You are currently viewing Evangelische Gemeinde Köln steht vor umfassenden Reformen – die Finanzlage macht Schließungen notwendig

Evangelische Gemeinde Köln steht vor umfassenden Reformen – die Finanzlage macht Schließungen notwendig

Drastische Sparbeschlüsse hat das Presbyterium der Evangelischen Gemeinde Köln gefasst. Die Kreuzkirche an der Machabäerstraße und das Jeremiahaus an der Mozartstraße werden ebenso geschlossen wie die eingruppige Kindertagesstätte hinter der Antoniterkirche. Die Zahl der Pfarrer in der 17.500 Gemeindeglieder umfassenden Innenstadtgemeinde wird von neun auf fünf reduziert. Dr. Heinrich Rasokat, Finanzkirchmeister der Gemeinde, findet deutliche Worte: „Wenn wir unsere Angebote aufrecht erhalten wie bisher, sind wir spätestens 2012 bankrott.“ Für 2005 beträgt das Haushaltsdefizit der Gemeinde mindestens 120.000 Euro. Dies würde laut Rasokat bis 2010 auf 650.000 Euro steigen. Er rechnet mit einem zehnprozentigen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen in den nächsten fünf Jahren. Die Gemeinde verfüge zur Zeit über Rücklagen in Höhe von 1,3 Millionen Euro.

Die Zukunftsfähigkeit protestantischer Präsenz in der Innenstadt

„Es geht um nichts weniger, als um die Zukunftsfähigkeit protestantischer Präsenz in der Kölner Innenstadt“, verdeutlicht Pfarrer Hans Mörtter, Vorsitzender des Presbyteriums der Evangelischen Gemeinde Köln, den Ernst der Lage. Die Schließung gerade dieser zwei von sieben Kölner Innenstadtkirchen Ende 2006 begründete Mörtter damit, „dass sie von außen kaum als Kirchen zu erkennen und somit am ehesten anderweitig nutzbar sind“. Die Kreuzkirche in Bahnhofsnähe habe darüber hinaus in den nächsten Jahren einen erheblichen und kostspieligen Sanierungsbedarf.

Der Einspareffekt der Schließungen liegt bei 65.000 Euro. „Zu wenig“, sagt Rasokat. Deshalb sollen die beiden Kirchen mit „innovativem Immobilien-Management“ vermarktet werden, um „die Ertragslage zur Finanzierung der Arbeit der Evangelischen Gemeinde Köln zu verbessern“. Dazu will man auf außerkirchliche Berater, zum Beispiel Architekten, zurückgreifen. „Wir setzen dabei auf das Instrument der Kostenrechnung. Das hat es in der Kirche so noch nicht gegeben“, erklärt Rasokat. Mörtter legt Wert darauf, dass in den Kirchen auch in Zukunft Arbeit geleistet wird, „mit der sich Kirche zeigen kann“. Ob in den nächsten Jahren noch eine Kirche oder ein Gemeindezentrum geschlossen werden muss, hängt laut Rasokat davon ab, wie hoch die zukünftigen Einnahmen aus Kirchensteuer und Immobilienvermarktung ausfallen.

Zur Zeit werden Gespräche mit den zwei von den Kirchenschließungen betroffenen Pfarrern über eine Vorruhestandslösung geführt. Bei den beiden anderen Stellen, die wegfallen sollen, hofft das Presbyterium, dass sich die Betroffenen auf andere Pfarrstellen bewerben. Darüber hinaus fallen auch zwei Kirchenmusikerstellen mit Umfängen von fünf und 13 Wochenstunden sowie zwei halbe Küsterstellen weg.


Kita: An der Kartäuser- statt an der Antoniterkirche
Die Gemeinde zahlt im Moment einen Trägeranteil in Höhe von 232.000 Euro für ihre vier Kindertagesstätten mit insgesamt neun Gruppen. Dieser Anteil wird ab dem 1. Januar 2007 auf die Hälfte reduziert. Jede Gruppe muss dann 13.000 Euro für ihren Fortbestand aufbringen. Dabei rechnet man mit dem Engagement von Fördervereinen und Paten für Kindergartenplätze. Die Eltern protestieren gegen die Schließung, doch die Gemeinde bietet den Kindern der Kindertagesstätte an der Antoniterkirche, die  im Sommer 2006 geschlossen werden soll, die Fortführung der Gruppe im Jugendzentrum an der Kartäuserkirche an. Wenn im nächsten Sommer die Hortgruppe im Kindergarten an der Kartäuserkirche geschlossen wird, soll die Gruppe in deren Raum umziehen. Fraglich ist noch, ob die Stadt dabei mitspielt. „In der Südstadt beträgt die Versorgungsquote von Kindergartenplätzen 125 Prozent“, erklärt Domning. Man habe jedoch positive Signale der Stadt erhalten, dass dem Umzug zugestimmt werde. Gegen den Trend will man die zweigruppige Kindertagesstätte an der Thomaskirche auf eine dreigruppige, integrative erweitern. Integrative Einrichtungen werden zu über 90 Prozent vom Land finanziert.

Viele Arbeitsbereiche sind betroffen
Zur Zeit leisten drei Sozialpädagogen und -pädagoginnen 90 Wochenstunden Jugendarbeit in der Gemeinde. Ab dem 1. Januar 2007 werden nur noch 60 Wochenstunden finanziert. Bis dahin will man nach Möglichkeiten suchen, die wegfallenden 30 Stunden zu finanzieren. Auch die Kartäuserkantorei steht auf der Kippe. „Unsere Mittel reichen noch für zwei Jahre, um die herausragende Arbeit dieser Kantorei zu bezahlen“, so Mörtter. Gebraucht werden 15.000 Euro pro Jahr.

Kartäuserkirche wird zum Hochzeitszentrum
„Bürger-Engagement“ ist laut Mörtter mehr denn je gefragt, um die kirchliche Arbeit zu erhalten. Dazu gehören für ihn verbindliche Projekt-Patenschaften, Spenden und Sponsoring. Aber die Gemeinde setzt auch auf „eigene innovative Konzepte“. So soll die Kartäuserkirche zum „Hochzeitszentrum“ werden mit der Möglichkeit, angrenzende Räume für die Feier zu mieten.


 

Text: Rahmann
Foto(s):