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Franziska Boury mit besonderem Auftrag in Hürth

„Reinkommen, orientieren und gucken, was anfällt“, so beschreibt Pfarrerin Franziska Boury ihr erstes halbes Jahr in der Evangelischen Kirchengemeinde Hürth, in der sie seit Januar die Bezirke Efferen, Kendenich, Fischenich, Kalscheuren und Teile von Hermülheim seelsorglich betreut – und damit ihren erkrankten Kollegen Thomas Hennig vertritt.

Boury ist Pfarrerin mit besonderem Auftrag (mbA) im Kirchenkreis Köln-Süd. MbA-Stellen wurden 2007/08 durch einen Beschluss der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) zur besseren Steuerung der Personalentwicklung eingeführt. Nachdem die 45-Jährige im Oktober 2016 erfolgreich am Auswahlverfahren der Landeskirche teilgenommen hatte, wurde sie kurze Zeit später vom Superintendenten des Kirchenkreises Köln-Süd, Dr. Bernhard Seiger, mit der Vertretung in Hürth beauftragt.

Eine Stelle in der Nähe
„Die Stelle passte gut“, erzählt sie, denn sie wohnt mit ihrem Mann und ihrem 6-jährigen Sohn nahe gelegenen in Erftstadt. Dort hat sie in den letzten viereinhalb Jahren in der Waldorfschule als Religionslehrerin gearbeitet. „Mein Mann kommt gebürtig aus Brühl und arbeitet als Industrieanlagen-Elektroniker in Erftstadt. Schön, dass ich nun auch weiterhin eine Stelle in der Nähe habe und nicht so weit pendeln muss“, freut sie sich.

Interesse an Menschen
Am Pfarrberuf reizt sie, dass sie auf viele verschiedene Menschen mit ihren unterschiedlichen Traditionen und Biografien trifft. „Ich habe in meiner Kindheit an vielen Orten gelebt: in Konz, Düsseldorf und Essen. Besonders geprägt hat mich meine Teenager-Zeit, als ich in Quito in Ecuador leben durfte und in einer Gemeinde konfirmiert wurde, in der Menschen aus vielen Ländern einen spirituellen Ankerplatz gefunden haben“, erzählt sie. Auch Bourys Vater war Pfarrer.

Arbeit im PTI in Bonn
Studiert hat die gebürtige Triererin in Wuppertal, Tübingen und Bonn. Ihr Vikariat führte sie 1997 in die Kirchengemeinde Lechenich, wo sie im Anschluss an das Vikariat bis 2003 als Pfarrerin zur Anstellung gearbeitet hat. Nach einem Jahr Arbeitssuche war sie von 2004 bis 2009 als Pastorin im Sonderdienst im Pädagogisch-Theologischen Institut (PTI) in Bonn-Bad Godesberg im Bereich „Schule: Primarstufe, Förderschulen Sek I“ tätig. Danach übernahm sie bis zur Geburt ihres Sohnes 2011 in der Gemeinde Köln-Deutz/Poll die Altersteilzeitvertretung für Pfarrer Georg Heilinger.

Dankbar für die Unterstützung
„Mein Auftrag hier in der Gemeinde lautet ganz klar, die Vertretung des Kollegen zu übernehmen“, beschreibt die Theologin ihren Dienst. Sie sei ausgefüllt mit den ihr übertragenen Aufgaben, der Gestaltung von Gottesdiensten, Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Leider blieb bisher wenig Zeit, in Kontakt mit den Menschen in der Gemeinde, der Stadt oder in der Schule zu kommen, aber sie treffe bei den Vorbereitungen von Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen immer mit vielen Menschen zusammen.
„Die bedauern zunächst, dass Pfarrer Hennig nicht da ist, aber ich spüre, dass sie mich schnell als eigenständige Person wahrnehmen und wir gut miteinander klar kommen“, berichtet sie. Überhaupt habe die Gemeinde sie gut aufgenommen und sich über die Unterstützung gefreut – auch wenn es anfangs ein paar skeptische Stimmen gab, weil schon zwei Pfarrerinnen vor Ort tätig sind.

Frauenpower-Team in Hürth
„Wir sind hier ein Frauenpower-Team“, sagt sie. „Mit mir sind es drei Pfarrerinnen, außerdem zwei Gemeindesekretärinnen, drei Küsterinnen, und zwei Kirchenmusikerinnen.“ Das Geschlecht spiele im Team jedoch keine Rolle, denn letzten Endes komme es doch immer auf die gute Kommunikation an, und die funktioniere in Hürth. Immerhin gebe es einen männlichen Diakon. Mit dem teilt sich die Pfarrerin ab Herbst den Konfirmandenunterricht. Boury übernimmt ab September eine 8. Klasse.

Ziel ist eine feste Pfarrstelle
Sich mit eigenen, neuen Ideen in die Gemeindearbeit einzubringen sei bisher aus zeitlichen Gründen noch nicht möglich gewesen. Gestaltung und Neugestaltung sei auch nicht ihr primärer Auftrag, erklärt sie. „Dazu müsste ich gewählte Pfarrerin sein.“ Das ist jedoch langfristig ihr Ziel, denn die MbA-Stellen sind auf sechs Jahre befristet und mit dem Auftrag verbunden, sich in dieser Zeit um eine Pfarrstelle zu bemühen.

Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Susanne Hermanns