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Nachrichten von der Kreissynode Köln-Mitte: Armenbett, Unterschichtendebatte, Haushalt und kritische Töne

Haushaltsplan für 2007 beschlossen
59 von 72 stimmberechtigten Delegierten trafen sich am Samstag, 11. November, im Haus der Evangelischen Kirche zur Herbstsynode des evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte. Die Synodalen nahmen die Jahresrechnung für das Jahr 2005 zur Kenntnis und erteilten allen am Haushalt Beteiligten Entlastung. Im vergangenen Jahren standen Einnahmen von 463.000 Euro Ausgaben in Höhe von 413.000 Euro gegenüber. Der Überschuss betrug 50.000 Euro. Die Synodalen beschlossen, 45.000 Euro der Baurücklage des Kirchenkreises zuzuführen. 5000 Euro gehen in eine Rücklage für Jugendprojekte beim Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 6. bis 10. Juni in Köln. Für das kommende Jahr beschlossen die Synodalen einen Haushalt mit einem Volumen von Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 505.000 Euro für den Kirchenkreis. Finanzkirchmeister Joachim Morawietz erklärte, dass in dem Haushalt im Wesentlichen die Ansätze der vorangegangenen Jahre fortgeschrieben worden seien. Er erinnerte daran, dass im Kirchenkreis Köln-Mitte pro Jahr pro Kirchenmitglied 175 Euro Kirchensteuer im Schnitt gezahlt werden. Landeskirchenweit liege dieser Wert bei 140 Euro. Nicht zuletzt deshalb müsse der „Haushalt nicht auf Kante genäht werden“, und es verblieben finanzielle Handlungsspielräume. Der Kirchenkreis erzielt Einnahmen in Höhe von 247.000 Euro durch Kirchensteuern, 64.000 Euro für eine Pfarrstelle vom Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, 92.000 Euro durch Mieten, 24.000 Euro durch Kapitaleinkünfte und 49.000 Euro durch Spenden und Kollekten. Die so genannten 5-Prozent-Mittel des Kirchenkreises werden anteilig an die Gemeinden weitergereicht.

Superintendent Rolf Domning: Glauben hilft bei der Heilung von Kranken
Die Krankenhausseelsorge stand im Mittelpunkt des Jahresberichtes von Superintendent Rolf Domning. Er bezog sich auf eine Tagung im Haus Evangelischen Kirche vor einigen Wochen unter dem Motto „Was heilt uns?“ Dabei hätten renommierte Experten übereinstimmend festgestellt, dass Spiritualität und Glauben den Krankheitsverlauf bis hin zur Heilung günstig beeinflussen können. „Unzweifelhaft ist deshalb, dass die Krankenhausseelsorge einen wichtigen Beitrag zur positiven Beeinflussung des Krankheitsverlaufs von Patientinnen und Patienten einbringen kann“, fuhr Domning fort. Er forderte, dass den Krankenhäusern diese „Dienstleistung etwas wert sein muss“ und erinnerte an Möglichkeiten der Refinanzierung von Krankenhauspfarrstellen.

Armenbett auch in evangelischer Trägerschaft
In seinem Bericht erwähnte Domning auch, dass das so genannte „Armenbett“, zu dessen Finanzierung bereits eine Diakoniespende auf Verbandsebene durchgeführt wurde, „funktioniert. Das läuft im Stillen und mit etlichen kooperativen‘ Krankenhäusern – und nicht allein im Malteserkrankenhaus St. Hildegardis“, stellte Domning fest. Die Hilfe kommt ausschließlich Menschen zu Gute, die wirklich durch alle Raster fallen, unter anderem auch Menschen mit illegalem Aufenthaltsstatus. Es sei nur nicht ratsam, so der Superintendent, „dies im Rahmen einer öffentlichen Werbekampagne zu thematisieren.“

