kirchengemeinden und von 9,78 Millionen Euro für die Verwaltungsaufgaben der Dachorganisation „Kirchenverband“. Aufgrund der guten konjunkturellen Lage rechnet Ebert auch für das kommende Jahr mit einem leichten Anstieg der Kirchensteuereinnahmen.

„Hilfsfonds für Flüchtlinge“ erhält Diakoniespende 2016
Die Diakoniespende für das Jahr 2016 wird laut Beschluss der Verbandsvertretung für das Projekt „Hilfsfonds für Flüchtlinge“ erhoben. Die Spendenaktion unter dem Motto „Weichen stellen“ ergab im Jahr 2014 eine Summe von 133.500 Euro. Sie wurde erbeten für die Begegnungsstätte „Vringstreff“. Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region wird den Betrag wie immer verdoppeln. Aktuell läuft die Diakoniespenden-Aktion für die Arbeit des „Kölner Flüchtlingsrates“. Derzeit beträgt das Spendenaufkommen hierfür 88.304 Euro. Mit dem 31. Juli 2016 endet diese Aktion, zum 1. August 2016 startet dann die neue für den „Hilfsfonds für Flüchtlinge“.

Personalia
Alexander Hansow ist wegen Wechsel des Wohnortes aus dem Vorstand des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region ausgeschieden. Zu seinem Nachfolger wählte die Verbandsvertretung Hartmut Melenk aus der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Höhenhaus. Manguela Fokuhl ist Nachfolgerin von Hansow im Kuratorium für die Citykirchenarbeit an der Antoniterkirche.

Stichwort Verbandsvertretung
Sie ist das Leitungsorgan des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit seinen 58 Gemeinden im Rhein-Erft-Kreis, in Köln und im Rheinisch-Bergischen Kreis in den vier Kölner Kirchenkreisen. Zu den Aufgaben der Delegierten gehören beispielsweise der Beschluss des Haushalts und die Wahl des Stadtsuperintendenten. Die Verbandsvertretung tagt zweimal im Jahr und wird von Stadtsuperintendent Rolf Domning geleitet.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann