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Hilfen für geflüchtete Menschen mit einer Behinderung

Mohamed Jolo spielt die Saz, ein Saiteninstrument aus dem Nahen Osten. Dabei schließt er die Augen und versinkt in den Melodien seiner Heimat Syrien. Die hat er seit zehn Monaten nicht mehr gesehen. Dabei leben dort seine drei Kinder und die Ehefrau. Die Sehnsucht nach ihnen ist groß, und das hört man seiner Musik an. Die gefährliche Reise über Berge und Meer wollte er trotzdem auf sich nehmen, um den Weg für seine Familie nach Deutschland zu ebnen.

Mohamed Jolo ist seit seiner Kindheit blind. Die Flucht gelang ihm nur, weil ihn ein Freund aus Aleppo begleitete. Von der Türkei aus ging es mit dem Schlauchboot nach Griechenland, dann nach Mazedonien und Serbien. Nach einigen Wochen kam er erschöpft in Deutschland an. In Köln lebt er in einer kleinen privaten Flüchtlingsunterkunft in der Südstadt. „Ich mag das Wetter hier in Deutschland, weil es so wechselhaft ist“, sagt er. Vielleicht liegt es daran, dass er Wind und Wetter intensiver spürt als ein Sehender.

Hilfe beim "Netzwerk für Flüchtline mit Behinderung Köln" der Diakonie Michaelshoven
Mit der Musik verdiente Mohamed Jolo sein Geld in Syrien, war viel auf Feiern und Veranstaltungen gebucht. Nach Deutschland ist er ohne sein Instrument gekommen. Dann wurde ihm der Kontakt zum „Netzwerk für Flüchtlinge mit Behinderung Köln“ der Diakonie Michaelshoven empfohlen. Wolfram Buttschardt, Projektleiter des Netzwerks, nahm sich seiner an. „Wir betreuen Herrn Jolo seit vier Monaten, er zählt zu einem unserer ersten betreuten Menschen“, sagt er.

Schon 27 Organisationen und Institutionen haben sich dem Projekt angeschlossen
Die Idee für dieses Projekt kam Buttschardt Anfang 2015. Jetzt haben sich schon 27 Organisationen und Institutionen angeschlossen, damit die Hilfen und Unterstützung für diese schutzbedürftigen Menschen Hand in Hand laufen. Dafür hat er sich gemeinsam mit seinen zwei Kollegen Manuel von Gilsa und Noby Mohamed die Unterkünfte in Köln angeschaut und unter anderem mit dem Behindertenbeauftragten der Stadt Köln sowie mit weiteren Wohlfahrtsverbänden und auch dem Kölner Flüchtlingsrat gesprochen.

Anfragen von Hilfesuchenden nehmen zu
Die Infos über das Netzwerk wurden in den Einrichtungen ausgehangen, und mit der Zeit kamen immer mehr Anfragen von Hilfesuchenden oder auch direkt von den Organisationen: Sei es der fehlende Rollstuhl, Hilfe beim Finden von passenden Freizeitveranstaltungen oder eine nicht barrierefreie Unterkunft, weswegen ein Wechsel vonnöten ist. Denn auch bei der Suche nach einer barrierefreien Wohnung wird Unterstützung geleistet.

Spenden für ein neues Instrument und Aussicht auf eine eigene Wohnung
Die fehlende Saz von Mohamed Jolo wurde mit Hilfe von Spenden durch ein neues Instrument ersetzt. Seitdem geht es ihm etwas besser. Die Musik tröstet ihn. Eine Wohnung ist nun auch in Sicht. Schon bald zieht er gemeinsam mit seinem Neffen, der auch aus Syrien geflohen ist, zusammen. Sie beide haben eine Aufenthaltsgenehmigung und können schon etwas Deutsch sprechen.
In zwei Wochen hat Mohamed Jolo seinen ersten Auftritt bei der Auftaktveranstaltung des "Netzwerks Flüchtlinge mit Behinderung Köln" in der Diakonie Michaelshoven. Dafür probt er gemeinsam mit zwei weiteren geflüchteten Musikern in den Räumlichkeiten des Netzwerks in Köln-Rodenkirchen. Er freut sich auf den Auftritt und dass er endlich wieder Musik machen kann.

Lücke in der Vernetzung, Versorgung und Beratung soll geschlossen werden
Unter den geflüchteten Menschen befinden sich viele Personen, die eine Behinderung haben. Soziale Institutionen stehen vor großen Herausforderungen. Wann stehen einem Flüchtling mit einer Behinderung welche Leistungen zu? Wie können sie beantragt werden? Das "Netzwerk für Flüchtlinge mit Behinderung Köln" der Diakonie Michaelshoven will diese Lücke in der Vernetzung, Versorgung und Beratung schließen. In Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Köln werden Lösungswege generiert und die Vernetzung von Flüchtlings- und Behindertenhilfe ausgebaut. Das "Netzwerk Flüchtlinge mit Behinderung Köln" wird von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW als Modellprojekt finanziell gefördert.

Kontakt:
Wolfram Buttschardt
Netzwerk für Flüchtlinge mit Behinderung Köln
Ringstr. 44
50999 Köln
Telefon: 0173 / 9059 725
E-Mail: w.buttschardt@diakonie-michaelshoven.de

Sprechstunde ohne Voranmeldung
Montag: 10:00 – 12:00

Text: Melani Köroglu
Foto(s): Melani Köroglu