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Jugendwerkstatt Klettenberg e.V. richtet eine Zukunfts-Werkstatt für schulmüde Jugendliche ein

„Das ist etwas Wunderbares und Positives in der Zeit des Abbaus und der Kürzungen“, freut sich Stadtsuperintendent Ernst Fey. Pfarrer Ivo Masanek, Vorstandsvorsitzender des Jugendwerkstatt Klettenberg e.V., spricht von einem „unglaublich schönen Ereignis“, das so richtig gut tue. Anlass ihrer Freude ist eine Spende des Ortsvereins Köln des Deutschen Evangelischen Frauenbundes (DEF) in Höhe von 150.000 Euro an den Jugendwerkstatt Köln-Klettenberg e.V.

Eingerichtet wurde die Jugendwerkstatt 1979 in Trägerschaft der Kirchengemeinde auf dem Gelände Rhöndorfer Straße. 2000 kam auf dem Areal der Clouth-Werke in Nippes ein weiterer Standort hinzu. Seit 1995 besteht sie als eingetragener Verein, der Jugendliche mit besonderem Bedarf „im Bereich der Berufsorientierung, -vorbereitung, -ausbildung, Ausbildungsbegleitung und der Übergangshilfe in den Beruf“ fördert. Dabei wird der Verein, so Presbyteriums-Vorsitzende Hella Juliane Plewe, zumindest ideell weiterhin von der Kirchengemeinde Klettenberg unterstützt. 

„Die Tätigkeit des DEF beruht auf zwei Säulen: Bildungsarbeit für Frauen und allgemein soziale Arbeit“, erläuterte Vorsitzende Gabriele von Dombois bei der (symbolischen) Scheckübergabe. Ein „großes soziales Standbein“ des Kölner Ortsvereins war bis 2003 das Gertrud-Bäumer-Haus, eine Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung im Diakoniedorf Michaelshoven. „Im letzten Jahr haben wir die Trägerschaft des Haus an den Diakonie Michaelshoven e.V. abgegeben“, so von Dombois. Dabei sei ein Geldbetrag übrig geblieben, den man nun gerne weitergebe. „Denn in all den Jahren ist auch uns immer wieder geholfen worden.“ Durch Vermittlung von DEF-Vorstandskollegin Margarita Dane, die auch dem Klettenberger Presbyterium angehört, fließt nun ein Teilbetrag an die Jugendwerkstatt. „Es ist uns sehr daran gelegen, diese Spende nicht in unsere bestehenden Programme einfließen zu lassen, sondern ihr ein Gesicht zu geben“, bedankte sich deren Geschäftsführer Bodo Schmidt. „Dies tun wir mit der Gründung der ´Zukunfts-Werkstatt´, einem Modellprojekt zur Unterstützung von schulmüden Jugendlichen.“

Gegen den „Eindruck der Sinnlosigkeit“
Im September nimmt die Zukunfts-Werkstatt auf dem Gelände der Jugendwerkstatt, in den Räumen der ehemaligen Offenen Tür Rhöndorfer Straße der Gemeinde Klettenberg, ihre Arbeit auf. „Unser Ziel ist es von je her Jugendlichen zu helfen, ihre berufliche und damit auch soziale Integration zu fördern, ihnen eine neue Perspektive jenseits der ´Null-Bock-Einstellung´ aufzubauen“, so Geschäftsführer Bodo Schmidt. „Wir möchten ihr Vertrauen in sich selbst, in die eigenen Fähigkeiten und damit ihre Zukunft stärken, Werte und Freude gegen den Eindruck der Sinnlosigkeit stellen.“
Jugendliche müssten heute ein grundlegendes Gerüst von Kompetenzen erwerben, um sich in einer auf Wissen basierenden Gesellschaft und Wirtschaft erfolgreich integrieren zu können. „Doch die Zahl derer, die dies nicht schaffen, wird immer größer“, so Schmidt.

Die neue „Zukunfts-Werkstatt“ richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Sie nimmt diejenigen in den Blick, die sich ganz oder teilweise von der Schulpflicht, aus dem Unterricht, von der Bildung verabschieden. „Die Problematiken dieser Zielgruppe reichen von Migrationshindernissen über Motivationsdefizite bis hin zu sozialen und psychischen Schwierigkeiten“, analysiert Schmidt. Ihre gesellschaftliche Integration, Ausbildung und Erwerbsarbeit seien massiv bedroht. Da der Zugang zum Ausbildungs- und Berufssystem in großem Maße von der Güte des Schulabschlusses abhänge, sei der weitere Lebensweg von Schulverweigerern in der Regel durch Handicaps gekennzeichnet. „Oftmals ist es ihnen nicht möglich, überhaupt in eine Berufsausbildung einzutreten, unsichere Beschäftigungsverhältnisse und nachhaltige soziale Desintegration“ seien vorprogrammiert.

Mit Orientierung und Qualifizierung einen Übergang in Ausbildung oder Beschäftigung schaffen
Dem soll mit der „Zukunfts-Werkstatt“ vorgebeugt werden. In ihr erhalten  zunächst 12 bis 16 Jugendliche die Möglichkeit zur Orientierung, Qualifizierung und zum Übergang in Ausbildung oder Beschäftigung. „Die Förderung muss ganzheitlich ausgerichtet sein, und bei den jeweiligen Möglichkeiten der Jugendlichen ansetzen“, fordert Schmidt. In einem Zeitraum von bis zu einem halben Jahr sollen drei Ansätze systematisch ineinander greifen:


  • Ein Kompetenzfeststellungsverfahren soll Neigungen und Eignungen ermitteln,

  • damit verbunden wird eine struktur- und rahmengebende werkpraktische Qualifizierung.

  • Schließlich wird gemeinsam mit dem Jugendlichen eine Bildungswegplanung entwickelt.

„Wir wollen die Jugendlichen mit dem Ziel ´Lernen durch Übernahme von Verantwortung´ aktiv und situationsbezogen in die Projektgestaltung mit einbinden“, erklärt Schmidt. Themen wie Sport und Fitness sowie Ernährung und Gesundheit käme dabei eine ebenso große Bedeutung zu, wie den erlebnis- und kreativpädagogischen Elementen, dadurch wird „eine Persönlichkeitsstabilisierung der Jugendlichen angestrebt“. Ob die Jugendlichen nach dem Besuch der „Zukunfts-Werkstatt“ in die Schule zurückkehren oder beispielsweise eine Berufsförderung favorisieren, müsse als Ziel offen und gleichberechtigt bleiben.  


„Die 150.000 Euro verstehen wir als Anschubfinanzierung“, sagt Schmidt. „Das Modellprojekt soll über 12 Monate entwickelt und dokumentiert werden. Wir wollen es populär machen, und hoffen, dass öffentliche Hände hinzu springen. Unser Ziel ist eine Regelförderung.“

 

 

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich