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Jubiläum: 11 Jahre „Kölner Friedensverpflichtung“

Ein echt kölsches Jubiläum war der Anlass. Oberbürgermeisterin Henriette Reker lud zu einem Empfang anlässlich der Unterzeichnung der „Kölner Friedensverpflichtung“ vor 11 Jahren in den Hansasaal des historischen Rathauses ein. Das Thema ist Reker wichtig: Sie nahm sich eine Stunde Zeit für Musik- und Wortbeiträge.

Und ein paar Minuten für ein Baby. Das kam so: Als der Chor "Buntes Herz" zum Liedvortrag Aufstellung genommen hatte, fehlte der Gitarrist. Nach kurzem Flüstern zwischen den Musikern kam heraus, dass der junge Mann im Rathaus-Foyer auf sein Baby aufpasste. Kurzentschlossen eilte die Oberbürgermeisterin mit den Worten "Das mache ich" ins Foyer. Sekunden später tauchte der Gitarrist auf und los ging's. Reker hatte den Kinderwagen in Hörweite vor der Hansasaal-Tür geparkt. Eine städtische Mitarbeiterin des städtischen Protokolls kümmerte sich um das Kind.

"Gewalt und Terror um Gottes Willen dürfen nicht sein"
"Frieden ist die Fähigkeit, Konflikte im Dialog mit Empathie und vor allem gewaltlos zu lösen", hatte Reker ihre Rede eingeleitet: "Und für uns alle ist Frieden vor allem ein Grundbedürfnis." An einem Sonntag, dem 29. Oktober 2006, hatten damals in der Piazetta des Historischen Rathauses Vertreterinnen unter Vertreter der Synagogengemeinde, der Moscheegemeinden, des Stadtdekanats, des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region und der ACK-Kirchen die „Kölner Friedensverpflichtung“ erstmals unterzeichnet. Darin machten sie deutlich, "dass Gewalt und Terror um Gottes Willen nicht sein dürfen und dem authentischen Geist unserer Religionen widersprechen". Sie verpflichteten sich "jeder Verhetzung und Erniedrigung von Menschen entgegenzutreten" und "eine Gesellschaft mitzugestalten, in der alle Religionsgemeinschaften, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, ihren unumstrittenen Platz haben", so der Wortlaut der Erklärung.

Köln, ein guter Ort für Friedensbotschaften
Die Oberbürgermeisterin erinnerte an die großen Ereignisse in Köln, die zu der Idee geführt hätten, einen Rat der Religionen zu gründen. Die Fußball-Weltmeisterschaften 2006 mit hunderttausenden friedlich feiernden Fans aus aller Herren Länder und der Weltjugendtag mit Papst Benedikt und seinen Gesprächen mit Vertretern der jüdischen Gemeinde und mit Muslimen. "Dieses begeisternde Erlebnis führte zu der Idee, den Dialog der Religionen, wie er in Köln schon seit längerem in bilateralen Foren geführt wurde, auf eine breitere Basis zu stellen", fuhr Reker fort. Köln sei wie keine andere Stadt geeignet, Friedensbotschaften glaubhaft auszusenden. Schließlich lebten dort Mitglieder von etwa 100 Religionsgemeinschaften aus über 180 Nationen.

Köln stellt sich quer gegen Intoleranz und Rassismus
Köln sende aber auch immer wieder deutliche Signale, wenn andere Werte wie Toleranz und Achtung vor der Würde des anderen in Frage stellten. Sie nannte beispielhaft die "Arsch-huh-Konzerte" und die Demonstrationen des Bündnisses "Köln stellt sich quer". Reker erinnerte an den Protest gegen den AfD-Parteitag: "Gemeinsam sind wir am 22. April für Weltoffenheit, Toleranz und Solidarität auf die Straße gegangen und haben denen, die nicht Frieden sondern Hass und Zwietracht säen, sehr deutlich gezeigt, was wir von ihnen halten." Religion und Glaube seien auch heute noch zuverlässige und konstante Ankerpunkte im Leben vieler Menschen in der Stadt: "Gerade deshalb und nach wie vor können die Religionsgemeinschaften auch so viel Positives für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen in Köln erreichen." Die OB schloss mit einem Zitat von Mahatma Gandhi: "Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Akteure von damals lasen „Kölner Friedensverpflichtung“ vor
Zwei Unterzeichnerinnen der Friedensverpflichtung vor elf Jahren nahmen an dem Empfang im Hansasaal teil: Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Katholikenausschusses in der Stadt Köln, und Pfarrerin Dorothee Schaper, heute im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region zuständig für christlich-muslimische Begegnungen. Die beiden lasen, zusammen mit Rafet Öztürk von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. Köln (DITIB) und Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogengemeinde Köln, im Anschluss an Rekers Rede die Friedensverpflichtung vor. Anschließend trugen sich Bartscherer, Schaper, Öztürk und Lehrer in das Gästebuch der Stadt ein.

Die Kinder des Projektes „Buntes Herz“ machten die Musikbeiträge
Die musikalischen Beiträge des Empfangs lieferten Kinder und Jugendliche des Projektes "Buntes Herz". Janus Fröhlich, ehemaliger Schlagzeuger der Kölner Kult-Band "Höhner", hat dieses Projekt mit Hilfe des Sozialdienstes Katholischer Männer angestoßen. Ziel ist es, Flüchtlinge auch über gemeinsames Musizieren zu integrieren. Und in besonderen Fällen auch mal auf ein Baby aufzupassen.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann