Betroffene und Angehörige der Flutkatastrophe 2021 treffen sich seit rund einem Jahr einmal die Woche im Gemeindehaus Lechenich. Nun haben sie gemeinsam eine Adventsfeier organisiert: Tannenzweigenduft und Kerzenschein umgeben das kleine Café im Gemeindehaus. Liebevoll verpackte Päckchen stehen auf einem großen Tisch bereit, daneben selbstgebackene Plätzchen und andere Leckereien. Fröhlich begrüßen sich bekannte und neue Gesichter. Jung und Alt kommt hier zusammen. „Es ist wunderschön geworden, ein besonderer Tag erwartet uns“, freuen sich die ersten Ankommenden euphorisch.
Jeden Dienstag findet von 10 bis 12 Uhr im Café der Evangelischen Kirchengemeinde Lechenich eine offene Kaffeezeit für Betroffene und Angehörige des Flutgeschehens statt. t. Organisiert wird der wöchentliche Kaffeetreff von der mobilen Hochwasserhilfe des Diakonischen Werkes Köln und Region (DW), finanziert von der Diakonie Katastrophenhilfe
Kleine Geschenke sorgen für große Freude
Mit Süßem und Herzhaftem verwöhnen sich die Teilnehmenden gegenseitig. Warme Getränke werden gereicht und wertvolle Gespräche geführt. An diesem Tag gibt es zusätzlich kleine Geschenke. „Vor dem Hintergrund, dass vielen Betroffenen durch die Flut ihre Habseligkeiten genommen wurden, haben wir für dieses Jahr eine Wichtelaktion umgesetzt. Es sollen Gegenstände sein, die ihren Wert noch nicht verloren haben, aber wohlwollend zu entbehren sind“, sagt Andrea Schnackertz, Mitarbeiterin der mobilen Beratung Hochwasserhilfen des Diakonischen Werkes Köln und Region.
Aus dem unverbindlichen Angebot des Kaffeetreffs entwickelte sich eine gewisse Dynamik unter den Teilnehmenden, die auch in diesem Jahr zu einer gemütlichen Adventsfeier mit etwa 20 Gästen führte.
Unterstützer des Lions Clubs Voreifel, Geistliche aus dem Erft-Kreis sowie Mitarbeiterinnen des Diakonischen Werkes und des DRK sind auch gekommen.
„Kaffeetreff ist ein fester Bestandteil unserer Wochenplanung“
„Wir haben heute herzlich gelacht. Die größte Freude war für mich, die Freude der anderen zu spüren“, berichtet eine Rentnerin. Eine Nikolausmütze tragend hat sie kurz zuvor eine Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Damit brachte sie nicht nur den Flutbetroffenen Weihnachten ein bisschen näher, sondern verdeutlichte auch die hier gelebte Nächstenliebe. Ihr Mann nickt und fügt hinzu: „Der Kaffeetreff ist ein fester Bestandteil unserer Wochenplanung geworden. Es hilft uns, durch diese schwere Zeit nicht allein zu gehen und gemeinsame Sorgen, Freuden und Erlebnisse mit netten Menschen zu teilen.“
Austausch über finanzielle Hilfen des Landes NRW, Hochwasserschutz und alltägliche Sorgen
Ein großer Dank geht an Andrea Schnackertz, Leiterin des Hochwasserteams des DW. Vor einem Jahr setzte sie die Idee des Kaffeetreffs in Erftstadt um und schaffte darüber hinaus einen Ort für Flutbetroffene und ein Netzwerk, dass sich ohne sie höchstwahrscheinlich nicht gebildet hätte. „Es gibt Halt, nämlich den nötigen Zusammenhalt, sagen die Betroffenen, den sie von anderer Seite nicht bekommen“, erzählt Schnackertz. Sei es der Austausch über Antragsverfahren, um staatliche Wiederaufbauhilfen des Landes NRW zu erhalten, das Anbringen von Hochwasserschutzmaßnahmen oder über alltägliche Sorgen. „Es kommt jeder zu Wort und findet Gehör“, so Schnackertz. Dem stimmt auch eine junge Frau zu. Sie besucht den offenen Austausch seit seinem Beginn und nimmt auch an der Adventsfeier teil. Die 31-Jährige sagt: „Am schönsten an dem heutigen Treffen war jedoch, dass in jenen zwei Stunden das traumatische Erlebnis keine wichtige Rolle spielte und sich jeder besinnlich auf das Geburtsfest Jesu einstimmen konnte“.
Ab dem 9. Januar 2024 heißt es jeden Dienstag wieder „Schnacken bei Schnacki“, wie zwei Teilnehmerinnen liebevoll die kleine Auszeit vom Alltag bezeichnen. Interessierte, Angehörige und Betroffene sind herzlich eingeladen an der Vogelrute 8 vorbeizukommen, ganz ohne Anmeldung.
Foto(s): Nicole Schnathmann / Diakonisches Werk Köln und Region gGmbH