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Mirjam-Sonntag – dieses Jahr von Kölnern vorbereitet

Wortreich, bildreich und engagiert – das Materialheft zum Mirjam-Sonntag 2012 am 9. September bietet eine Fülle von Informationen und Anregungen zur Gottesdienstgestaltung. Mit bischofslilanem Cover.

Streiterinnen und Wegbereiterinnen
„Verschaffe mir Recht, Gott … – Streiterinnen, Vorreiterinnen und Wegbereiterinnen“ lautet das Thema, das der zehnköpfige Kölner Redaktionskreis unter Federführung des Frauenreferates des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region in einer Auflage von 4.000 Stück herausgegeben hat. 40 Seiten umfasst der Reader.

Gerechtigkeit muss weitergehen
Und wie immer bei den Mirjam-Sonntagen, die die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) bei ihrer Entstehung 1998 auf den 14. Sonntag nach Trinitatis festgelegt hat, geht es um Gerechtigkeit zwischen Frauen und Männern in Kirche und Gesellschaft. Was zuvor durch die Ökumenische Dekade „Kirchen in Solidarität mit den Frauen“ 1988 bis 1998 angestoßen wurde, wird damit fortgesetzt. „Es ist wichtig, dass sich dieser Gedanke der Gerechtigkeit weiter verwurzelt“, meint Pfarrerin Almuth Voss, die das Projekt von Anfang an mit gestaltet hat. Jedes Jahr erarbeitet ein anderer Kirchenkreis das Materialheft.

Sieben dramatische Tage
Die Kölnerinnen – neun Frauen und ein Mann – hatten so viele Ideen, dass sie sich nicht auf eine einzelne Gestalt festlegen mochten, sondern unter dem Motto „Frauen treten für ihre Rechte ein“ gleich drei Porträts liefern: Erstens die Geschichte der fünf Töchter Zelofhads, die im 4. Buch Mose und an anderen Stellen als eine Art „SchwesternBande“ für das Erbrecht von Frauen streiten. „Die Initiative der fünf Schwestern schreibt Rechtsgeschichte“, heißt es erläuternd über sie. Zweitens geht es um die Prophetin Mirjam als „Streiterin für die eigene Stimme“, die wegen ihrer Kritik an Mose vom Aussatz befallen und nach sieben dramatischen Tagen wieder geheilt wird (4. Mose 12, 1-15).

Ilse Härter noch mal ins Bewusstsein rufen
Das dritte Beispiel ist die 1912 geborene rheinische Theologin Ilse Härter, die im Januar ihren 100. Geburtstag feierte und als „Wegbereiterin der Frauenordination“ gilt. „Mit dem Mirjamheft hatten wir die Chance, Ilse Härter noch mal ins Bewusstsein zu rufen und zu würdigen“, berichtet Almuth Voss. Ilse Härter lehnte 1939 eine Einsegnung als Vikarin der Bekennenden Kirche ab und forderte eine vollgültige Ordination zum Pfarramt. „Sagen Sie dem Presbyterium: Zu meiner Einsegnung werde ich nicht anwesend sein.“ Mit diesem Satz schrieb sie Kirchen- und Frauengeschichte.

Fundgrube für alle
Alle drei Porträts sind mit Bibeltexten, Backgroundinfos, Predigtvorschlägen oder Auslegungen versehen. Hinzu kommen zwei Gottesdienstentwürfe, liturgische Texte und Liedvorschläge – weit mehr als ein einzelner Gottesdienst fassen könnte, und eine Fundgrube für alle, die Gerechtigkeit lebendig darstellen wollen. Auch wenn die Themen heute neu buchstabiert werden müssen. „Zum Beispiel gibt es mittlerweile viele Pfarrerinnen, aber in den Leitungsgremien sind noch längst keine 40 Prozent erreicht“, meint Almuth Voss, die die historischen Frauengestalten als „Ahninnen der Idee des Mirjam-Sonntags“ versteht. Ebenso spiegelt die Kollekte das zentrale Thema wieder. Egal ob eine Gemeinde den Mirjam-Sonntag feiert oder nicht, das Geld ist für die Arbeit der Frauenhäuser in der rheinischen Kirche bestimmt – auch das ein Baustein für mehr Gerechtigkeit.

Download des Materialhefts zum Mirjam-Sonntag 2012: http://www.gottesdienst-ekir.de/files/Mirjamsonntag%202012.pdf

Text: ekir.de/bvc
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