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Jugendwerkstatt Klettenberg mit neuem Namen und mit neuer Gesellschaftsform

Eines stellte Dr. Utz Ingo Küpper gleich zu Beginn fest: „Bei uns handelt es sich mittlerweile um ein kleines mittelständisches Unternehmen.“ Und dem müsse man in allen Belangen Rechnung tragen. Mit einem neuen Namen und einer neuen Gesellschaftsform präsentierte sich die ehemalige „Jugendwerkstatt Klettenberg e. V.“ der Öffentlichkeit. Sie firmiert seit dem 1. März als „Jugendwerkstatt Köln gemeinnützige Gesellschaft mit begrenzter Haftung – Jugendwerk Köln“. „Wir müssen uns einfach professioneller aufstellen, um auf dem Markt konkurrenzfähig zu sein“ erklärte Küpper, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der gGmbH.


Hilfe bei Mathe ebenso wie für Hartz-IV-Bezieher
Die Gesellschaft betreibt Bildungs- und Lehrwerkstätten sowie Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte insbesondere für Jugendliche, die Hilfen benötigen, um auf dem „ersten Arbeitsmarkt“ zu bestehen. Das Angebot der gGmbh reicht von Kursen für so genannte „Schulmüde“ über „ausbildungsbegleitende Hilfen“ für Auszubildende, die Schwächen etwa in Mathematik haben, bis hin zu Arbeitsangeboten für Hartz-IV-Bezieher. Dabei konkurriert die neue Gesellschaft mit zahlreichen anderen Bildungsträgern bei öffentlichen Ausschreibungen für Qualifizierungen. Das sei nicht leicht, so Küpper, da in der Jugendwerkstatt den Angestellten kirchliche Tarife bezahlt würden, während die Konkurrenten oft echtes „Lohn- und damit Preisdumping“ betrieben.

Entscheidungen können jetzt schneller getroffen werden
„Mit der Umwandlung in eine gGmbH haben wir effizientere Strukturen geschaffen. Geschäftsführerin Gundula von Nell und Geschäftsführer Marc Haine können sofort Entscheidungen treffen, für die es früher einer Mitgliederversammlung bedurft hätte. Wir konkurrieren mit vielen Bildungsträgern um Aufträge für Qualifizierungsmaßnahmen. Da muss man bei den Ausschreibungen umgehend reagieren“, fuhr Küppper fort. Im vergangenen Jahr hat man sich in der Jugendwerkstatt Klettenberg um 2200 Jugendliche gekümmert. 38 Festangestellte erzielten einen Umsatz von 2,2 Millionen Euro. Die neue Gesellschaft hat das gesamte Personal und den kompletten Betrieb übernommen.

Der Wirtschaftsdzernent Borjans zeigte sich beeindruckt
Dr. Norbert Walter Borjans, Wirtschaftsdezernent der Stadt Köln, zeigte sich beeindruckt: „Ich finde es beachtlich, dass in diesem Bereich kirchliches und damit auch bürgerschaftliches Engagement soviel Erfolg haben.“ Zur Standortentwicklung in Köln gehöre eben nicht nur die Ansiedlung von „Microsoft“, sondern auch die Qualifizierung von Jugendlichen mit schlechten Start-Chancen. In Köln gebe es sehr viele junge Menschen mit einem Migrationshintergrund, die man entsprechend fördern müsse. Sie müssten nicht zuletzt deshalb qualifiziert werden, um den derzeitigen Fachkräftemangel in der Wirtschaft zu beheben. „Köln ist im Vergleich zu anderen Großstädten eine Metropole, die in Zukunft weiter wächst. Nicht zuletzt wegen der vielen Migrantenkinder. Die sind für Köln eine Chance.“ Gut für Köln sei aber auch das gute Image der Stadt, das es hier angesiedelten Unternehmen leicht mache, „Top-Leute zu holen“.

Die Jugendwerkstatt begann als kleiner Verein 1979
Nikolaus Immer, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche im Rheinland, dessen Mitglied die Jugendwerkstatt ist, zeigte sich ebenfalls zufrieden mit der Umwandlung des Vereins: Das ist hier hoch professionell und kein ,Sozialklimbim‘.“ Er erinnerte daran, dass die Jugendwerkstatt als kleiner Verein 1979 aus der Evangelischen Kirchengemeinde Klettenberg hervorgegangen und mittlerweile als mittelständischer Betrieb anzusehen sei: „Die Entscheidungen, die da zu treffen sind, überfordern ein Presbyterium schlicht und ergreifend“, nannte er als wichtigen Grund für die Umwandlung der Jugendwerkstatt in eine gGmbH. „Und bei einem Verein steht der Vorstand mit seinem Privatvermögen in der Haftung“, ergänzte Küpper. Das sei bei einem Umsatzvolumen, das das Unternehmen mittlerweile erreicht habe, nicht mehr möglich. Und auch Pfarrer Ivo Masanek ist zufrieden. Seine Gemeinde Klettenberg hat schon lange nach einer „Entflechtung“ gestrebt, die die starke Verbundenheit mit der Jugendwerkstatt zumindest ein Stück weit lockert.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann