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Gegen die »Ökumene im Rückwärtsgang«: Mutige Schritte aufeinander zu

Hart ins Gericht ging Dr. Hans-Georg Link mit den Bemühungen um die Ökumene im Allgemeinen und in Köln im Besonderen. „Auf der Suche nach ihrer Identität leidet die evangelische Kirche an einer Selbstverfallenheit, die ihr den Dialog mit der katholischen Kirche sehr schwer macht“, sagte der Ökumenepfarrer des Evangelischen Stadtkirchenverbandes Köln während einer Podiumsdiskussion mit Johannes Brosseder, Professor für systematische Theologie an der Uni Köln, und Moderator Joachim Frank, stellvertretender Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeigers.

Wenn Pfarrer mehr Ahnung von Finanzen haben als vom Evangelium
Die Diskussion im CityPavillon hinter der Antoniterkirche war betitelt mit der Frage „Ökumene im Rückwärtsgang?“. Link stellte die These auf, die evangelische Kirche stecke in einer „babylonischen Gefangenschaft“, sei nur noch mit sich selbst beschäftigt und am Austausch mit anderen Kirchen nicht mehr interessiert. Er forderte mutige Schritte ein. Taufen sollen nach seiner Auffassung nicht mehr nur die Aufnahme in eine Konfession bedeuten. „Es ist ein Skandal, dass die Taufe immer nur für eine Kirche gilt.“ So sollen bei evangelischen Taufen auch katholische Christen eingeladen werden.
Kritik übte er auch an dem allgemeinen Priestertum der Protestanten, „das gründlich missverstanden wurde – als ob es eines ordinierten Amtsträgers nicht mehr bedürfe“. Pfarrerinnen und Pfarrer hätten in manchen Fällen mehr Ahnung von Finanzen und Haushaltsplanung als vom Evangelium und den Sakramenten. Link forderte eine Rückbesinnung auf die eigentlichen Aufgaben des ordinierten Amtes, ansonsten drohe die „theologische Verwahrlosung“.

Ein schlechtes Zeugnis stellte Link den evangelischen Gemeinden aus. Ökumene bedeute eben auch, dass man beispielsweise Migrantengemeinden bei sich aufnehme und die eigene Kirche für deren Gottesdienste zur Verfügung stelle. Da sei er bei seinen Bemühungen fast durchweg auf Ablehnung gestoßen. „Es sei denn, die Migranten bezahlen Geld. Dann geht vieles.“

Abgrenzung der beiden großen christlichen Kirchen auf Leitungsebene 

Als erschreckend bezeichnete es der Ökumenepfarrer, dass sich die evangelischen und katholischen Pfarrer, die in der Kölner Innenstadt Dienst tun, noch nie getroffen hätten. Er habe dreimal versucht, ein solches Treffen zu arrangieren. Dreimal sei er gescheitert und habe dann die Bemühungen eingestellt.

Die Abgrenzung der beiden großen christlichen Kirchen erlebt Link aber vor allem auf der Leitungsebene, an der Basis sei man schon viel enger zusammengerückt. Das belegten, so der Ökumenepfarrer, die zahlreichen Partnerschaftsverträge, die in Köln zwischen evangelischen und katholischen Gemeinden unterschrieben worden seien.

Brosseder plädierte dafür, die „exklusive“ konfessionelle Identität durch eine christliche zu ersetzen. „Ökumene heißt nicht Preisgabe dieser Identität, sondern Gemeinschaft zu leben mit anderen ohne aufzugehen in irgendein höheres Drittes. Ökumene bedeutet erst recht nicht, Kirchen sozusagen aufzulösen.“


Katholiken vermissen Ansprechpartner
Link und Brosseder waren sich einig, dass es für die katholische Seite oft schwierig sei herauszufinden, wer auf evangelischer Seite der richtige Ansprechpartner sei. Dort werde „mit vielen Zungen“ geredet. „Wenn ein Landesbischof etwas sagt, heißt das noch lange nicht, dass die Gemeinde vor Ort auch so handelt. Das ist bei den Katholiken einfacher“, so Brosseder. Mit einem Erzbischof sei halt „mehr Staat zu machen, wenn man denn Staat mit ihm machen kann“ fuhr er fort mit einem Seitenhieb „auf die speziellen Kölner Verhältnisse“.

Text: Rahmann
Foto(s): ran