Am 17. Mai 2014 gab es eine Premiere in der Evangelischen Kirche im Rheinland: In Bonn fand die erste Gender-Konferenz statt. Mehr als 80 Personen versammelten sich im Haus der Kirche. Delegierte aus den Kirchenkreisen, Ämtern, Werken und Einrichtungen, Vertreterinnen der Frauen- und Männerarbeit sowie Gleichstellungsbeauftragte und Gäste. Sie waren der Einladung der Gender- und Gleichstellungsstelle gefolgt, an diesem ersten landeskirchenweiten Vernetzungstreffen teilzunehmen.
Ein Drittel Theologinnen
Vizepräses Christoph Pistorius dankte im Namen der Kirchenleitung allen, „die sich in Kirchenkreisen, Gemeinden und Einrichtungen seit vielen Jahren für eine Gleichstellung von Männern und Frauen einsetzen und engagieren“. Was in den vergangenen 50 Jahren für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Kirche erreicht wurde, sei auch im ökumenischen Vergleich profilbildend, unterstrich Pistorius: „Wie viel inhaltlich ärmer und beschränkter wäre unsere Theologie, die Verkündigung und Gemeindearbeit ohne die vielen Theologinnen, die in unserer Kirche Dienst tun. Dies ist zurzeit etwa ein Drittel. Ich bin als evangelischer Christ und als Vizepräses stolz darauf, was hier bis hierhin erreicht wurde.“
Gerechtigkeit trägt zur Qualität bei
Referent Uwe Ihlau von der Fachstelle Gender NRW machte anhand von Beispielen aus dem gesellschaftlichen und kirchlichen Alltag deutlich, wie traditionelle Rollenbilder immer noch unsere Wahrnehmung prägen. Zugleich zeigte er den Nutzen von geschlechtergerechtem Handeln auf. Ihlau: „Geschlechtergerechtigkeit trägt zur Qualitätsentwicklung auf allen Ebenen einer Organisation bei.“
Viele Diskussionen, auch über die Quote
In Workshops berieten die Teilnehmenden unter anderem über ein neues Akzeptanzmanagement für das Gleichstellungsgesetz, Juristin Heike Moerland stellte hierzu vielfältiges Schulungsmaterial für Kirchenkreise und Kirchengemeinden vor. Dagmar Müller, leitende Pfarrerin der Frauenhilfe, und Jürgen Rams, Leiter des Zentrums für Männerarbeit, warfen einen geschlechtsspezifischen Blick auf Gender und diskutierten mit den Teilnehmenden über die Bedeutung der Frauen- und Männerarbeit für Genderpolitik. Die Frage, wie Gottesdienstformen und -sprache die Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männern aufnehmen können, erbrachte eine spannende theologische Debatte unter Leitung von Pastorin Irene Diller von der Genderstelle und dem Essener Pfarrer Fritz Pahlke. Und auch die „Quote“ wurde diskutiert, ein Workshop mit Beate Ludwig von der Genderstelle erörterte Möglichkeiten und Grenzen eines Gremienbesetzungsgesetzes.
Gender-Landkarte
„Bunt“ wurde es bei der Erstellung einer Gender-Landkarte der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Teilnehmenden notierten auf Karten, welche Aktivitäten es zu Frauen- und Männerarbeit und zu Geschlechtergerechtigkeit in ihren Kirchenkreisen gibt. Diese Karten wurden dann auf eine Landkarte geklebt und machten so die rheinische Vielfalt sichtbar.
Bitte, nicht weiter zu kürzen
Die Konferenz formulierte zum Abschluss ein deutliches Votum: „Die Gender-Konferenz bittet die Kirchenleitung, im Prozess der Haushaltskonsolidierung keine weiteren Kürzungen im Bereich der Frauen-, Männer- und Genderarbeit vorzunehmen.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen viele Impulse in den Alltag mit und bekamen Anregungen, wie sie Geschlechtergerechtigkeit in die konkreten Handlungsfelder vor Ort einbringen können. Hierbei war das Schlusslied der Gender-Konferenz zugleich auch Auftrag: „Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn …“.
Foto(s): EKiR