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Evangelische Kirche geht in Stammheim und Flittard auf die Straße

Wenn es richtig ist, dass die Kirche dorthin gehen soll, wo die Menschen sind, dann war die Evangelische Kirche hier genau richtig: Auf der Wiese innerhalb der GAG-Siedlung zwischen der Ricarda-Huch-Straße und der Moses-Heß-Straße in Köln-Stammheim. Dort hatte die Gemeindepädagogin Antje Gensichen aus der Evangelischen Brückenschlag-Gemeinde Köln-Flittard/Stammheim mit einigen Mitstreiterinnen einen Pavillon aufgebaut und ein paar Kannen Kaffee und Becher bereit gestellt.

„Kirche muss zu den Menschen gehen“
Das Ganze wurde mit einem Bollerwagen aus dem Café Lichtblick in die GAG-Siedlung transportiert. „Die Kirche muss zu den Menschen gehen, statt immer nur darüber zu klagen, dass immer weniger den Weg zu ihr finden“, erklärte sie den Sinn ihres Tuns. Menschen zum Gespräch einladen und ihnen zuhören, möchte Antje Gensichen. Aber auch Hilfsangebote vorstellen für Menschen mit Problemen. „Wir hatten schon im vergangenen Jahr einen kleinen Vorlauf. Aber jetzt steigen wir voll ein.“ Das heißt: Bis Mitte Juli 2012 wird man Antje Gensichen auf dem Spielplatz in der GAG-Siedlung immer mittwochs zwischen 15.30 Uhr und 17.30 Uhr antreffen. Meistens strickend. „Das schafft eine angenehme Atmosphäre und wirkt völlig unaufdringlich. Man kann sich dazusetzen, einen Kaffee trinken und muss nicht sofort reden. Stricken wirkt völlig entspannend“, hat sie festgestellt.

Nicht zufriedengeben mit dem Erreichten
Entspannt war die Atmosphäre in der Siedlung nicht immer. „Wir hatten hier bis vor ein paar Jahren erhebliche Probleme“, erinnert sich Gerold Vorländer, Pfarrer der Brückenschlag-Gemeinde. Aber nach dem Abriss von zwei Übergangswohnheimen habe sich die Situation in der Siedlung mit hohem Migrantenanteil verbessert. Die GAG unterstütze die Aktion der Gemeinde, indem sie das Gelände zur Verfügung stelle. Und wenn das Klönen bei Kaffee noch eine friedensstiftende Wirkung habe, könne auch das Wohnungsbauunternehmen glücklich sein. Für Vorländer ist der Name seiner Gemeinde im Übrigen auch Programm: „Wir wollen hinausgehen und neue Brücken schlagen. Wir wollen uns mit dem Erreichten nicht zufrieden geben.“

Ab August vor der Stammheimer Grundschule
Das will auch Antje Gensichen nicht: Mit dem Beginn des neuen Schuljahres wird man sie mit ihrem Bollerwagen vor der Stammheimer Grundschule antreffen. „Die Mütter sind mit dem Beginn des neuen Lebensabschnittes ihrer Kinder auch offener für etwas Neues. Ich bin mal gespannt.“ In weiteren Projektphasen soll die Aktion auf den Stadtteil Köln-Flittard ausgeweitet werden. Der Stadtteil gehört ebenfalls zur Evangelischen Brückenschlag-Gemeinde. Auch der Grenzbereich zur Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Mülheim soll in die Projektphase mit aufgenommen werden.

Das Logo der Aktion
„Wir sind heute für Euch da!“
Durch die Aktionen von „Kirche im Veedel – Lichtblick unterwegs“ soll auch der soziale Zusammenhalt im Veedel gefördert werden: „Nicht starr an einen Ort gebunden, sondern mobil und für viele Menschen des Stadtteils erreichbar“, so die Initiatoren. „Dabei treten wir nicht spektakulär auf, sondern bodenständig: Mit einem Becher Kaffee in der Hand laden wir die Menschen ein und vermitteln ‚Wir sind heute da für Euch – was gibt’s Neues zu erzählen?'“, erklärt Antje Gensichen.

Über die Stadtgrenzen hinaus bekannt
Die ökumenische Begegnungsstätte „Café Lichtblick & mehr“ in der Gisbertstraße 98 in Köln-Stammheim besteht seit 16 Jahren. In dem ehemaligen Ladenlokal sitzen jährlich bis zu 15.000 Besucherinnen und Besucher. Gensichen ist dort die einzige Hauptamtliche, 45 Mitarbeitende engagieren sich ehrenamtlich. Außer dem Café gibt es einen Laden mit neuen und gebrauchten Büchern, fair gehandelten Lebensmitteln und eine Kleiderkammer. Über die Stadtgrenzen hinaus ist die Reihe „lesen und lesen lassen“ bereits bekannt geworden.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann