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Krönender Abschluss für die Johanneskirche!

Für die Festivitäten anlässlich des Jubiläums haben die Organisatoren einen wahren Marathon hingelegt: rund zwei Jahre haben sie überlegt, geplant und Material zusammengetragen. Im Kern aller Überlegungen stand dabei immer die Zahl 50, weshalb sich Pfarrerinnen, Pfarrer und Presbyterium schließlich gemeinsam entschieden: „Wenn wir das Jubiläum schon groß feiern, dann wollen wir das auch 50 Tage lang tun“.

Aufwändiger Festgottesdienst
Wie bestellt, zeigte sich das Wetter am 7. Juli 2013 von seiner strahlendsten Seite. Beste Bedingungen für den aufwändigen Festgottesdienst der Johanneskirche in Sülz-Klettenberg, mit dem das rauschende Fest der letzten 50 Tage seinen Höhepunkt und Abschluss fand. Begonnen hatten die Jubiläumsfeierlichkeiten schon zu Pfingsten. Den Auftakt bildete ein großes Gemeindefrühstück, bei dem die zwanglose Kommunikation mit den Gemeindegliedern im Vordergrund stand, und in den nächsten Wochen kamen die Gäste musikalisch auf ihre Kosten bei einem Orgelkonzert und einem großen Jubiläumskonzert der Johanneskantorei. Der aktive Chor feiert gleichzeitig mit der Kirche sein goldenes Jubiläum, denn er war schon am 7. Juli 1963 beim ersten Gottesdienst mit dabei.

Ruhe und Geborgenheit im Innern
Etwa zur Mitte der 50-tägigen Feierlichkeiten folgten das Johannesfest mit Gottesdienst und Kirchenführung und ein Jugendgottesdienst mit Live-Musik. Und nun der Festgottesdienst in der „Joki“ genannten Kirche. Sie hat weder Turm noch die gewohnten Kirchenfenster und sieht von außen mit ihrem typisch nüchternen 60er-Jahre-Stil nicht unbedingt einladend aus. In ihrem Innern jedoch strahlt sie durch das Licht der bunten Wabenfenster Ruhe und Geborgenheit aus und bietet Menschen unterschiedlichen Alters eine Heimat. Bei den Gottesdiensten setzt das Pfarrerteam Gaby Masanek und Ivo Masanek ebenso wie ihre Vorgänger auf viel Lebendigkeit mit musikalischen Einlagen. So freuten sie sich natürlich besonders, dass die Gruppe Ruhama der Einladung zum Festgottesdienst gefolgt war und die musikalischen Beiträge der Johanneskantorei und der vor zehn Jahren gegründeten Johannesbläser ergänzten.

Kirchentüren füreinander öffnen
Passend zum Motto „Gott segne unseren Blick zurück und unseren Schritt nach vorn“ zeigte eine Diashow an der seitlichen Kirchenwand 50 Bilder von der Entstehung der Kirche, angefangen beim Rohbau, über die Fertigstellung bis zum Umbau vor einigen Jahren. Gemeindepfarrer Jost Mazuch freute sich, dass die Johanneskirche in einem halben Jahrhundert ihre Ausstrahlung weit über die Grenzen von Sülz und Klettenberg bewahren und ausbauen konnte. Insbesondere mit Blick auf die gute ökumenische Zusammenarbeit im Stadtteil und die anwesenden Gäste aus Polen, den Nachbargemeinden anderer Konfessionen und der Politik sagte er: „Schön, dass wir gegenseitig unsere Kirchentüren füreinander geöffnet haben.“

Predigt von Kirchentagspastor Lenz
In der Predigt sprach Kirchentagspastor Joachim Lenz wiederholt in Anlehnung an das Evangelium aus Johannes 21, 1-14 über die Bedeutung der Erinnerung. „Erst im Rückblick erkennen wir, was wirklich ist. Ein Rückblick ist gut, aber nicht immer automatisch richtig. Deswegen brauchen wir Gottes Segen.“ Gottesdienst und Kirche böten den passenden Rahmen für die Erinnerung an Gott, denn mit dem Bau einer Kirche werde der Erinnerung Raum gegeben. „Deswegen sind wir hier, um uns zu erinnern, an die letzten 50 Jahre, an die 2000 Jahre vorher und nochmal an 2000 Jahre vorher.“

