Am Ende waren die Unterschiede kaum noch bemerkbar, die unterschiedlichen Herkünfte der Mitglieder der ersten Jugendsynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Wie das komplett neue Format funktioniert hat, erzählt Jana Schruff in ihrer Reportage, für die sie zwei Teilnehmende begleitet hat. Menschen durchqueren den Flur. Mit Rollkoffern oder Rucksäcken auf den Weg zu ihren Zimmern. Mittendrin im Gewusel: Kleine Gruppen, plaudernd ins Gespräch vertieft. Handwerker errichten Stände. Im großen Saal des Tagungshotels in Bad Neuenahr hängt schon das Banner. Die erste Jugendsynode der Evangelischen Kirche im Rheinland wird bald beginnen.
Mitten im Geschehen ist auch Miriam Haseleu. Sie arbeitet als Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Nippes, ist eine von 110 Delegierten. Die 38-jährige ist gespannt und neugierig auf die kommenden Tage und vergibt schon mal Vorschusslorbeeren: „Ich bin total begeistert, dass die Landessynode beschlossen hat, eine Jugendsynode zu veranstalten.“ Das oberste Entscheidungsgremium der zweitgrößten Landeskirche hat die deutschlandweite Premiere auf den Weg gebracht. Pfarrerin Haseleu kommentiert: „Ich bin offen für alles was passiert und hoffe, dass die Jugendlichen sich mit ihren Themen einbringen und auch gehört werden.“ Philipp Lavall kommt aus dem Kirchenkreis Saar-West, er ist Jahrgang 1995 und damit „Jugend“. Und er ist „Kirche“: Philipp Lavall ist Mitglied im Vorstand der Evangelischen Jugend im Rheinland.
Konstruktive Zusammenarbeit
Die Türen sind zu und die Teilnehmenden beraten in Arbeitsgruppen. Miriam Haseleu, die sich für die Auseinandersetzung mit dem Thema Jugendarbeit entschieden hat, erlebt, dass der Austausch von beiden Seiten gewünscht ist und ernst genommen wird. „Die Jugendlichen werden wahrgenommen. Es gibt eine große Wertschätzung, dass sie da sind, und ebenfalls ein Interesse daran, was sie sagen.“ Tatsächlich entwickelt sich ein Miteinander der verschiedenen Delegierten. Das zeigt sich nicht nur in den Berichten aus den Arbeitsgruppen. Auch bei den gemeinsamen Pausen sind die Gruppen aus Landessynodalen und ehrenamtlichen Jugendlichen gemischt. Einen ähnlichen Eindruck hat Philipp Lavall bei der Diskussion in seiner Arbeitsgruppe. Zwischen den Delegierten besteht eine konstruktive Zusammenarbeit. Jeder hat ein Interesse an den Argumenten des anderen. Das Miteinander steht hier im Vordergrund. Phillip Lavall sieht sich als Leiter der Arbeitsgruppe EU-Außengrenzen in erster Linie als eine Art Begleiter: „Als Leitung ist man hauptsächlich zur Moderation da, man soll die Gruppe insgesamt zu einem Ziel führen.“
Gelungene Partizipation
Zum Abschluss werden Papiere aus den acht Arbeitsgruppen der Jugendsynode im Plenum diskutiert, bevor über die endgültige Fassung abgestimmt wurde. Die fünf Themen der Beschlüsse der Jugendsynode lauten Partizipation, Geflüchtete/EU-Außengrenzen, Jugend- und Familienarmut, Gemeindeformen sowie Jugendarbeit. Schön, dass wir geredet haben? Nein, die Beschlüsse der Jugendsynode gehen nun unmittelbar an die Landessynode. Als richtungsweisend für den Themenschwerpunkt Partizipation ist Miriam Haseleu besonders der Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Ilg in Erinnerung geblieben. „Er hat uns sehr viel Mut gemacht, Jugendliche einzubeziehen und ihnen eine Stimme zu geben. Der Vortrag hat viele in dieses Thema mit reingenommen.“
Positiver Gesamteindruck
Die inhaltliche Einstimmung und die enge Zusammenarbeit der Delegierten untereinander bleiben beim Rückblick auf das Wochenende positiv in Erinnerung. Auch die Vorbereitung der Jugendsynode nimmt Miriam Haseleu als gelungen wahr: „Eine Stärke der Jugendsynode war es, dass vieles schon gut vom Vorbereitungsgremium vorgearbeitet war und man inhaltlich eintauchen konnte.“ Trotz des überwiegend positiven Eindrucks kommen Vorschläge für Verbesserungen für die Zukunft auf. Zum Beispiel die gewöhnungsbedürftigen Sitzungs- und Abstimmungsformalitäten. Miriam Haseleu: „Ich glaube, da braucht es parallel noch Strukturen, die näher an den Jugendlichen dran sind. Ein Synoden-Setting ist vermutlich nicht dafür geboren, über Themen von Jugendlichen zu sprechen, aber es ist ein wichtiger Schritt in der Partizipation.“ Eine Premiere, die nach Wiederholung schreit? Philipp Lavall gibt den Denkanstoß, dass die Zukunft der Jugendsynode davon abhängig ist, was sich aus dem Format Jugendsynode entwickelt. „Für die Zukunft müssen wir schauen, ob der Prozess anläuft. Es wird sich zeigen, ob wir eine neue Jugendsynode brauchen oder bereits mit diesem Wochenende ein ausreichender Prozess in Gang gesetzt wurde.“ Zum Schluss bleibt der positive Eindruck von Gemeinschaft und Zusammenarbeit. Philipp Lavall: „Am Ende hat man nicht gemerkt, wer von der Landessynode oder vom Jugendverband kommt. Es waren alle eins.“
Foto(s): Thomas Müller / EKiR