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Erster Gleichstellungsatlas der Evangelischen Kirche in Deutschland erschienen

Ganz bewusst am 8. März, dem internationalen Weltfrauentag, erscheint der erste Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern der Evangelischen Kirche in Deutschland. Demnach sind Frauen in den Ehrenämtern von Kirche und Diakonie überrepräsentiert, in der mittleren Leitungsebene hingegen sind sie kaum vertreten. Bei Dekanen und Superintendenten beträgt, laut Atlas, der Frauenanteil 21 Prozent. Dort gibt es also Nachholbedarf.

Weniger Pfarrerinnen als gedacht
Neben den Daten zu der Verteilung der Leitungsämter wurden auch Zahlen zum kirchlichen Leben erhoben. EKD-weit liegt der Anteil der Männer, die sich ehrenamtlich engagieren, bei nur 31 Prozent. Natürlich wurde auch der Anteil der Frauen im Pfarramt erhoben. Die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, zeigte sich vom Ergebnis überrascht: „Gefühlt hatten wir den Eindruck, dass inzwischen mehr Pfarrerinnen als Pfarrer in der evangelischen Kirche Dienst tun." Realität ist, dass unter den Ordinierten 33 Prozent Frauen sind, die Evangelische Kirche im Rheinland liegt dabei im EKD-Durchschnitt. Mit der Suche nach den Ursachen für den geringen Frauenanteil soll sich laut Beschluss der Synode eine Folgestudie befassen. Darin werden dann auch die Anforderungsprofile für kirchliche Leitungspositionen auf mittlerer Ebene untersucht. Studienleiterin Simone Mantei kündigte an, dass diese Studie voraussichtlich 2016 erscheinen wird.

Möglichkeiten nutzen
Vorbild der Veröffentlichung der EKD ist der Gleichstellungsatlas des Bundes. Der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, würdigte die Möglichkeiten der vertieften Analyse, die der Atlas eröffnet. Überrascht habe ihn, wie vielfältig sich die Situation in den einzelnen Landeskirchen schon auf den ersten Blick darstelle. „Möge der Atlas vielfach genutzt werden, um dem Ziel einer gleichberechtigten Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche noch ein Stück näher zu kommen."

Ein Atlas zeigt Wege
„Wir sind gespannt, was die Auswertung der Daten in den Landeskirchen ergibt“, sagte Oberkirchenrätin Kristin Bergmann, die in der EKD für Gleichstellungsfragen zuständig ist. „Der Atlas stellt die Datengrundlage zur Verfügung. Wie die Daten allerdings zu interpretieren sind und welche kirchenpolitischen Schlüsse daraus zu ziehen sind, muss jetzt in den entsprechenden Gremien vor Ort diskutiert werden“. Die Gleichstellungsbeauftragten der Landeskirchen, die den Atlas zusammen mit dem Studienzentrum herausgeben, werden diesen Prozess in den Landeskirchen begleiten und unterstützen, so Bergmann.

Bestandsaufnahme nach 25 Jahren
Die aktuelle Übersicht wurde vom 2014 in Hannover gegründeten EKD-Studienzentrum für Genderfragen in Kirche und Theologie erarbeitet. Der Atlas dient als Bestandsaufnahme 25 Jahre nach der EKD-Synode in Bad Krozingen. Mit dem Krozinger Synodenbeschluss "Die Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche" von 1989 sollte der Abschied von der "Männerkirche" eingeleitet werden. Damals wurde als Ziel formuliert, dass innerhalb von zehn Jahren ein Frauenanteil in kirchlichen Gremien von mindestens 40 Prozent erreicht werden soll. Weitere Beschlüsse betrafen die Frauenförderung.
Die Vorgaben von 1989 werden der Übersicht zufolge in den Leitungsgremien der EKD erfüllt. Im Kirchenparlament beträgt der Frauenanteil 46 Prozent, von den 15 Ratsmitgliedern der EKD sind sieben Frauen.

Text: APK/EKD
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