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Jubiläum: 125 Jahre Friedrich-Gerhardt-Orgel in Rondorf

Zur Vorgeschichte: Die Kirchenkreise Mülheim, Bonn und Köln
Der Kirchenkreis Mülheim am Rhein konstituierte sich am 27. Juli 1817; er ging am 26. September 1894 in die Kirchenkreise Köln und Bonn auf; der Kirchenkreis Köln wurde am 1. Juli 1964 in die Kirchenkreise Köln-Mitte, Köln-Nord, Köln-Rechtsrheinisch und Köln-Süd geteilt; der Kirchenkreis Bonn wurde am 1. Januar 1968 in die Kirchenkreise Bad Godesberg (seit dem 1. Januar 1999 »Bad Godesberg-Voreifel«), Bonn und ›An Sieg und Rhein‹ geteilt. Vgl. Ferdinand Magen, Der Kirchenkreis Mülheim am Rhein (1817-1894), Rödingen 2002 (mit einem Geleitwort von Thomas Hübner).

Antrag zum Bau einer Orgel
Der älteste schriftliche Beleg für den Bau der Gerhardt-Orgel liegt im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, welches sich im Landeskirchenamt in Düsseldorf befindet – nachzulesen in der Festschrift anlässlich der Einweihung und Aufstellung der vollständig restaurierten, historischen Gerhardt-Orgel von 1880 in der Emmanuelkirche zu Köln-Rondorf am Sonntag Trinitatis, dem 10. Juni 1990, im Auftrag des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Rondorf,  herausgegeben von Thomas Hübner (Gemeindebuch Bd. II), Köln 1990, S. 123-125.
Dieser älteste schriftliche Beleg ist unterzeichnet von dem Godesberger Pfarrer Julius Heinrich Axenfeld (1834-1896) und dem Superintendenten der Kreisgemeinde Mühlheim, Justus Bartelheim (1817-1891). Axenfeld wurde am 4. März 1834 in Nowgorod Sjewersk in der Ukraine geboren und verstarb am 28. Juli 1896 in Marburg an der Lahn. Er war von 1870 bis 1896 Pfarrer in Godesberg. Bartelheim wurde am 25. Juli 1817 in Kleve geboren und war  von 1874 bis 1891 Superintendent der Kreisgemeinde Mühlheim. Er verstarb am  8. Dezember 1891 in Köln.

Bei diesem ältesten schriftlichen Beleg für den Bau der Gerhardt-Orgel handelt es sich um den Antrag der Kirchengemeinde Rondorf an den Superintendenten zur Genehmigung der Auftragserteilung an den Orgelbauer Friedrich Gerhardt (1826- 1922)in Merseburg.


Nach Dornröschenschlaf und Restaurierung: Keine Heultöne mehr
Mit der Einweihung der »neuen evangelischen Kirche« zu Godesberg (seit 1953: »Erlöserkirche«) am Donnerstag, dem 1. Juli 1880, wurde auch die Gerhardt-Orgel in Dienst gestellt. 1930 musste die Gerhardt-Orgel einem anderen Instrument in der Godesberger Kirche weichen, welches 1966 verschrottet wurde. Die Gerhardt-Orgel stellte das Presbyterium im Gemeindehaus auf.

Während 1969 im Zuge eines Umbaus zur Schaffung von Büroräumen die Decke des Saals im Gemeindehaus abgehängt wurde und damit die Gerhardt-Orgel, nun über der abgehängten Decke wie auf einem Dachboden stehend aus dem Blickfeld geraten, in einen Dornröschenschlaf verfiel, wurde im gleichen Jahr die dritte Orgel in der Erlöserkirche eingeweiht.

