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Erst befristet, jetzt fest angestellt: Pfarrer Uwe Rescheleit

Er hat einen langen Anlauf genommen. Sieben Jahre hat Uwe Rescheleit als Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Riehl mit zeitlich befristeten Verträgen gearbeitet. Das ist nun Vergangenheit. Rolf Domning führte ihn als Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte – zu dem die Gemeinde Riehl gehört – während eines Gottesdienstes in der Stephanuskirche nun offiziell in sein Amt als Riehler Gemeindepfarrer ein. Unbefristet.

Vom Freizeithelfer zum Pfarrer
Rescheleit wurde 1963 in Wülfrath geboren. Das liegt zwischen Wuppertal und Düsseldorf. Seine Eltern stammen aus Ostpreußen und ließen sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland nieder. Als die Mutter Mitte 30 war, starb ihr Mann bei einem Arbeitsunfall. Die Familie wurde von der ortsansässigen evangelischen Kirchengemeinde aufgefangen. Uwe Rescheleit engagierte sich in der evangelischen Jugendarbeit, wurde Mitglied im Freizeithelferteam und trat mit seiner Band aus der Gemeinde bei Kirchentagen auf. Nach dem Abitur studierte er Theologie in Bonn, Wuppertal und Kiel. 1990 bestand er sein erstes Examen im Landeskirchenamt in Düsseldorf. Gute Erinnerungen hat Rescheleit an sein Vikariat in Wuppertal-Vohwinkel. „Der dortige Pfarrer Kurt-Eugen Melchior hat mich sehr beeindruckt.“ Sein damaliger Mentor war im Januar 2011 nun auch Gast bei der Einführung in Riehl.

Von der amerikanischen Ostküste nach Köln-Riehl
Nach dem zweiten Examen verbrachte Rescheleit eineinhalb Jahre in der „United Church of Christ“, der Partnerkirche der Evangelischen Kirche im Rheinland an der amerikanischen Ostküste. Dort absolvierte er eine „klinische Seelsorger-Ausbildung“. Spätestens seitdem ist der Pfarrer überzeugt davon, dass „Geistliche noch was anderes als die Bibel und deren Studium brauchen. Sie müssen auch auf der psychologischen Ebene geschult sein. Sie müssen sich kundig machen, wie man gut mit Menschen in Kontakt kommt.“ Nach Stationen in Aachen, Herzogenrath („Da konnte ich aus dem Küchenfenster nach Holland gucken“) und Rösrath kam Rescheleit 2003 als Krankheitsvertreter nach Köln-Riehl. „Es entstand auf Anhieb ein gutes Verhältnis zum Presbyterium und der Kollegin Marie Reyter“, erinnert sich der Pfarrer. Da auch die Protestanten in Riehl sparen müssen, wählte in das Presbyterium erst im Mai 2009 zum Gemeindepfarrer. Einstimmig. „Damit hatte ich nach acht Jahren Zitterpartie endlich wieder eine feste Pfarrstelle“, wirft der dreifache Familienvater einen Blick zurück. Er ist verheiratet mit einer Ärztin, die im evangelischen Krankenhaus Weyertal arbeitet.

Gebäudemangement, Hospizgruppe, Besuchsdienst und die Riehler Heimstätten
Neben der Gemeinde wird sich Rescheleit in nächster Zeit verstärkt auch den gemeindeeigenen Gebäuden widmen müssen. Die Stephanuskirche ist dringend sanierungsbedürftig. Das Jugendzentrum der Gemeinde wurde aus finanziellen Gründen geschlossen. Eigentlich sollte das Gebäude an einen Investor verkauft werden. Der zog jedoch aus heiterem Himmel sein Angebot zurück. Nun prüft Rescheleit mit anderen die Möglichkeit, eine Baugruppe zu gründen und mit Mitstreitern das alte Gebäude abzureißen, um dort für die Mitglieder der Gruppe Wohnungen zu bauen.
In Riehl hat sich außerdem kürzlich eine ökumenische Hospizgruppe gebildet, die Rescheleit begleitet. Der Besuchsdienst der Gemeinde kümmert sich regelmäßig um die Menschen in den Riehler Heimstätten. Seit Jahren bietet der Pfarrer den Mitgliedern dieser Gruppe einmal jährlich Fortbildungen an. Er feiert auch regelmäßig Gottesdienste auf den Stationen in der Senioreneinrichtung.

Zukunftspläne: Die Gemeinde in eine „grüne Insel“ verwandeln
Die „Verantwortung für die Schöpfung“ ist Rescheleit wichtig. „Ich möchte ein Stück Klimagerechtigkeit in der Gemeinde durchsetzen.“ Eine „grüne Insel“ soll die Gemeinde werden. Wenn das Kirchendach erneuert ist, soll es dort auch Nistkästen für Fledermäuse geben. Und fair gehandelte Produkte sollen auch stärker in den Fokus rücken, „und zwar nicht nur auf dem Schild am Gemeindezentrum und mit Nicaragua-Kaffee beim Gemeindefest“. Im Übrigen gebe es für die Kirchengemeinde kein angestammtes Bleiberecht und auch keine Pfründe. Die Gemeinde wandele sich ständig. Und das sei auch gut so. Der Pfarrer ist optimistisch: „Ich habe ja eine kleine Wundergeschichte erlebt. Aber jetzt fühle ich mich pfarramtlich so wohl wie noch nie“, fasst Rescheleit seine derzeitige Gemütslage zusammen.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann