Flüchtlinge an den Außengrenzen Europas brauchen einen wirksamen Schutz vor Verfolgung. Insbesondere müssen sie die Möglichkeit zu einem fairen Asylverfahren erhalten. Dafür wird sich die Evangelische Kirche im Rheinland weiterhin einsetzen, denn tagtäglich verlieren Menschen bei Fluchtversuchen im Mittelmeerraum ihr Leben. Statt zu helfen schottet sich Europa mit Hilfe der europäischen Agentur Frontex gegenüber Flüchtlingen ab. Zu dieser Abschottungspolitik sagt Kirchenrat Pfarrer Rafael Nikodemus, Migrationsbeauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland: „Es ist ein eklatanter Verstoß gegen die Menschenrechte, dass täglich Flüchtlinge von Italien nach Libyen zurückgeschoben werden, wo ihnen massive Menschenrechtsverletzungen drohen.“ Die italienisch-libysche Zusammenarbeit unterminiere menschenrechtliche Standards in Europa, so Nikodemus, der zu den Co-Organisatoren der 13. Europäischen Asylrechtskonferenz im Oktober auf Sizilien gehört. Auf der Konferenz wurde deutlich: In Libyen sind zurückgeschobene Flüchtlinge willkürlichen Inhaftierungen und Misshandlungen ausgesetzt. 9.000 Flüchtlinge aus den Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten Afrikas sind in den vergangenen Jahren unterwegs ertrunken, die Dunkelziffer ist wesentlich höher.
Flucht und Vertreibung schon Teil biblischer Überlieferung
Aus Sicht der rheinischen Kirche muss Europa seinen völkerrechtlichen Verpflichtungen und seiner humanitären Verantwortung nachkommen und Flüchtlinge schützen. Die Bundesrepublik dürfe Asylbewerberinnen und -bewerber nicht in EU-Mitgliedsstaaten ohne faire Asylverfahren wie Griechenland abschieben, lautet eine weitere Forderung. Ebenso müsse an einer fairen und solidarischen Lastenteilung innerhalb der EU-Mitgliedstaaten gearbeitet werden. „Es kann nicht sein“, so Nikodemus, „dass die Bundesrepublik ihre geringen Asylbewerberzahlen durch Rücküberstellungen in Randstaaten der EU erreicht, deren Asylsysteme vollkommen überlastet sind und nicht funktionieren.“
Deshalb unterstützt die Evangelische Kirche im Rheinland die Kampagne „Save me – Eine Stadt sagt ja“, in der sich das Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR), Kirchen und andere in einem breiten Bündnis zusammengeschlossen haben, um für die Aufnahme von Flüchtlingen vor Ort in den Kommunen einzutreten.
Das Schicksal von Flüchtlingen liege der Kirche am Herzen, so Nikodemus: Fragen von Flucht und Migration hätten herausragende Bedeutung, „sie sind uns schon von der biblischen Überlieferung her in die Wiege gelegt“. Dabei sei die Zusammenarbeit mit anderen europäischen Kirchen in der Flüchtlingsarbeit von besonderer Bedeutung, zum Beispiel der CIMADE in Frankreich und der guten Flüchtlingsarbeit der Evangelischen Kirche in Marokko (EEAM).
Im Februar 2011: Tagung „Flucht nach Europa“
Am 10./11. Februar 2011 veranstalten die rheinische Kirche und ihre Evangelische Akademie in Bonn gemeinsam mit der CCME (Churches‘ Commission for Migrants in Europe) die Tagung „Flucht nach Europa“. Zum Tag des Flüchtlings im Juni 2011 wird es Gottesdienste in der Evangelischen Kirche im Rheinland geben.
Foto(s): Hayrettin Özcan für EKiR