An der Grundsteinlegung unserer Emmanuelkirche am Sonntag Cantate, dem 17. Mai 1987, nahm auch mein Freund Dr. Stephan Bitter (1982-2001 Pastor i.H., dann Pfarrer an der Erlöserkirche zu Bad Godesberg; 1989-2001 Superintendent des Kirchenkreises Bad Godesberg) als Gast teil. Während eines gemeinsamen Spaziergangs am gleichen Tag machte mich Stephan Bitter auf die alte Orgel aufmerksam, welche sich auf dem Dachboden des Gemeindehauses befinde. Es musste dann alles sehr schnell gehen: Nachdem Johannes Geffert (Organist an der Kreuzkirche zu Bonn) am 4. Juni 1987 die Gerhardt- Orgel gespielt (es kamen nur Heultöne heraus) und begutachtet hatte, hat noch am gleichen Tag der Architekt der Emmanuelkirche, Dipl. Ing. Jürgen Hadenfeldt, die Statik neu berechnen lassen, weil dort, wo heute die Gerhardt-Orgel in der Emmanuelkirche steht, eine Art Keller für den alten Magazinbalg und die Windversorgung der Orgel unter dem Instrument neu geplant werden mußte.

Nachdem das Presbyterium der Evangelischen Erlöserkirchengemeinde zugestimmt hatte, wurde die Gerhardt-Orgel nach 20 Jahren Dornröschenschlaf im Godesberger Gemeindehaus in der Zeit vom 5. bis zum 7. April 1989 abgelegt. Sie wurde in die Orgelwerkstatt Klais nach Bonn gebracht, wo eine grundlegende, über ein Jahr währende Restaurierung durchgeführt werden mußte.

3. Juli 2005: Einladung zum Festgottesdienst
Am Sonntag Trinitatis, dem 10. Juni 1990, wurde die restaurierte Gerhardt-Orgel eingeweiht. Das erste Konzert spielte am gleichen Tage Johannes Geffert; er wird die Gerhardt- Orgel am 125. Jahrestag ihrer Einweihung im Gottesdienst spielen. Gemeinsam mit dem Organisten der Evangelischen Kirchengemeinde Rondorf, Boleslav Martfeld, werden auch Stücke für Orgel und Klavier aufgeführt werden. Das Presbyterium lädt die Gemeinde herzlich ein zum Festgottesdienst 125 Jahre Friedrich-Gerhardt-Orgel von 1880 am 6. Sonntag nach Trinitatis, dem 3. Juli 2005, um 11.00 Uhr in die Emmanuelkirche

Literatur zu Friedrich Gerhardt (* 1.XI.1826 Cölleda – † 25.IV.1922 Merseburg)
Thomas Hübner, Leben und Bedeutung des Orgelbauers Friedrich Gerhardt (1826-1922), in: Festschrift anläßlich der Einweihung und Aufstellung der vollständig restaurierten, historischen Gerhardt-Orgel von 1880 in der Emmanuelkirche zu Köln-Rondorf am Sonntag Trinitatis, dem 10. Juni 1990, im Auftrag des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Rondorf herausgegeben von Thomas Hübner (Gemeindebuch Bd. II), Köln 1990, S. 123-125S. 62 (Bild von Friedrich Gerhardt). 63-88 (Werkverzeichnis, ebenda S. 70-76).

Bilder: in ebendieser Festschrift, S. 107-109 und Gemeindebrief 12/35 April-Juli 1990, hg. v. der Evangelische Kirchengemeinde Rondorf, Titelseite (von Heidi Leonhardt, Wuppertal).

Zur Namensgebung der Kirche siehe Angelika Schyma, Artikel »Erlöserkirche. Rüngsdorfer Straße, Bonn-Rüngsdorf«, in: Evangelische Kirchen und Gemeinden der Kirchenkreise Bonn. Bad Godesberg. An Sieg und Rhein. Geschichte und Architektur, hg. i.A. der Vereinigten Kreissynodalvorstände v. Dietrich Hörold und Waltraud Joch (Dümmlerbuch 8504), Bonn 1996, S. 62-63 (ebd. S. 63 das Photo von H. Leonhardt, vgl. S. 216); zur Geschichte siehe Stephan Bitter, Artikel »Evangelische Erlöser-Kirchengemeinde Bad Godesberg«, in: a.a.O., S. 62.

Zur Restauration der Orgel: Hans- Wolfgang Theobald (er leitete als Orgelbauer und promovierter Organologe die Restauration), Die Restaurierung der Friedrich Gerhadt-Orgel, in: Festschrift (siehe oben), S. 195-215.

Text: Thomas Hübner
Foto(s): Evangelische Kirchengemeinde Rondorf