You are currently viewing Einweihung der Kreienbrink-Orgel mit Präses Nikolaus Schneider

Einweihung der Kreienbrink-Orgel mit Präses Nikolaus Schneider

„Ein großartiger Moment ist heute“, jubelte Superintendent Rolf Domning in einer aus allen Nähten platzenden Paul-Gerhardt-Kirche in Köln-Lindenthal. Der Anlass war am ersten Advent nicht der Beginn des neuen Kirchenjahrs, sondern die Einweihung der neuen Orgel aus dem Hause Kreienbrink – eine in weißes Holz gefasste Maßanfertigung im nüchtern weißen Kirchenraum der nur von außen roten Paul-Gerhardt-Kirche.

Kantorin Ursula Döll spielte zur Feier des Tages den Choral a-Moll von César Franck und „La nuit“ von Sigfrid Karg-Elert. Von Mitgliedern des Gürzenich-Orchesters unter der Leitung von Dirigent Jörg Ritter begleitet wurde Döll beim Orgelkonzert d-Moll op. 7.4 von Georg Friedrich Händel sowie beim Konzert für Orgel, Streichorchester und Pauken g-Moll von Francis Poulenc. Das Publikum, unter ihnen auch Dr. h.c. Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, applaudierte die Darbietung begeistert.

Ausschließlich durch Spenden finanziert
Ein Orgelbau ist ein sehr kostenintensives Unterfangen. Superintendent Domning gratulierte der Gemeinde dann auch ausdrücklich dafür, dass sie dieses Projekt „in Zeiten zurückgehender Mittel möglich machen konnte“. Die Kreienbrink-Orgel in der Paul-Gerhardt-Kirche verzichtete hierbei sogar auf eine Finanzierung durch Kirchensteuern. „Sie ist eine echte Gemeindeorgel“, wie Pfarrerin Ulrike Gebhardt bei ihrer Begrüßung betonte, wurde das Instrument doch ausschließlich durch Spenden finanziert. Ein Wagnis? Sicherlich, aber eines, das sich offensichtlich lohnt und dem Präses Nikolaus Schneider Respekt zollte. Er lobte das von der Gemeinde an den Tag gelegte Gottvertrauen. Wenn man von einem Projekt überzeugt sei, müsse man auch Risiken eingehen und nicht erst auf sichere Finanzierungspläne warten.

Schneider: "Kirchenmusik erreicht die ganze Person"
„Wenn man immer auf Sicherheit gegangen wäre, wäre der Kölner Dom nie gebaut worden“, sagte Schneider in seinem kurzen Grußwort vor dem Konzert, in dem er sich auf das zukünftige Wirken der Orgel freute – gerade im Hinblick auf die aktuelle Lutherdekade. Ein Wahrzeichen der Reformation sei es schließlich von Beginn an gewesen, dass die Gemeinde am Gottesdienst aktiv teilnehme, etwa im Gemeindegesang unter Anleitung der Orgel. „Kirchenmusik ist Verkündigung auf ihre Weise“, erläuterte Schneider: „Sie erreicht die ganze Person“. Und so sprach er die Hoffnung aus, dass auch die Kreienbrink-Orgel im kommenden „Jahr der Kirchenmusik“ innerhalb der Lutherdekade eine gewichtige Rolle für Köln spielen wird. In der Tat hat die Gemeinde schon ein reichhaltiges Programm geplant. Zunächst geht es weiter mit einem Konzert am dritten Advent, Sonntag, 18. Dezember, 18 Uhr, wenn Ursula Döll gemeinsam mit der Paul-Gerhardt-Kantorei ein Programm mit Werken von Bach, Dvorak und Franck spielt. Im kommenden Jahr wird unter anderem Gewandhausorganist Michael Schönheit zu einem Gastspiel erwartet.

Wahres Feuerwerk an Ideen und Aktionen
2005 ist der Orgelbau vom Presbyterium beschlossen worden. Die Disposition wurde von Kantorin Ursula Döll gemeinsam mit Günther Eumann, dem Orgelsachverständigen der Evangelischen Kirche im Rheinland, und Orgelbauer Joachim Kreienbrink erarbeitet. Man verständigte sich auf ein Instrument, das 30 Register und zwei Manuale umfasst und dessen Disposition es ermöglicht, den größten Teil der vorhandenen Orgelliteratur aufzuführen. Wie aber sollte nun die Finanzierung der 550.000 Euro durch Spenden erreicht werden? Die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Lindenthal bewies hier Einfaltsreichtum und Beharrlichkeit. Das Presbyterium gründete eine Orgelprojektgruppe unter der Leitung von Annemarie Frage-Münch und siedelte das Projekt beim Forum Paul-Gerhardt Kirche an. Darauf gelang es, ein wahres Feuerwerk an Aktionen "abzufackeln", um Aufmerksamkeit zu erzeugen und Geldspenden einzuwerben: mit Erfolg! Hierzu gehörten natürlich Benefizkonzerte, aber auch die Produktion von „Orgel-Wein“, Info-Stände auf diversen Festen, Benefiz-Essen und –Führungen und vieles mehr.

Patenschaften für Pfeifen können übernommen werden
Bislang sind schon stolze 425.000 Euro und damit 78 Prozent der Kosten für die neue Orgel eingenommen worden, eingeworben von engagierten Gemeindegliedern und den Gemeindepfarrern Ulrike Gebhardt, Armin Beuscher und Friedhelm Quade. Und die Anstrengungen gehen weiter, bis auch die restlichen 22 Prozent eingeworben werden. Die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Lindenthal bietet hierbei an, Orgelpfeifenpatenschaften zu übernehmen. Die neue Orgel besteht in etwa aus 1.600 Pfeifen unterschiedlicher Bauart und Größe. Patenschaften für einzelne dieser Pfeifen können für Beiträge von 50 Euro bis 500 Euro übernommen werden. Zum Abschluss des Einweihungskonzertes wies Pfarrerin Gebhardt dann auch darauf hin, dass Pfeifenpatenschaften gerade in der Weihnachtszeit ein wunderbares Geschenk seien: „Die kommen bei Kindern wie auch bei älteren Menschen prima an!“ Einige Töne der neuen Orgel können also noch gekauft werden.

Text: Anselm Weyer
Foto(s): Anselm Weyer