Besuch aus der polnischen Partnergemeinde
Großen Raum räumte Pfarrerin Gaby Masanek in dem Festgottesdienst auch dem Besuch der Gäste aus der polnischen Partnergemeinde Breslau ein. Jeden Einzelnen der mehrköpfigen Delegation, die mit Bischof Bogusz angereist waren, begrüßte sie mit herzlichen Worten. Anschließend sprach der Bischof seinen Dank über die nun schon 40 Jahre währende Verbundenheit zwischen den beiden Gemeinden aus. Er erinnerte an die ersten Kontakte Anfang der 70er Jahre. Damals sei die Begegnung zwischen einem deutschen Geistlichen und dem polnischen Geistlichen aus Breslau, ein ehemaliger Dachau-Gefangener, nicht so leicht gewesen. „Doch Ihr wart die ersten“, sagte er, und die Versöhnung sei der richtige Schritt gewesen, denn er habe die Chance eröffnet, das deutsch-polnische Verhältnis friedlich zu gestalten. „Die Kirche hat in der Versöhnung mehr erreicht als die Politiker.“ Und mit den Worten: „Heute sind wir wieder unter Euch, aber in anderer Gesellschaft, in einer anderen politischen Wirklichkeit. Europa ändert sich. Gott sei Dank!“ lud er die Partnergemeinde zu den „Christlichen Begegnungstagen Mittel- und Osteuropa“ in genau einem Jahr nach Polen ein. Als Dank überreichte er eine Kerze: für die Ökumene und für ein vereintes Europa.

Johannesköche sorgten für leibliches Wohl
Zum Abschluss ließ Gaby Masanek noch einmal die lange Vorbereitung der Festtage Revue passieren und dankte den über 100 Beteiligten für ihre Unterstützung. Einige Zeitzeugen, die beim ersten Gottesdienst 1963 mit dabei gewesen waren, ließ sie ihre persönlichen Eindrücke schildern. Hochzeiten, Taufen, Konfirmation und die vielen besonderen Gottesdienste wie die Beatmessen oder die Taizégottesdienste sind besonders in Erinnerung geblieben. Und auch die Band Ruhama ist nun schon seit 27 Jahren der „Joki“ treu geblieben. Mittags luden dann in gewohnter Manier die Johannesköche die Gemeinde zu einer frisch gekochten Minestrone ein, bevor das Jubiläum am Nachmittag mit einem A-Capella-Konzert der Wise Guys, der Johanneskantorei und des Gospelchors Light of Life zu Ende ging.

„Raum der Erinnerung“
In den Pausenzeiten nutzten viele der Besucher jedoch noch die Gelegenheit, um sich im eigens für das Jubiläum eingerichteten „Raum der Erinnerung“ im Untergeschoss der Kirche umzusehen. Dort trafen sie Jalil Schwarz, der sich viele Jahre lang mit seinen opulenten Menüs als „Friedenskoch“ einen Namen in der Gemeinde und weit darüber hinaus gemacht hat. Eifrig erklärte er den Besuchern die unzähligen Exponate der Erinnerung an die vergangenen 50 Jahre. Fotokalender, zusammengestellt von den Jugendlichen, fanden sich dort neben Presseartikeln über den Bau der Kirche und das Gemeindeleben, Einladungen zu Fahrten und Freizeiten und viele, viele Dokumente zu Konfirmationen, Gemeindefesten und Kirchentagsaktivitäten. – Auch wenn das Fest nun vorbei ist, so bleibt dennoch eines: wunderbare Erinnerungen und die zarten Pflänzchen des neu angelegten biblischen Gartens, der in den nächsten 50 Jahren noch kräftig wachsen kann.

Text: Anne Siebertz
Foto(s): Anne Siebertz