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„Lebenswege“ – der Frauentag 2007 im Kirchenkreis Köln-Süd in Frechen

Gabi Weber-Körner und Sibylle Clement sind „Die Weibsbilder“. Mit ihrem Kabarett-Programm „Deutschland sucht die Superfrau“ eröffneten die Bonnerinnen den Frauentag im Kirchenkreis Köln-Süd des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region. Auf der Bühne im Christlichen Jugenddorf (CJD) Frechen schlüpften sie mit verschiedenen Dialekten in die Rolle von jungen wie alten Frauen, Frauen aus dem Leben, typischen wie besonderen Frauen. „Wir haben sie gefunden“, sangen sie abschließend. „Wir sind alle Superfrauen.“ „Lebenswege“ lautete das diesjährige Frauentags-Thema. Bevor sich die knapp 150 Teilnehmerinnen in acht Workshops auf unterschiedliche Weise mit ihren eigenen und anderen Lebenswegen auseinandersetzten, gab es einen weiteren Bühnenauftritt. Erstmals öffentlich boten die „WeibsStücke“ eine Kostprobe ihrer bisherigen Arbeit.


Weibsbilder und WeibsStücke
„WeibsStücke“ ist ein Frauentheaterprojekt mit rund zehn Akteurinnen. Initiiert hat es das Frauenreferat im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region im Hinblick auf den 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 6. bis 10. Juni 2007 in Köln. Dort wird die Gruppe in einer noch nicht feststehenden Kirche sowie im Bürgerhaus Stollwerk auftreten. In Frechen boten nun sieben Mitglieder des Ensembles eine kleine Auswahl aus ihrem Repertoire. Darin stellen sie bedeutende Kölner Frauen aus der fernen und nahen Vergangenheit dar, von Agrippina bis Dorothee Sölle und Hilde Domin. „Wir spielen nicht nur, wir haben auch die Szenen selber entwickelt“, erläuterte die Theologin Rita Horstmann. „Das Projekt ist im Werden.“

In den Workshops
Anschließend beschäftigten sich die Teilnehmerinnen in acht Workshops mit dem Tages-Thema. Kantorin Barbara Bannasch hatte etliche Instrumente und Klangkörper, darunter Steine, mitgebracht. Damit verwandelten einige Frauen Stationen des eigenen Lebens in Geräusche, Klänge und Musik, die später zu einem gemeinsamen Stück gefügt wurden. Konkret um „Wendepunkte“ drehte sich das Angebot von Dr. Juliane Arnold, Leiterin des Amtes für Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatung im Kirchenverband. Dabei ging es um die Erfahrungen und Einschätzungen von eigenen Lebensentscheidungen und Knoten, die Veränderungen bewirkt haben, um etwas für zukünftige Wendepunkte mitzunehmen.

Die ehemalige Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Süd, Hannelore Häusler, und die Journalistin Martina Schönhals, Pressereferentin des Amtes für Diakonie, spürten mit anderen Frauen den Aufbrüchen im Leben nach, angefangen bei der Geburt. Mit einer Bilderrreise begaben sie sich in die Gegenwart und reflektierten unter anderem mit Hilfe des Kirchentagssongs und der Bibel in gerechter Sprache auch über die Aufbrüche von morgen.

„Tanz ist eine der ältesten Ausdrucksformen der Menschen“, lud Carmen Schroeder-Meißner in ihrem Angebot „Tanzwege – Lebenswege“ die Teilnehmerinnen ein, herauszufinden, was Kreistanz und Lebenswege gemeinsam haben. Auch gestalterisch näherten sich Interessierte dem Tagesthema.

Die Theologin Christiane Birgden und Porzellanmalerin Sabine Zingsheim halfen dabei, markante „Lebensspuren“ und die Gefühle zu Lebensstationen malerisch umzusetzen. „Das machen wir mit Acryl. Es malt sich wie Wasserfarben, aber ist kraftvoller“, so Birgden.

„Was trägt uns?“ beschäftigte unter anderem die Gruppe unter Leitung von Christina Schlarp, Frauenreferentin im Kirchenverband, und der Ehrenamtlichen Ursula Weska. Anhand der Biographien der gläubigen Friederike Fliedner, der Diakonissenmutter von Kaierswerth, und der Widerstandskämpferin, Kommunistin und Friedensaktivisten Martha Mense näherten man sich exemplarisch der Verschiedenheit und Veränderung von Lebenswegen.

Der Workshop von Anke Fuhr-Middendorf und Katja Korf, beide Pfarrerinnen zur Anstellung, die eine in Wesseling, die andere in Hürth, bot über Bewegung, Phantasie und gemeinsame Erfahrungen in der Gruppe eine spielerische Annäherung an einen biblischen Lebensweg, um so gestärkt aufrecht ins Leben gehen zu können.

Sylvia Arndt, Leiterin des Frauenaufnahme- und -wohnheims Elisabeth-Fry-Haus der Diakonie Michaelshoven, berichtete über Superfrauen, „die oft gar nicht wissen, dass sie welche sind“. Vieles im Leben dieser Frauen, die sie im Frauenhaus kennengelernt habe, sei mit Gewalt und Leid, Ausweglosigkeit und Umwegen verbunden. Andererseits spielten Freude, Solidarität und Hoffnung tragende Rollen.

Fazit und Abschluss
Die Frechener Pfarrerin Almuth Koch-Torjuul, Mitglied des neunköpfigen Vorbereitungskreises des Frauentages, zeigte sich sehr zufrieden mit dem Verlauf des Tages. Sie dankte der Evangelischen Familienbildungsstätte für die Organisation der Kinderbetreuung. Und hob die gute Zusammenarbeit mit dem CJD in Frechen sowie der Diakonie Michaelshoven hervor. Beide Einrichtungen sind abwechselnd Veranstaltungsort des Frauentages im Kirchenkreis Köln-Süd. „Damit möchten wir den Teilnehmerinnen etwa gleiche Chancen auf kurze Anfahrtswege geben.“

Zum Abschluss des Tages trafen sich die Teilnehmerinnen zu einer gemeinsamen Vesper. Deren Kollekte ist für das Fistula Hospital in Addis Abeba (Äthiopien) bestimmt. In dem 1974 von den Gynäkologen Catherine und Reginald Hamlin gegründeten Krankenhaus werden kostenlos Mädchen und Frauen mit Geburtskomplikationen behandelt. Oft sehr junge Frauen, bei denen Totgeburten innere Verletzungen verursachen. Bleiben deren körperliche Folgen unbehandelt, droht häufig auch eine soziale Ausgrenzung.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich