Kirche2go fragt: Gibt es einen strafenden Gott? Diesmal wird bei Kirche2go eine wichtige und oft diskutierte Frage aufgegriffen, nämlich das strafende Bild von Gott im ersten Testament der Bibel. Pfarrer Nico Buschmann weist darauf hin, dass wir als begrenzte Wesen nur wenig über Gott wissen können und dass unsere Vorstellungen von ihm durch unsere persönlichen Erfahrungen geprägt sind. Er teilt seine eigene Erfahrung, dass er Gott nicht als strafend erlebt hat. Zudem erklärt er, dass die dargestellten Strafen in der Bibel eher aus dem Versuch resultieren, das Unerklärliche in Worte zu fassen und mit den damaligen kulturellen Sichtweisen zu erklären. Er betont, dass wir diese alten Bilder von Gott im historischen Kontext betrachten sollten und dass das Zentrum des Glaubens die Liebe Gottes ist.
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Hier ist der gesamte Text zum Nachlesen:
Ich weiß nicht, ob du in letzter Zeit vielleicht noch einmal die Bibel aufgeschlagen hast, aber ganz häufig begegnen mir Menschen, die sagen: „Boah, also der Gott des ersten Testaments, das ist ja so ein richtig strafender Gott. Das ist ja teilweise so brutal, was dort geschrieben steht. An diesen Gott kann und will ich gar nicht glauben.“ Ich weiß nicht, ob Gott ein strafender Gott ist oder nicht, denn wir können nur sehr wenig über Gott wissen. Wir können eigentlich nur Erfahrungen mit Gott machen. Und die Erfahrung, die ich mit Gott gemacht habe, ist: Nein, Gott ist kein strafender Gott. Und jetzt fragst du dich vielleicht: „Ja, aber warum haben wir dann die ganzen Stellen von Strafen in Gott im ersten Testament der Bibel?“ Nun ja, weil Menschen immer wieder versucht haben, das, was sie nicht beschreiben können, in Worte zu fassen. Dazu haben sie Worte und teilweise auch kulturelle Sichtweisen aus ihrer Zeit genommen, um zu beschreiben, was sie nicht beschreiben können. Ich weiß nicht, ob du das schon mal erlebt hast, wenn einem etwas Schlimmes passiert, dann suchen Menschen sehr stark nach Gründen. Und für die Menschen damals war es sehr offensichtlich: „Naja, wenn kein offensichtlicher Grund da ist, dann muss es wohl etwas mit Gott zu tun haben.“ Das hat auf der einen Seite eine sehr schöne Seite, denn das ist ein ganzheitliches Gottesbild. Also, sowohl in Freude als auch in Leid binde ich Gott in meine Sichtweise ein. Aber natürlich haben wir Menschen heute im 21. Jahrhundert den Nachteil, dass wir plötzlich mit Bildern konfrontiert sind, die aus einer Zeit stammen, die noch ganz anders strukturiert war, mit ganz anderen Mustern und ganz anderen Verhaltensweisen. Ich persönlich halte es immer mit dem kleinsten Evangelium der Bibel, nämlich: „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott in ihm.“ Und mit dieser Hoffnung lebe ich, und mit dieser Hoffnung begegne ich auch schwierigen Situationen. Vielleicht sollten wir die alten Bilder von Gott tatsächlich auch als das sehen, was sie sind: alte Bilder, die uns etwas über die Sichtweise von Menschen zu ihrer Zeit berichtet haben.
Foto(s): APK