Kritik an diakonischer Einrichtung
Die Synode beschloss, eine Eingabe an die Mitgliederversammlung des Diakonischen Werkes im Rheinland zu richten. Darin wird die Umsetzung landeskirchlichen Rechts in freien Trägern im diakonischen Bereich angemahnt . Der Superintendent benannte einen konkreten Fall. Da wurde einem Krankenpfleger aus Essen, der in einer eingetragenen gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft lebt, in einer diakonischen Einrichtung der Ortszuschlag verweigert mit dem Hinweis auf den kirchlichen Tendenzschutz. Für die Landeskirche, so Domning, ist die eingetragene Lebenspartnerschaft wie die Ehe „eine exklusive, auf Dauer angelegte Verantwortungsgemeinschaft“, aus der die gleichen Pflichten, aber auch die gleichen Rechte folgen. In der verfassten Kirche werde der Ortszuschlag selbstverständlich gezahlt, natürlich auch im Kölner Amt für Diakonie. Domning erinnerte an den Beschluss der Landessynode von 1995: „Die Landessynode fordert die Presbyterien auf, bei Personal-entscheidungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Pfarrerinnen und Pfarrer wegen ihrer Homosexualität nicht zu benachteiligen.“ Der Essener Krankenpfleger hat geklagt, der Ausgang des Prozesses ist offen. Domning bezog eine eindeutige Position: „Wie verkommen und heuchlerisch muss eine selbstständige diakonische Einrichtung sein, wenn – und da kann ich mich dieses Eindrucks schwer erwehren – theologische Gründe vorgetäuscht und tarifrechtliche Winkelzüge vorgenommen werden, um die eigentlichen Gründe zu verschleiern: dass auf Kosten von Mitarbeitenden Einsparungen vorgenommen werden, selbst wenn diese die Grundpositionen der Rheinischen Landeskirche verletzen.“ Sollte diese Praxis vor Gericht Erfolg haben, seien Auswirkungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freier Träger in Köln wie etwa das Krankenhaus Weyertal und die Diakonie Michaelshoven zu befürchten.
Eine Umsetzung der Gleichbehandlung im Hinblick auf die Gewährung des Ortszuschlages und die Hinterbliebenenversorgung im kirchlichen Beamtenrecht steht allerdings noch aus. Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland hat angekündigt, auch diese Gerechtigkeitslücke zu schließen. Die Kreissynode Köln-Mitte beschloss mit überwältigender Mehrheit, die Kirchleitung in diesem Vorhaben zu unterstützen.

„Arthritis am Leib Christi“ wird nicht chronisch
Dem Kirchenkreis Köln-Mitte bescheinigte der Superintendent die „Tendenz einer klaren Aufwärtsentwicklung“. Er lobte das Engagement, die Kompetenz und die Phantasie in den Gemeinden und den Leitungsgremien und den Willen, Veränderungsprozesse auf den Weg zu bringen. „An verschiedenen Stellen verspüre ich in unserem Kirchenkreis so etwas wie Aufbruchstimmung, neuen Mut und Zuversicht. Die Kirche der Freiheit, die Kirche der Zukunft, vielleicht hat sie schon begonnen. Wir waren lange genug gelähmt im Hin-blick auf die Herausforderungen, vor die wir gestellt waren. Es tut zwar noch weh, wenn wir unsere Glieder ausstrecken, aber es ist so etwas wie Bewegungsfähigkeit in diesen alten, lahmen Kirchenkörper zurückgekehrt. Die Arthritis am Leib Christi hatte keine Chance, chronisch zu werden.“ Auch auf die so genannte „Unterschichtendebatte“ ging Domning ein. Er wies auf die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung hin. Etwa acht Prozent der Bevölkerung fühlten sich demnach auf der Verliererseite und im gesellschaftlichen Abseits. Auch die Kirche müsse sich da in die Verantwortung nehmen las-sen. Viele Küsterinnen und Küster etwa müssten am untersten Rand der Einkommensskala mehrere Teilzeitjobs annehmen, um über die Runden zu kommen. Domning forderte „lieber wenige ganze Stellen als viele, viele Teilzeitstellen“. Im Bereich des Kirchenkreises lenkte Domning den Blick auf die Baurücklage. In den steigenden Ausgaben für die Bauunterhaltung von Kirchen und Gemeindezentren liegen für den Superintendenten die Probleme der Zukunft.

Tipp
Der Bericht des Superintendenten zum Nachlesen und Ausdrucken als pdf-Dokument hier.

Worringer Bahnhof: Normenkontrollverfahren
Auch der Worringer Bahnhof, in dem der Verein „Zug um Zug“ untergebracht ist, wurde erwähnt. Allen Absichten, den Bahnhof zu verkaufen, erteilte Domning eine klare Absage. Gleichzeitig berichtete der Superintendent der Synode, dass bis zum 15. Dezember ein „Normenkontrollverfahren“ eingeleitet werden soll, weil, so der Kreissynodalvorstand, „aufgrund der im Bebauungsplan vorgesehene Straßenführung ein Werteverlust des Worringer Bahnhofes zu erwarten ist“. In unmittelbarer Nachbarschaft des Bahnhofes entsteht eine große Siedlung auf dem Gelände des ehemaligen Bundesbahnausbesserungswerkes.

Klares Nein zur Judenmission
Die Synodalen des Kirchenkreises Köln-Mitte erteilten der christlichen „Judenmission“ eine klare Absage, um damit „das besondere Verhältnis Gottes zu seinem Volk anzuerkennen“. Gleichzeitig unterstrichen sie die Verpflichtung zur Mission im Sinne einer „Lehr- und Lerngemeinschaft“ mit Menschen in aller Welt.

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