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Karikaturen von Thomas Plaßmann

Der politische Karikaturist Thomas Plaßmann gilt in Kirchenkreisen auch als Meister der Kunst, Gemeinden den Spiegel vorzuhalten. Dem ökumenischen Bildungsausschuss im Bergheimer Osten gefielen die satirischen Betrachtungen mit gespitztem Zeichenstift derart gut, dass sie Plaßmann nach Niederaußem einluden.

Derzeit sind in der evangelischen Erlöserkirche und in der katholischen Pfarrkirche St. Paulus insgesamt 52 Bilder zum Thema „Zukunft der Kirche – Kirche der Zukunft“ zu sehen.

Mit dem Zeichenstift ausdrücken, was bewegt
„Ich habe das Geschenk der Gabe bekommen, das, was mich als aktiver Christ bewegt, zu Papier bringen zu können. Und dieses Talent möchte ich nutzen für das, was mir lieb ist und von dem ich wünsche, es möge besser sein“, bekundete Thomas Plaßmann bei der Ausstellungseröffnung in St. Paulus. „Würde Ihnen hier ein Bild einfallen?“, fragte Interviewer Wolfgang Stutzinger vom Katholischen Bildungswerk Rhein-Erft-Kreis, der die Ausstellung maßgeblich organisiert hat. Wie erhofft, gab der Karikaturist mit drei Schnellzeichnungen bereits einen Vorgeschmack auf den kommenden Abend in der Erlöserkirche. Dort wird er ausgiebig Einblicke geben, wie Karikaturen entstehen und Besucher anleiten, selbst satirisch zu zeichnen.

Ostern – ein Hasen-Geburtstag?
„Fromme Bilder“ nennt Plaßmann seine üppige Sammlung von Kirchenkarikaturen. Die meisten sind überkonfessionell. Christen und religionsferne Menschen werden gleichermaßen aufs Korn genommen. „Ostern? Da ist, glaub' ich, irgendein Hase geboren“, legt Plaßmann bei der Vorführung im Schnellzeichnen zur Ausstellungseröffnung einer Witzfigur in den Mund. „Je tiefer der Graben zwischen der Vorstellung, wie etwas sein sollte, und der Wirklichkeit ist, desto schärfer die Karikatur“, beschreibt er das Wesen der Satire. Wenn mit dem Osterfest nur noch das Eier bringende Langohr verbunden wird, dann bleibt so manchem Betrachter, dem die christliche Religion genauso „lieb und teuer“ ist wie Plaßmann, das Lachen doch ein wenig im Halse stecken.

„Was macht man so als Christ?“
Aus dem Gefälle von Wunsch und Wirklichkeit steigt besonders schwarzer Humor auf in Plaßmanns großformatigem Bild von einem Sektempfang. Offenbar hat sich ein Teilnehmer als gläubiger Mensch zu erkennen gegeben und wird nun gefragt: „Christ?! Ach! Interessant…und was macht man da so?“ Oder wenn Konsumhaltungen à la „Leute, ich zahl' Steuern, da kann man ja wohl das volle Programm erwarten“ das Verständnis vom Christsein durchdrungen haben.

Satirischer Blick auf kirchliche Angebote
Den Malstift setzt Plaßmann ebenso gerne an, wenn Bemühungen der Kirchen, ihre Gotteshäuser durch „Events“ zu füllen, unfreiwillig komisch wirken. Pointiert gelingt ihm das mit der Facebook-Party „Heaven is Calling“, auf der ein Besucher Jugendliche fragt: „Das kam euch nicht irgendwo verdächtig vor?“ Oder mit dem „Service-Point“ in der Kirche, der Frage eines Pastors an die Gemeinde „Was wollt Ihr hören?“ unter dem Motto „Dienstleistung als Chance“ und „Schnupperangeboten“ wie „ein Wortgottesdienst plus Gemeindekaffee mit Abholservice“.

Die gezogene und geschobene Kirche
Ein evangelischer und ein katholischer Geistlicher stemmen sich quer zwischen zwei Kirchen, die ihre Gemeindeglieder von beiden Seiten zusammenschieben wollen. Ein Pfarrer zieht sein Gotteshaus auf einem Palettenheber im Schweiße seines Angesichts hinter sich her. Solche „Männleinmalereien“, wie Plaßmann selbst seine Zeichnungen nennt, weisen humorvoll auf die Mühen der Gestaltung von kirchlicher Zukunft hin.

Wirklichkeit holt Satire ein
Den evangelischen Pfarrer Matthias Bertenrath erinnerten einige Exponate an gelebte „Realsatire“. So sollten bei der Wiedereröffnung der Erlöserkirche nach 22-monatiger Renovierungszeit die Glocken läuten. Doch weil das nicht funktionierte, mussten die Töne von der CD eingespielt werden. Etwas Ähnliches hat Plaßmann bereits gezeichnet: das Dankeswort eines Pfarrers am Schluss eines Gottesdienstes an den Bediener der elektronischen Medien.

Weiteres Informationen
Die Ausstellung „Zukunft der Kirche – Kirche der Zukunft“ ist bis Sonntag, 26. März, in der Erlöserkirche und in der St.-Paulus-Kirche an der Paulusstraße 7 zu sehen. Rahmenprogramm und Zugänglichkeit sind im Gemeindebrief veröffentlicht, der auf der Seite der Gemeinde Niederaußem heruntergeladen werden kann.

Text: Ulrike Weinert
Foto(s): Ulrike Weinert