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„Dieser Dom mahnt uns zur Einheit“ – Vor 750 Jahren wurde der Grundstein des Altenberger Doms gelegt

Ein ganz besonderes Jubiläum feierte die Evangelische Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen jetzt mit einem Festgottesdienst. Ein Jubiläum, das kaum eine evangelische Gemeinde in Deutschland feiern kann. Vor 750 Jahren wurde der Grundstein ihres Gotteshauses, des Altenberger Doms, gelegt. Dabei liegt die Reformation doch erst 492 Jahre zurück. Des Rätsels Lösung: Seit 1857 ist der imposante Dom im Bergischen Land eine so genannte „Simultankirche“: Evangelische und katholische Christinnen und Christen feiern ihre Gottesdienste beide in der gleichen Kirche.

„Ein großer Tag für Altenberg“
„Dazu ist dieser Dom gegründet worden: Um die Botschaft Jesu Christi zu verkünden“, betonte Nikolaus Schneider, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, in seiner Predigt. Und auch Claudia Posche, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen, sagte in ihrer Begrüßung, dass die Trennung der beiden Kirchen immer noch schmerzlich erlebbar sei. „Doch dieser Dom mahnt uns zur Einheit.“ Von daher sei dies ein „großer Tag in Altenberg“, einer, „an dem wir dankbar an die Zisterziensermönche zurückdenken, die dieses Gotteshaus gegründet haben“.

Kritische Worte von Präses Schneider
An die Anfangstage des Altenberger Doms erinnerte auch Präses Schneider, der über das „Gleichnis vom bösen Winzer“ (Markus, Kapitel 4, Vers 1-12) predigte. „Zu Zeiten, als dieser Dom gegründet wurde, wurden auch Kreuzzüge begründet, und Juden wurden als Gottesmörder bezeichnet.“ Sein Fazit: „Gottes Boten leben gefährlich!“ Theologisch, so sagte Schneider, habe man diese Zeiten erst kurzem überwunden, Auswüchse gebe es aber bis heute. Und ganz aktuell sei die „Pius-Bruderschaft“ in den Fokus gerückt, „die immer noch von Israel als Land der Gottesmörder spricht“. Unter dem Beifall der Anwesenden im voll besetzten Altenberger Dom betonte er unmissverständlich: „wer so redet, hat in der Kirche Jesu Christi keinen Platz!“

„Jesus ist das Fundament“
Über Gott zu reden sei eine ernste und manchmal auch gefährliche Sache. „Heutzutage ist uns das nicht mehr so bewusst“, so Schneider. Jesus habe den Menschen Gott näher gebracht, was aber sofort die Frage aufgeworfen habe, wer denn das Recht habe, über Gott zu reden. Und von der Frage nach der Vollmacht leite sich sofort die Frage nach der Macht ab. „Gottes Sohn – das klingt nach Messias. Und der bestreitet den Anspruch anderer“, verdeutlichte Schneider die Herausforderung der Mächtigen. Wie in dem Gleichnis sei der Sohn Gottes gestorben und zum Eckstein geworden, und seitdem habe es viele Ecksteine gegeben. „Aber Jesus ist das Fundament.“

Himmlische Musik“ im Altenberger Dom
Der Festgottesdienst war aber nicht nur ein Gottesdienst des Wortes, sondern auch der Musik. Im Händel- und Mendelssohn-Gedenkjahr führten die Domkantorei Altenberg, der Kleine Chor Köln, das „Consortium Musica Sacra“ Köln sowie mehrere Solisten mehrere Stücke der beiden Komponisten auf: das „Dettinger Tedeum“ und die „Coronation Anthems“ von Georg Friedrich Händel sowie „Denn er hat seinen Engeln befohlen“, die Vertonung des Psalms 91 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die Leitung hatte Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner.
Und hier gleich noch ein „musikalischer Fingerzeig in die Zukunft“: Im Rahmen des Kirchenmusikfestivals „Himmlische Musik“ des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch veranstalten der Oratorienchor Köln und die evangelische Kirchengemeinde am Freitag, 25. September, das Eröffnungskonzert im Altenburger Dom. Unter dem Motto „Sie bauten ein Abbild des Himmels“ – Himmlische Musik zur Idee des Altenberger Doms – wird von Arrigo Boito der „Prolog im Himmel“ aus der Oper „Mefistofele“ und von Gustav Mahler die „Auferstehungssinfonie“ unter Leitung von Andreas Meisner aufgeführt. Eintrittskarten zwischen 19 und 34 Euro gibt es im Altenberger Dom-Laden, Telefon 021 74/41 99 30 oder über E-mail.

Simultankirche seit 1857
Die Geschichte des Altenberger Doms als Gotteshaus der Protestanten nahm ihren Anfang im Jahr 1834. Damals sagte der preußische König Friedrich Wilhelm II. Gelder für den Wiederaufbau des 1815 bei einem Brand schwer beschädigten Gotteshauses zu. Allerdings unter einer Bedingung: Der Bergische Dom sollte fortan als so genannte „Simultankirche“ genutzt werden. Eine Kirche sowohl für katholische als auch für evangelische Christinnen und Christen. 1847 war der Wiederaufbau des Altenberger Doms abgeschlossen, doch die Verhandlungen darüber, wie die zukünftige gemeinsame Nutzung aussehen sollte, zogen sich weitere neun Jahre hin. In dieser Zeit nutzten weder Katholiken noch Protestanten das Gotteshaus. Erst 1857 wurde festgelegt, dass die evangelische Gemeinde an Sonn- und Werktagen von 8 bis 10 Uhr und von 13 bis 15 Uhr den Altenberger Dom nutzen kann, in der übrigen Zeit stand er der katholischen Gemeinde zur Verfügung.

Ökumene funktioniert im Altenberger Dom
Eine Einigung, die zwar zu einem Nebeneinander, aber noch lange nicht zum Miteinander führte. Bei einem Verhältnis von zehn zu eins zwischen Katholiken und Protestanten empfanden viele katholische Christen die zugestandenen Zeiten als zu weitgehend. Lediglich etwa 200 Menschen evangelischen Glaubens lebten damals im Sprengel Odenthal, zu dem Altenberg in jener Zeit gehörte. Eine eigenständige evangelische Gemeinde gab es in Altenberg zu dieser Zeit nämlich noch nicht. Die Gläubigen kamen aus Schlebusch und Odenthal zu den evangelischen Gottesdiensten im Altenberger Dom. Erst am 7. September 1867 wurde die evangelische Gemeinde Altenberg offiziell konstituiert. Heute ist das zahlenmäßige Verhältnis zwischen den Konfessionen in etwa ausgeglichen.
Unstimmigkeiten gab es auch immer wieder darüber, wem der Altenberger Dom eigentlich gehört. Obwohl der Staat seit 1834 die bauliche Instandhaltung des Gotteshauses bezahlt, bezogen sich die Katholiken viele Jahre auf eine Schenkungsurkunde des damaligen Landesfürsten an das Erzbistum Köln.
Heute muten solche Geschichten antiquiert an, denn die Zusammenarbeit der Gemeinden funktioniert. Und so gehörte nicht nur Monsignore Johannes Börsch von der katholischen Gemeinde in Altenberg zu den Gästen des Festgottesdienstes, sondern auch der Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region, Rolf Domning, sowie Andrea Vogel, die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Fleischer